Die Verbraucherpreise erhöhten sich um 64,77 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt am Mittwoch mitteilte. Im November hatte die Teuerungsrate noch bei 61,98 Prozent gelegen. Besonders steigende Preise in Hotels und Restaurants befeuerten vor dem Jahreswechsel die Inflation. Auch die Schwäche der Landeswährung Lira trägt dazu bei: Sie wertete allein im vergangenen Jahr um 37 Prozent zum Dollar ab, wodurch Importe teurer werden. Die Zentralbank hat ihren Leitzins 2023 von 8,50 auf 42,50 Prozent angehoben, um die hohe Teuerung einzudämmen - bislang mit wenig Erfolg.

Experten zufolge droht nach der unerwartet kräftigen Anhebung des Mindestlohns eine neue Inflationswelle. «Die Preise werden um mindestens 25 bis 30 Prozent steigen», sagte der Vorsitzende des türkischen Verbands der Schuhhersteller, Berke Icten. Arbeitsminister Vedat Isikhan hatte angekündigt, dass der monatliche Mindestlohn im neuen Jahr auf 17.002 Lira (519 Euro) steigen wird. Das entspricht einer Erhöhung um 49 Prozent im Vergleich zu dem im Juli festgelegten Niveau. Gemessen am Januar 2023 ist es sogar eine Verdoppelung. Etwa sieben Millionen Türken werden von der höheren Lohnuntergrenze profitieren.

Wegen der hohen Inflation und der Lira-Schwäche Lira hat die Regierung den Mindestlohn in den vergangenen zwei Jahren alle sechs Monate heraufgesetzt. Arbeitgeber bekommen zwar Unterstützung, um die Folgen zu mildern. Diese falle aber geringer aus als erwartet, erklärten Wirtschaftsverbände.

Die Erhöhung werde sich «erheblich auf die Inflation auswirken», sagte ein Ökonom, der anonym bleiben wollte. Die Inflationsrate könnte im ersten Halbjahr 2024 rund 70 Prozent erreichen. Trotz der kräftigen Anhebung würde der Mindestlohn damit inflationsbereinigt sinken, wenn es Mitte des Jahres keine weitere Erhöhung gebe. 

(Reuters)