Die Stimmung in den Chefetagen der Unternehmen in Deutschland hat sich trotz des Zollstreits überraschend verbessert. Der Ifo-Geschäftsklimaindex als wichtigstes Barometer für die deutsche Konjunktur stieg im April leicht auf 86,9 Punkte, nach 86,7 Zählern im März und damit das vierte Mal in Folge, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte.

Ökonomen hatten hingegen mit einem Rückgang auf 85,2 Punkte gerechnet. Die Firmen zeigten sich weniger skeptisch bei der aktuellen Lage, blickten aber etwas pessimistischer auf ihr künftiges Geschäft. «Die Unsicherheit unter den Unternehmen hat zugenommen», sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. «Die deutsche Wirtschaft stellt sich auf Turbulenzen ein.»

In der Industrie und im Handel trübte sich die Stimmung ein, während es bei den Dienstleistern und am Bau bergauf ging. «Insbesondere im Gastgewerbe hellte sich die Stimmung auf», sagte Fuest. «Im Bauhauptgewerbe ist das Geschäftsklima auf den höchsten Wert seit Mai 2023 gestiegen.» Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe erklärte im Reuters-Interview: «Die deutsche Wirtschaft stemmt sich gegen die Rezession.» Allerdings sei der Pessimismus der Exporteure deutlich gestiegen. «Das ist ganz klar auf den Zollkrieg zurückzuführen.»

Auch Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank betonte, die Unternehmen blickten alles andere als zuversichtlich in die Zukunft. «Mit dem Zollstreit ist eine hohe Unsicherheitskomponente noch hinzugekommen.» Die Unterstützung seitens der kommenden Bundesregierung sei spärlich. «Der Koalitionsvertrag gibt jedenfalls kein Signal für ein 'Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt'», sagte Krüger.

Der Handelsstreit und die Zoll-Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump haben weltweit Sorgen vor negativen Auswirkungen auf den Welthandel geschürt. Dies führte auch dazu, dass der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft in Deutschland mit Industrie und Dienstleistern im April stärker sank als erwartet. Das Barometer rutschte auf 49,7 Punkte, unter die Wachstumsschwelle von 50 Zählern und damit nach Angaben des Finanzdienstleister S&P Global wieder in «den rezessiven Bereich».

(Reuters)