Sinkende Energiepreise haben die Inflationsrate in der Euro-Zone im August auf den niedrigsten Stand seit gut drei Jahren gedrückt. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich nur noch um durchschnittlich 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einer Teuerungsrate in dieser Höhe gerechnet, nachdem sie im Juli noch 2,6 Prozent betragen hatte.

Damit nähert sich der Wert der Zwei-Prozent-Marke, die die Europäische Zentralbank (EZB) anstrebt. «Die EZB wird sich aber hüten, den Sieg gegen die Inflation auszurufen», sagte der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia. «Denn in den nächsten Monaten wird es mit der Jahresrate der Inflation wieder aufwärts gehen.»

«Freizeit und Vergnügen haben Vorrang»

Die Energiepreise fielen im zu Ende gehenden Monat um durchschnittlich 3,0 Prozent und dämpften damit die Inflation. Lebensmittel, Alkohol und Tabak kosteten 2,4 Prozent mehr als im August 2023. Dagegen verteuerten sich Dienstleistungen mit 4,2 Prozent erneut überdurchschnittlich stark und noch mehr als im Juli mit 4,0 Prozent. «Hierin manifestieren sich die höheren Lohnkosten, welche von den Betrieben weitergegeben werden», sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. Diese könnten hier auch deshalb weitergegeben werden, weil die Verbraucher dazu bereit seien. «Freizeit und Vergnügen haben Vorrang mit einer einhergehenden hohen Zahlungsbereitschaft», sagte Gitzel.

Die EZB hat wegen der abflauenden Inflation im Juni eine Wende eingeleitet und ihren Leitzins erstmals seit Jahren gesenkt - vom Rekordwert von 4,50 auf 4,25 Prozent. Die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass die Währungshüter im September nachlegen werden und den Zins weiter drücken. «Eine Zinssenkung im September ist in Stein gemeisselt», sagte Ökonom Gitzel. «Wer nun aber darauf setzt, dass die EZB im Oktober gleich nochmals nachlegt, dürfte vermutlich falsch liegen.» Auch der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger, sieht das Signal für weitere Leitzinssenkungen auf Grün stehen. Wegen Inflationsrisiken laufe es aber «auf kleine Zinsschritte hinaus», sagte Krüger.

Höhere Zinsen machen Kredite für Investitionen teurer, was die Konjunktur bremst und die Nachfrage dämpft - das wiederum kann den Preisanstieg drückt.

(Reuters)