US-Anleger haben sich am Dienstag von Aktien getrennt, nachdem US-Notenbankchef Jerome Powell ein schnelleres Beenden der Anleihenkäufe in Aussicht stellte. Dies könnte den Weg für eine Zinserhöhung im zweiten Quartal 2022 freimachen. Die Ankündigung kommt mit der Einsicht, dass die hohe Inflation länger als ursprünglich gedacht andauern könnte.
In einem solchen Szenario würde sich der Wettbewerb um einkommensorientierte Investoren verschärfen. Aktien wären nicht mehr alternativlos, da Anleihen wieder grössere Renditen abwerfen. Doch auch die weltweit verschlechterte Pandemielage und das Auftauchen der Omikron Virusvariante lasten momentan auf der Anlegerstimmung.
Wenn daher die US-Notenbank Fed in den kommenden Wochen eine klare Richtungsänderung vollzieht, könnte ein anhaltender Abschwung bei Aktien neue Kaufgelegenheiten für langfristig orientierte Anleger schaffen. Denn für langfristig orientierte Anleger gibt es keine Alternative zu Aktien.
Das Finanzportal marketwatch.com hat eine Liste der 20 Lieblingsaktien der Wallstreet zusammengestellt. Es handelt sich um Titel des S&P 500 Index, die von mindestens 75 Prozent der Analysten zum Kauf empfohlen werden. Sie sind hier bezüglich durchschnittlichen Kurspotenzial absteigend geordnet.
Titel | Sektor | Kaufempfehlung in Prozent | Durchschnittliches Kursziel in Dollar | Kurspotenzial |
Global Payments | Finanzdienstleistungen | 85 Prozent | 199 | 68 Prozent |
Alaska Air Group | Reisen | 93 Prozent | 78 | 63 Prozent |
Caesars Entertainment | Unterhaltung | 93 Prozent | 138 | 58 Prozent |
T-Mobile US | Telekommunikation | 84 Prozent | 168 | 54 Prozent |
PayPal | Finanzdienstleistungen | 83 Prozent | 277 | 53 Prozent |
Fidelity National Information Services | Finanzdienstleistungen | 76 Prozent | 157 | 52 Prozent |
PTC | Software | 76 Prozent | 161 | 51 Prozent |
Teleflex | Medizintechnik | 75 Prozent | 442 | 47 Prozent |
News Corporation | Medien | 88 Prozent | 32 | 47 Prozent |
Southwest Airlines | Reisen | 87 Prozent | 62 | 44 Prozent |
Lamb Weston Holdings | Lebensmittel | 78 Prozent | 74 | 42 Prozent |
Visa | Finanzdienstleistungen | 92 Prozent | 274 | 41 Prozent |
Fiserv | Finanzdienstleistungen | 84 Prozent | 133 | 40 Prozent |
Howmet Aerospace | Metallverarbeitung | 85 Prozent | 39 | 39 Prozent |
Mastercard | Finanzdienstleistungen | 89 Prozent | 435 | 39 Prozent |
Schlumberger | Energie | 85 Prozent | 40 | 38 Prozent |
Valero Energy | Energie | 81 Prozent | 91 | 37 Prozent |
Boston Scientific | Medizintechnik | 86 Prozent | 52 | 35 Prozent |
Cigna | Versicherung | 77 Prozent | 261 | 34 Prozent |
Leidos Holdings | Software | 77 Prozent | 117 | 32 Prozent |
Es ist augenfällig, dass in der Liste gleich sechs Finanzdienstleister aufgeführt sind. Deren Aktienkursentwicklung hat seit Mitte Oktober auf die verschlechterte Pandemielage in den USA und auf die neue Virusvariante Omikron aus Südafrika reagiert. Beispielhaft sind hierfür die Visa-Aktien, die innerhalb von einenhalb Monaten gut 17 Prozent zurückgekommen sind.
Der Markt preist hier erneut wegen Corona geringere Buchungen von Flügen, Hotels und Mietautos ein. Dies sollte jedoch im Hinblick auf den Frühling nur von vorübergehender Natur sein. Gerade die Kreditkartenbetreiber Visa, Mastercard profitieren mit ihrem Geschäftsmodell vom vermehrten Onlineshopping. Und wenn die Zinsen wirklich nächstes Jahr erhöht werden gehören beide Unternehmen wohl zu den Profiteuren.
Die reinen Zahlungsdienstleister Paypal, Global Payments und Fiserv sind dagegen eher etwas für mutige. Dies obwohl beispielsweise Global Payments mit 68 Prozent das grösste Ertragspotenzial aufweist.
Corona ist auch die Hauptursache, dass die Aktien der Billigfluggesellschaft Southwest Airlines erneut unter Druck gekommen ist - das gleiche gilt Alaska Air Group. Für einen Kauf von Southwest Airlines spricht, dass diese seit dem ersten Quartal dieses Jahres wieder schwarze Zahlen schreibt.
Zudem dürfte der Winter-Reiseverkehr in den USA weniger durch Corona beeinträchtigt werden, wie dies in Europa beispielsweise der Fall ist. Die Analysten sehen im Durchschnitt ein Ertragspotenzial von 44 Prozent.
Energietitel als Inflationswette
Mit Schlumberger ist auch eine Grösse des Energiemarktes unter den Toppicks der Wall Street - immerhin ein Ertragspotenzial von 38 Prozent wird im Schnitt gesehen. Das Unternehmen bietet Erdölexplorations- und Ölfeldservices an und ist damit der Laune des Ölpreises ausgesetzt. Steigt dieser wieder, gehört Schlumberger zu den Gewinnern. Für dieses Szenario spricht eine anhaltend hohe Inflation - die selbst die US-Fed nicht mehr abstreitet.
Eine Alternative zu Schlumberger ist Valero Energy. Das Unternehmen ist der grösste Raffinerieeigentümer in den USA und zählt zu den grössten Tankstellenbesitzern in Nordamerika. Wie im Energiegeschäft fast schon üblich, zahlt Valero Energy eine üppige Dividende von 5,9 Prozent.
Mit Teleflex und Boston Scientific sind auch zwei Medizintechnikunternehmen in der Liste vertreten und haben im letzten Monat mehr als 10 Prozent korrigiert. Doch gerade Teleflex hat 2020 auch in der Hochphase der Pandemie ein gutes Ergebnis vorgelegt. Das Unternehmen aus dem US-Bundesstaat Pennsylvania stellt Instrumente wie Scheren, Pinzetten oder Katheter her.