Die hohe Inflation lässt einer Studie zufolge das Geldvermögen der deutschen Privathaushalte in diesem Jahr stark schrumpfen. Der Wertverlust auf das verzinsliche Geldvermögen betrage voraussichtlich 395 Milliarden Euro, wie aus der am Dienstag veröffentlichten Untersuchung der DZ Bank hervorgeht. "Bezogen auf die Gesamtbevölkerung sind das über 4700 Euro pro Kopf", heisst es darin. Studienautor Michael Stappel zufolge liegt das an der sehr hohen Inflation. Diese sorge für einen negativen Durchschnitts-Realzins in Höhe von minus 6,9 Prozent - trotz der mittlerweile eingeleiteten Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB). Das sei ein neuer Negativrekord und liege um 4,4 Prozentpunkte tiefer als im vergangenen Jahr.

Insgesamt beträgt das Geldvermögen der Haushalte den Angaben zufolge derzeit rund 7,7 Billionen Euro. Im ersten Halbjahr sei es durch Kursverluste bei Wertpapieren um 1,8 Prozent gesunken - und das, obwohl über 160 Milliarden Euro gespart und neu angelegt worden seien. Mit Blick auf das kommende Jahr rechnet Stappel damit, dass das private Geldvermögen bei freundlicherer Stimmung an den Aktienmärkten wieder zulegen werde.

Die steigende Lebenshaltungskosten, der russische Krieg gegen die Ukraine und die anhaltende Corona-Pandemie wirken sich einer Umfrage zufolge zunehmend negativ bei den Menschen in Deutschland aus: Nur noch 34 Prozent fühlen sich finanziell gut oder sogar sehr gut aufgestellt, wie der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) zu seiner jährliche Befragung mitteilte. "Rund 90 Prozent der Befragten treibt die Inflation um", sagte DSGV-Präsident Helmut Schleweis bei der Vorstellung des Vermögensbarometers. "Etwa zwei Drittel der Befragten verzichten in ihrem Alltagsleben auf früher übliche Ausgaben. Mehr als die Hälfte will sich weiter einschränken."

Besonders Haushalte mit niedrigen Einkommen unter 1000 Euro sind betroffen: Hier müssen bereits 83 Prozent auf Alltägliches verzichten. Aber auch wer mehr verdient, macht sich Sorgen. "Der Druck kommt auch in der Mittelschicht an, die bisher vergleichsweise gut über die Runden gekommen ist und nicht von staatlichen Transferleistungen abhängig war", sagte Schleweis. 58 Prozent der Haushalte mit einem Einkommen von mehr als 2500 Euro verzichteten bereits im Alltag.

(Reuters)