Die Holcim-Aktien legen am Montagvormittag um 0,65 Prozent auf 90,32 Franken zu, während der Gesamtmarkt gemessen am Swiss Market Index (SMI) unverändert notiert. Seit Jahresbeginn sind die Aktien des Schweizer Baukonzerns um 36 Prozent gestiegen.
Am Wochenende hatte Holcim den Verkauf seines nigerianischen Geschäfts angekündigt. So soll die Beteiligung in Höhe von 83,81 Prozent an Lafarge Africa an die chinesische Huaxin Cement verkauft werden. Der Unternehmenswert auf einer 100 Prozent-Basis liegt bei einer Milliarde US-Dollar. Die Transaktion werde voraussichtlich im Jahr 2025 abgeschlossen, vorbehaltlich der üblichen behördlichen Genehmigungen.
Die Zürcher Kantonalbank betrachtet den Schritt von Holcim in einem ersten Fazit als einen weiteren strategiekonformen Schritt zur Reduktion der Aktivitäten in den Schwellenländern. Er führe zu einer weiteren Reduktion der Nettoverschuldung für 2025 auf 4,4 Milliarden Franken. Das Verhältnis der Nettoverschuldung zum Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) beträgt hernach noch 0,8.
«Der Mittelzufluss dürfte für Akquisitionen in Nicht-Zementaktivitäten und für die Rückführung an die Investoren verwendet werden», so der ZKB-Analyst Martin Hüsler. Seit 2018 hat Holcim Devestitionen im Umfang von rund 8,9 Milliarden Franken in verschiedenen Emerging Markets durchgeführt. Die ZKB stuft den Titel weiter mit «Übergewichten» ein.
Den Grund für den Verkauf sieht die US-Investmentbank Stifel in dem anspruchsvollen Markt Nigeria. Dieser wird von Dangote dominiert, dem Heimatstandort des führenden panafrikanischen Konzerns. In diesem Sinne verlässt der Holcim-Konzern einen wettbewerbsintensiven Markt mit seinen eigenen Herausforderungen. Auch die Nachfrage nach den nachhaltigen Produkten von Holcim ist im Land begrenzt. Daher war es schwierig, die Strategie «Wert vor Menge weiter zu verfolgen», so Stifel. Gleichzeitig sollte die Veräusserung von 10,6 Millionen Tonnen Zementkapazität den globalen CO2-Fussabdruck des Konzerns weiter verbessern.
Tiefere Verschuldung und mehr Spielraum bei Fusionen und Übernahmen
Der Verkauf des Nigeria-Geschäfts ist für Morgan Stanley isoliert betrachtet ein kleiner Deal. Mit dem Schritt kann Holcim jedoch die Strategie zur Portfoliovereinfachung fortsetzt. Das unterstützt die Neubewertungsthese der Experten von Morgan Stanley. Das Unternehmen verlässt damit Regionen, die wenig zum Konzerngewinn beitragen. Der Baukonzern könne sich somit auf das Kerngeschäft konzentrieren.
Mit der Straffung des Portfolios in den Emerging Markets erhält Holcim zudem mehr Spielraum bei der Expansion in den USA, schreibt Bloomberg Intelligence. Dem pflichtet die Bank Vontobel bei. Dieser Schritt mache Mittel frei zur Stärkung der europäischen und nordamerikanischen Geschäftstätigkeiten mit wertsteigernden Fusionen und Übernahmen. «Der Rückzug aus Nigeria ist wahrscheinlich auch auf zunehmende Konkurrenz, volatile Devisenbewegungen und Gewinne zurückzuführen», erklärt Vontobel den Schritt.
Mit der beabsichtigten Reindustrialisierung in den USA dürfte Holcim, die ihr Amerika-Geschäft ausgliedert und im nächsten Jahr an der US-Börse kotieren lässt, zu den Gewinnern zählen, schreibt der Vermögensverwalter Belvédère Asset Management in einer Kundennotiz am Montag.
Gemäss AWP-Analyser stufen zwölf Analysten beim Titel mit «Kaufen» ein, acht mit «Halten» und ein Experte mit «Verkaufen». Das durchschnittliche Kursziel beträgt 93 Franken. In diesen Kurszielen ist der Verkauf des Afrika-Geschäfts noch eingepreist. Insofern würde es nicht überraschen, wenn es nun in der näheren Zukunft zu positiven Kursziel-Revisionen kommen würde.