In den letzten Handelstagen an der Schweizer Börse hat es einige Aktien besonders hart erwischt. Darunter ehemalige Überflieger wie des Chipherstellers AMS, der mit 34 Franken nur noch knapp ein Drittel so viel wert ist wie beim Höhepunkt im vergangenen März. Eine gute Gelegenheit für Investoren, die günstig einsteigen wollen?
Hilmar Langensand winkt ab. "Wir kaufen auf diesem Niveau keine AMS-Aktien, weil wir uns unsicher fühlen. Wir können nicht abschätzen, wie 2019 wird", sagt der CEO und Fondsmanager von zCapital im cash-Börsen-Talk. Bei AMS sei 2016 und 2017 sehr viel Hoffnung geschürt worden, vor allem durch eine aggressive Kommunikations- und Akquisitionsstrategie des Managements.
Doch die AMS-Führung habe die angekündigten Resultate nicht geliefert und zudem Nettoschulden von 1,6 Milliarden Franken angehäuft, so Langensand weiter, der mit seinem Team einen Fonds für Small und Mid Caps sowie einen für Dividendentitel betreut. "Das Vertrauen ins Management ist weg. Jetzt muss es einiges unternehmen, um die Investoren zurückzugewinnen und erklären, was genau passiert ist."
Die AMS-Aktie in den letzten zehn Jahren (Quelle: cash.ch)
Der Kursverlauf von AMS verdeutlicht, wie viel Anlegerhoffnung auf dem Apple-Zulieferer ruhte. Alleine 2017 legte der Titel mehr als 200 Prozent zu. Zuletzt enttäuschte AMS aber mehrfach die Investoren. Am Dienstag zum Beispiel mit einem getrübten Ausblick auf das vierte Quartal sowie den Plänen für eine Zweitkotierung in Hongkong. Am Dienstag und Mittwoch verlor der Titel fast 40 Prozent des Wertes, am Donnerstag erfolgte eine Erholung von fast 10 Prozent.
Tiefpunkt noch nicht erreicht
Nächstes Sorgenkind an der Schweizer Börse ist der Vermögensverwalter GAM. Im laufenden Jahr hat der Titel mehr als 60 Prozent verloren. Umfangreiche Vermögensabflüsse nach der Entlassung des Fondsmanagers Tim Haywood sorgten für Schlagzeilen. Auch hier hat Hilmar Langensand kritische Worte parat: GAM sei schon länger schlecht geführt gewesen und in der Vergangenheit auch durch Abzockerei in Verwaltungsrat und Management aufgefallen. "Nun kam der Fall Haywood hinzu. Ich rate niemandem, GAM zu kaufen."
Die teils heftigen Kursreaktionen der letzten Tage und Wochen sind aber nicht nur auf Unternehmensnews zurückzuführen. Die Stimmung an den Aktienbörsen hat sich allgemein stark eingetrübt. Zuletzt haben auch die wichtigsten Indizes aus den USA – Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq – deutlich geschwächelt. Aus charttechnischer Sicht sind sie gar unter die wichtige Unterstützungsmarke, die 200-Tage-Linie, gefallen.
Deshalb glaubt Langensand nicht an baldige deutliche Erholung an den US-Märkten, was auch einen Einfluss auf die europäischen Börsen und auf Schweizer Aktien habe. "Den Tiefpunkt haben wir noch nicht gesehen."
Kleinere defensive Aktien
In diese Zeit grösserer Unsicherheit geht der Fondsmanger einerseits mit einer erhöhten Cashquote von 8 bis 9 Prozent, wie er sagt. Es gibt im Bereich für kleinere Aktien aber auch defensive Titel, die er attraktiv findet. Zum Beispiel das Energieunternehmen BKW. Als defensiv gilt es aufgrund des Stromverteilungsgeschäfts im Kanton Bern mit mehr als einer Million Kunden. "Zudem profitiert BKW von den steigenden Strompreisen in Europa. Aus meiner Sicht eine gut gemanagte Firma, die man zu 0,9 mal Buchwert kaufen kann", sagt Langensand im cash-Börsen-Talk.
Und dann hat er noch eine Wette für etwas mutigere Anleger: VAT, der Hersteller von Vakuumventilen für die Halbleiterindustrie. Auch diese Aktie hat korrigiert, vom Höhepunkt bei 170 Franken (im März) auf aktuell 94 Franken. "Aber die Megatrends Digitalisierung, Datenspeicherung oder selbstfahrende Autos sind noch nicht vorbei", so Langensand. "Für einen Investor ist das eine Chance, einzusteigen."
Aktienspezialist Hilmar Langensand sagt im cash-Börsen-Talk zudem, ob sich die Börsenbaisse auf die Realwirtschaft auswirken könnte.