Aus Grossbritannien ist man sich kuriose und schräge Geschichten gewohnt – und dies nicht erst, seit das konfuse Hin und Her um den Brexit die Schlagzeilen beherrscht. So bietet auf der britischen Version der Onlineauktionsplattform Ebay der Verkäufer mit dem Namen "ny10uk20" ein komplettes Flugzeugtriebwerk an. Das Mindestgebot beträgt 748'000 Pfund. Dies entspricht aktuell etwa 975'000 Franken.
Fans der Luftfahrt erkennen bei genauem Hinsehen in der Ebay-Annonce, dass es sich nicht um irgendein Triebwerk handelt. Der Flugmotor stammt vom englischen Triebwerksbauer Rolls-Royce und trägt den eindrucksvollen Namen «Olympus». Dieses Triebwerk ist eine Legende, so wie das Flugzeug, das es einst antrieb: Die Concorde.
Das fragliche Triebwerk auf ebay.co.uk (Screenshot).
In Zeiten von Klimadiskussionen sollte man nicht zu laut von den enormen Mengen Treibstoff sprechen, die der Concorde-Antrieb in Anspruch nahm. Wer nun dieses Meisterwerk der Ingenieurskunst auf Ebay kauft, wird es allerdings auch nicht mehr in Betrieb nehmen können.
In der Ebay-Annonce wird explizit darauf hingewiesen, dass das Stück nicht mehr flugfähig sei. In Einzelteilen sei es hingegen für Möbel oder Kunstgegenstände einsetzbar, die Sammlerwert erhalten könnten. Very british indeed. Ebenfalls erwähnt ist, dass das Triebwerk selbstverständlich mit dem Nachbrenner geliefert werde.
Das Aggregat, das zur Ersteigerung bereitsteht, stammt aus einer Concorde der British Airways, die heute in einem Flugmuseum in Seattle in den USA steht. Die Triebwerke selber wurden wohl schon vor langer Zeit ausgebaut und irgendwo in England gelagert. Wer der Verkäufer genau ist, wird nicht so ersichtlich - auch nicht, ob es sich allenfalls um einen verspäteten Aprilscherz handelt. Immerhin hat "ny10uk20" ein 100-Prozent-Zufriedenheitsrating.
5,5 Tonnen schwer
Gebote gibt es bisher noch keine. Die Versteigerung geht noch bis zum 28. April. Wer die Million für dieses einmalige Stück Technik übrig hat, muss aber noch folgendes bedenken: Versandkosten für das etwa 5,5 Tonnen schwere Stück müssen wohl separat berücksichtigt werden.
Die Entwicklung dieses Antriebs mit der Turbojet-Technologie geht auf die 40er Jahre zurück und wurde ab dem Ende der 1960er Jahre im Überschalljet Concorde verbaut. Grossbritannien und Frankreich hatten den Jet, der bis 2003 flog, gemeinsam entwickelt. So ein Triebwerk lieferte seinerzeit nicht mehr Schub, als dies heute der Motor eines ganz alltäglichen Airbus A320 leistet.
Es gibt aber einen entscheidenden Unterscheid: Während der Airbus zwei Triebwerke hat, hatte die Concorde vier. Und: Diese wurden mit dem Nachbrenner ausgerüstet, der die Leistung nach Bedarf erhöhte. Die Triebwerke vermochten die Passagiere des schlanken Überschallflugzeugs in gut vier Stunden über den Atlantik zu befördern. So einen Nachbrenner, bei dem schlicht Treibstoff in den Abgasstrahl gesprüht wird, haben sonst nur militärische Kampfflugzeuge.