Reihenweise kauften Beteiligungsgesellschaften Firmen auf, die Säcke, Folien und Behälter aus Kunststoff herstellten. Schließlich versprach das Verpackungsmaterial für so vielfältige Alltagsprodukte wie Kleidung, Lebensmittel und Medikamente kontinuierliche Einnahmen und die Aussicht auf lukrative Weiterverkäufe.

Doch inzwischen ist der Industriezweig wegen der wachsenden Bedeutung von Umweltstandards nicht mehr so in Mode: Viele Finanzinvestoren vermeiden Plastikverpackungen bei ihren Einkaufstouren in der Unternehmenswelt, wie aus der Branche verlautet. Andere mühen sich, Kunststoffhersteller in ihren Portfolien zu attraktiven Preisen weiterzureichen.

Der Wandel zeigt, wie sich Beteiligungsgesellschaften binnen weniger Jahre neu ausgerichtet haben und Umweltstandards zu Entscheidungskriterien bei Übernahmen geworden sind. In der Verpackungsbranche dürfte sich der Trend mit den 2022 erwarteten neuen Regeln in der EU verstärken, nach denen Verpackungen bis 2030 wiederverwendbar oder recycelbar sein müssen. Um ESG-Standards - also Vorgaben für Umweltschutz, Soziales und Unternehmensführung - kommen auch Finanzinvestoren nicht herum.

"Keine Plastikverpackungsfirma würde unseren internen ESG-Check bestehen", sagt Marcus Brennecke, Co-Chef des Private Equity Advisory Teams von EQT. Die Beteiligungsgesellschaft hatte früher selbst solche Unternehmen in ihrem Portfolio. Heute würde sie dagegen auch dann auf einen Kauf verzichten, wenn das Investment sehr vielversprechend wäre, so Brennecke.

Trend zur Nachhaltigkeit wird zum klaren Entscheidungsfaktor

Eine Zurückhaltung wie bei EQT schlägt sich bereits in Zahlen nieder. So belief sich das Investment von Private Equity in der weltweiten Plastikverpackungsindustrie in den Jahren 2016 bis 2020 insgesamt auf 1,3 Milliarden Dollar - ein Drittel weniger als in den fünf Jahren davor, wie aus Statistiken des Datenanbieters Refinitiv hervorgeht.

Das bedeutet allerdings nicht, dass es keine Chance mehr auf Deals in der Branche gibt, die laut dem Forschungsinstitut Market Data Forecast im vergangenen Jahr weltweit Umsätze von 265 Milliarden Dollar gemacht hat. Viele Investoren sehen auch noch weiter Wachstumsmöglichkeiten, da sich bisher kein vergleichbarer Ersatz für Plastikverpackungen für massenhaft vertriebene Produkte wie Lebensmittel etabliert hat. Für Übernahmen picken sich die Beteiligungsgesellschaften in der Verpackungsbranche dann aber oft die "Öko-Champions" heraus.

"Wir halten den Verpackungsbereich unverändert für hochattraktiv", sagt Thomas Unger, Managing Partner bei Lindsay Goldberg Europe. Der Trend zur Nachhaltigkeit werde aber zu einem klaren Entscheidungsfaktor. "Unternehmen, die mit Materialeffizienz, geschlossenen Wertstoffkreisläufen und einem möglichst positiven ökologischen Fußabdruck punkten, werden gewinnen." Firmen, die an dieser Herausforderung scheitern, würden dagegen in ihrem Wert drastisch verlieren.

Erst vor wenigen Tagen hat Lindsay Goldberg die Firma Schur Flexibles, die Verpackungen für die Lebensmittel- und die Pharmaindustrie herstellt, an den österreichischen Investor B&C verkauft. Die Beteiligungsgesellschaft Partners Group, die 2019 beinahe Schur gekauft hätte, hat Insidern zufolge dieses Mal nicht mitgeboten.

Partners Group vorsichtig bei zukünftigen Investitionen

Partners sei sehr vorsichtig bei zukünftigen Investitionen in dem Industriezweig, unter anderem wegen ESG-Anforderungen, sagt Jürgen Diegruber, Partner bei dem Finanzinvestor. Im Portfolio seiner Firma befindet sich auch der Caterer Hoffmann, der kürzlich von Plastik- auf Papierverpackungen umgeschwenkt ist, um seinen ökologischen Fußabdruck zu verkleinern.

Generell gilt es in der Beteiligungsbranche als entscheidend, einen Plan zu haben, wie ein übernommenes Unternehmen "grüner" gemacht werden kann. So ist auch der Finanzinvestor SVPGlobal beim deutschen Verpackungshersteller Klöckner Pentaplast nach der Übernahme 2012 vorgegangen: Klöckner Pentaplast nutze etwa drei Mal so viel Recycling-Material wie die Konkurrenz und setze sich mit Unterstützung des Finanzinvestors konkrete ESG-Ziele, sagt SVPGlobal-Gründer Victor Kholsa. Wie Klöckner Pentaplast sind auch andere deutsche Verpackungsfirmen im Besitz von Beteiligungsgesellschaften, darunter Constantia Packaging, All4Labels, Schöller-Allibert und Cartonplast.

Obwohl die Verpackungsindustrie für Private Equity laut Branchenkennern zweifellos Chancen bereithält, scheuen manche Investoren das Risiko. "Plastikverpackungen - nicht für uns", sagt beispielsweise ein Europa-Manager einer der größten US-Beteiligungsgesellschaften. "Unsere Teams sind davon nicht begeistert." Sie hätten Probleme, den Investoren die Übernahme einer solchen Firma zu erklären. "Und wer wird sie in fünf Jahren kaufen, wenn ESG wahrscheinlich noch ernster genommen wird als heute?" 

(Reuters)