Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Demnach reicht es nicht aus, im Kampf gegen Armut diese ausschliesslich am geringen Einkommen festzumachen. Die IW-Forscher schlagen vielmehr eine breitere Definition vor, die neben dem Verdienst auch materielle Entbehrungen sowie niedriges Bildungsniveau, Unterbeschäftigung, das Wohnumfeld und gesundheitliche Einschränkungen berücksichtigt.

Dies spiegelt sich in einem sogenannten multi-dimensionalen Armutsindex für die Jahre 2008 bis 2015 wider. "Grösster Verlierer ist Griechenland mit einem Anstieg von mehr als 40 Prozent, gefolgt von Irland und Zypern mit je 28 Prozent", heisst es in der Studie.

IW-Autor Christoph Schröder verwies auf die jahrelange Rezession und die immer noch sehr Arbeitslosigkeit in Griechenland. Natürlich liege das auch am Sparkurs und an den Auflagen der Geldgeber.

Mehr Armutsbetroffene auch in Italien und Spanien

Auch für Italien und Spanien signalisiert das Barometer einen Anstieg. Zudem belegt es die Aufholjagd vieler osteuropäischer Länder wie Polen, Tschechien und Slowenien. "Tschechien ist quasi das Skandinavien des Ostens", stellte Schröder fest. Deutschlands östlicher Nachbar habe etwa in punkto Arbeitslosigkeit und Bildung an Boden gutgemacht.

Tschechien liegt im multi-dimensionalen Armutsindex der EU hinter Schweden, Finnland und Luxemburg auf Rang vier und damit noch vor Deutschland (Platz 8). Schlusslichter sind Rumänien, Griechenland und Bulgarien.

Für Deutschland empfahl Schröder im Kampf gegen die Armut mehr Investitionen in Bildung sowie eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wichtig sei auch eine verstärkte Integration von Flüchtlingen. Hier könne helfen, ausländische Abschlüsse problemloser anzuerkennen und es Zuwanderern zu ermöglichen, Ausbildung in Teilen nachzuholen.

(AWP/SDA/REU)