Konkret sank die Jahres-Inflation im März auf 2,9 Prozent von 3,4 Prozent im Februar, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Montag mitteilte. Sie war in den ersten beiden Monaten 2023 u.a. wegen höheren Strom- und Flugpreisen deutlich angestiegen, nun notiert sie wieder gleich hoch wie im letzten Dezember. Den (bisherigen) Höhepunkt hatte die hiesige Inflation im letzten August bei 3,5 Prozent erreicht.
Ganz überraschend kommt der Rückgang zwar nicht, aber er war doch etwas stärker als erwartet. Von AWP befragte Ökonomen hatten die März-Inflation im Bereich von 3,0 bis 3,3 Prozent geschätzt.
Mit dem aktuellen Wert bleibt die Schweiz mit ihren Teuerungsraten zudem weiterhin deutlich unter denjenigen der Eurozone oder den USA, wo zuletzt Werte von 6,9 Prozent bzw. 6,0 Prozent (Februar) ausgewiesen wurden. Die Inflation war zuletzt aber auch in diesen Regionen zumeist deutlich rückläufig.
Importgüter immer noch teurer
Deutlich teurer hierzulande als vor Jahresfrist sind weiterhin vor allem Importgüter (+3,8%), während Inlandgüter 2,7 Prozent mehr kosteten als im März 2022. Beide Werte sind aber geringer als noch im Februar. Auch die Kerninflation, welche die volatilen Güter wie Nahrungsmittel, Energie und Treibstoffe ausschliesst, sank im März auf 2,2 Prozent von 2,4 Prozent noch im Februar.
Im Vergleich zum Vormonat legte der Landesindex der Konsumentenpreise (CPI) hingegen leicht zu, und zwar um 0,2 Prozent auf 106,0 Punkte. Teurer geworden sind laut BFS unter anderem Flug- und Pauschalreisen sowie neue Autos. Auch die Preise für Fruchtgemüse haben angezogen, oder etwa diejenigen für Bekleidung sowie Schuhe nach dem Ende des Winterausverkaufs. Günstiger als im Februar waren dagegen die Preise in der Parahotellerie oder jene für Heizöl und Beeren.
Dass die Jahres-Inflation trotz dem Preisanstieg zum Vormonat deutlich gesunken ist, hat vor allem statistische Gründe und heisst Basiseffekt. So waren im März letzten Jahres vor allem die Preise für Treibstoffe oder Heizöl nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine stark angestiegen - nun ist dieser Effekt nach genau einem Jahr wieder aus der Statistik gefallen.
Rückgang stärker als erwartet
Ökonomen hatten den Anstieg Anfang Jahr tendenziell unterschätzt, nun aber auch den Rückgang unterschätzt. Entsprechend ist die Beunruhigung nach den Januar- und Februarzahlen nun wieder einer nüchterneren Einschätzung der Gesamtsituation gewichen. Die Daten signalisierten, dass die Zweitrundeneffekte nach dem starken Preisanstieg bislang moderat geblieben seien, meint etwa Karsten Junius von Safra Sarasin. Ähnlich sieht dies David Kohl von Julius Bär: Anzeichen einer Preisspirale seien nicht erkennbar.
Dass die Inflation zum Jahresbeginn stärker als erwartet angestiegen ist, begründet Alexander Koch von Raiffeisen vor allem damit, dass Unternehmen wohl vermehrt die Gelegenheit für Preisanpassungen genutzt hätten. Daher sei nun im März die Beruhigung stärker ausgefallen als erwartet. Die Bekleidungs- und Reisepreise seien zwar im Monatsvergleich saisonüblich angestiegen, dafür sei die Preisdynamik in vielen anderen Kategorien wieder schwächer ausgefallen.
SNB dürfte aufatmen
Auch die Schweizerische Nationalbank dürfte die Zahlen mit grosser Aufmerksamkeit verfolgt haben und entsprechend nun ebenfalls ruhiger in die Zukunft schauen. Die Bekämpfung der Inflation betreibt sie bekanntlich vor allem mit Zinserhöhungen. So hat sie in den letzten neun Monaten ihren Leitzins vier Mal erhöht von -0,75 auf zuletzt 1,5 Prozent.
Die jetzigen Inflations-Daten sprächen dafür, dass sie es bei der nächsten Lagebeurteilung bei einer kleinen Zinserhöhung von lediglich 25 Basispunkten belassen könne, meinen etwa Koch von Raiffeisen und Junius von Safra Sarasin. Die UBS geht ebenfalls von einem Anstieg um 25 Basispunkten im Juni aus, danach dürfte die SNB für den Rest des Jahres auf weitere Zinserhöhungen verzichten. Zinssenkungen hingegen dürften wohl erst 2024 ein Thema werden, so die UBS.
(AWP)
1 Kommentar
Wie zu erwarten war ist die Teuerung im März 2023 in den Zielbereich von 2 % gesunken. Die Nationalbank hat im März einen Zinsschritt von 0,5 % gemacht, meines Erachtens zu hoch. Eine Zinsanpassung im Juni sollte daher ausbleiben. Es besteht die Gefahr dass ansonst die "Trittbrettfahrer" ihre Preise im Dienstleistungs-oder Konsum-Bereich erhöhen um ihren Gewinn zu steigern und nicht den effektiven Kostensteigerungen entsprechen . Dieser "Raubtiermentalität, erst jetzt recht" sollte die NSB keine Unterstützung leisten.