Zwischen 2014 und 2023 wurden immer weniger Medikamente der zwanzig führenden Pharmaunternehmen zugelassen. Dies ergab eine Untersuchung der Universität St. Gallen (HSG) in Zusammenarbeit mit anderen Hochschulen. Konkret: Im Jahr 2014 entfielen noch 90 Prozent der Neuzulassung durch die US-Arzneimittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) auf die grossen Pharmabetriebe. 2023 waren es nur noch 35 Prozent.

Zurückgegangen ist anscheinend auch der Anteil der von den untersuchten Unternehmen entwickelten First-in-Class-Arzneien. Er sank gemäss der Studie im selben Zeitraum von 82 auf 35 Prozent. Bei First-in-Class-Medikamenten handelt es sich um Stoffe, die einen komplett neuen Wirkmechanismus aufweisen und als Indikatoren für bedeutende wissenschaftliche Fortschritte gelten.

«Unsere Resultate zeigen, dass die Produktivität in der Forschung und Entwicklung (F&E) von Big Pharma massiv abgenommen hat. Das gefährdet langfristig die Profitabilität dieser Unternehmen», sagt Oliver Gassmann, Professor am Institut für Technologiemanagement der Universität St. Gallen, der an der Studie mitgearbeitet hat.

Nicht alle grossen Pharmaunternehmen haben gleich stark an Innovationskraft eingebüsst. Unternehmen wie Novartis, AstraZeneca und Pfizer konnten sich erfolgreicher positionieren als andere Grossfirmen, heisst es in einer Mitteilung der HSG.

In den Vordergrund gerückt sind allerdings Biotech- und spezialialisierte Pharmaunternehmen. «Diese kleineren und spezialisierten Firmen haben innovative Ansätze, die zu einem Anstieg der Zulassungen durch die FDA führen», erklärt Gassmann aus. Ein Beispiel sei Moderna, das für RNA-basierten Impfstoffe bekannt ist.

Um Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit zu steigern, müssten die grossen Unternehmen neue Wege gehen, sagen die Studienautoren. Ihnen schwebt vor, dass Innovationsprozesse für externe Partner und externes Wissen zu öffnen seien. In Allianzen könne mehr erreicht werden als im Alleingang. Helfen könne zudem der Einsatz Künstlicher Intelligenz.

(cash)