Die Pandemie war ein Brandbeschleuniger. Seit zwei Jahrzehnten steigen die Preise am Immobilienmarkt. So richtig abgehoben haben die Preise dann aber mit dem Covid-Virus. Die Schweiz war zurückgeworfen auf die eigenen vier Wände, die Zinsen waren rekordtief, die Nachfrage nach Eigentum deshalb besonders gross.

Das Resultat: Seit Januar 2020 haben Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen im Schnitt zwischen 14 und 21 Prozent gewonnen. Das zeigen Daten des Bundesamts für Statistik (BFS). Den stärksten Wertzuwachs verzeichneten dabei Häuser in eher ländlichen Regionen – in Dörfern wie Meiringen BE, La Chaux-de-Fonds NE oder Weinfelden TG. Hier liegt der Gewinn bei über 20 Prozent.

Die Zahlen sind Mittelwerte. Im Einzelfall kann die Preisspirale auch ins Negative drehen, aber im Schnitt ist der Trend ungebrochen. Die Immobilienpreise wachsen, seit der Pandemie sogar stärker als in den Vorjahren, wenngleich die Zinswende von 2022 leicht dämpfend wirkt.

Ungebrochener Glanz des Betongolds

Die anziehenden Immobilienpreise sind denn auch der Grund, weswegen das zusammengerechnete Vermögen der Schweizer Haushalte selbst einem Börsensturm standhält. Dank satten Zugewinnen beim Eigenheim stieg auch 2022 das kollektive Vermögen der Privathaushalte, obwohl die Börse eines der schlechtesten Jahre aller Zeiten verzeichnete.

Die Zahlen sind eindrücklich: Per Ende 2022 stieg der Marktwert der Immobilien, die im privaten Eigentum sind, um wahnsinnige 148 Milliarden Franken und summiert sich nunmehr auf satte 2550 Milliarden Franken, wie einer am Freitag veröffentlichen Rechnung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zu entnehmen ist. Das entspricht dem Dreifachen des Schweizer Bruttoinlandprodukts.

Die ersten grossen Gewinner des Immobilienbooms waren die Städter. Hier zogen die Preise als Erstes richtig an. Aber spätestens mit der Pandemie und dem Homeoffice-Schub haben auch Randregionen an Attraktivität zugelegt. Die Kombi mit tiefen Zinsen und einer erhöhten Sparquote liess plötzlich auch die Preise von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern in der Peripherie anziehen.

Beispiel Aadorf TG: Das 9400-Seelen-Dorf liegt im Einzugsgebiet von Frauenfeld TG und Winterthur ZH, zwei Ballungszentren mit bester Anbindung ans Autobahn- und Intercity-Netz, von wo aus das wirtschaftliche Herz der Schweiz, Zürich, locker in 30 Minuten erreichbar ist. 

Gratis wohnen als Eigentümerin

Bis vor zehn Jahren waren es die Preise in Winterthur und Frauenfeld, die kräftig anzogen. Danach – und vor allem mit der Pandemie – entwickelte sich aber auch Aadorf zum interessanten Standort – ländlich und doch gut angebunden. Die Immobilien: eigentlich noch bezahlbar. Die Infrastruktur: gut.

Das Resultat: Die Preise für Wohnungen haben im Schnitt seit Anfang 2020 um 16 Prozent zugelegt, jene für Häuser sogar um einen Fünftel. Kostete die Wohnung im Dezember 2019 noch 800’000 Franken, liegt ihr Marktwert – gemessen an der durchschnittlichen Entwicklung – nunmehr bei 926’000 Franken. Das sind 126’000 Franken Wertzuwachs innert drei Jahren, 42’000 Franken pro Jahr, 3500 Franken pro Monat. 

Das heisst auch: Wer in diesem Zeitraum in einer Eigentumswohnung gelebt hat, die maximal belehnt war, also zu 80 Prozent, wohnte unterm Strich drei Jahre kostenlos in den eigenen vier Wänden. Eine Maximalhypothek von 640’000 Franken kostet bei 1,5 Prozent Zins maximal 9600 Franken im Jahr. Die Betriebskosten dürften ähnlich hoch ausfallen – konservativ geschätzt. Da bleibt, angesichts des enormen Wertzuwachses, trotzdem noch etwas übrig. 

Dieser Artikel erschien in der Handelszeitung unter dem Titel "So gut hat sich Ihre Immobilie entwickelt".