Ray Dalios berühmte «All Weather»-Strategie von Bridgewater Associates hat nun ihren Weg auf den Markt der börsengehandelten Fonds gefunden, genau in dem Moment, in dem jene makroökonomischen Turbulenzen, vor denen die Strategie schützen soll, weltweit für Unruhe sorgen.
Der SPDR Bridgewater All Weather ETF wird laut einer Pressemitteilung ab Donnerstag unter dem Ticker ALLW gehandelt. Die jährliche Gebühr liegt bei 0,85 Prozent. State Street Global Advisors übernimmt das Management des Fonds, während Bridgewater als Sub-Berater auftritt und ein tägliches Modellportfolio für den ETF bereitstellt.
Die All Weather-Strategie gilt als das bekannteste Beispiel für Risiko-Parität, ein Investmentansatz, der Vermögenswerte basierend auf ihrer Volatilität gewichtet. Anstatt vor allem in eine risikoreichere Anlageklasse wie Aktien zu investieren, um hohe Renditen zu erzielen, zielt das Konzept darauf ab, durch eine diversifizierte, eher defensive Aufstellung ähnliche Ergebnisse zu erreichen, oftmals mithilfe von Fremdkapital.
Bridgewaters Version der Strategie legt Wert auf ein Gleichgewicht verschiedener Anlagen, um die Höhen und Tiefen eines Konjunkturzyklus auszugleichen. Die momentane Situation könnte kaum passender sein, da die Märkte von Volatilität erfasst werden: US-Präsident Donald Trump verhängt Zölle gegen Handelspartner, die US-Konjunkturdaten zeigen erste Schwächen und die Investoren passen ihre Erwartungen für Europa an.
In einem aktuellen Whitepaper schreibt Bridgewater, dass 15 Jahre aussergewöhnlicher US-Aktienerträge viele Investoren mit einem extrem hohen Konzentrationsrisiko und entsprechenden Bewertungen zurückgelassen haben, während bereits hohe Gewinnerwartungen eingepreist sind. In diesem Umfeld wird ALLW in internationale und US-Aktien, nominale und inflationsindexierte Anleihen sowie Rohstoffe investieren.
In dem Papier heisst es weiter, dass eine stärker diversifizierte Aufstellung vor Verlusten schützen kann, wenn Aktienkurse fallen. Ein S&P-Risiko-Parität-Index mit einem Volatilitätsziel von 12 Prozent hat bisher in diesem Jahr (2025) um 4,5 Prozent zugelegt und damit eine Bloomberg-Benchmark geschlagen, die zu 60 Prozent in Aktien und zu 40 Prozent in Anleihen investiert und nur 2,2 Prozent erreichen konnte. Der S&P 500 befindet sich gleichzeitig im Minus.
Die Risiko-Parität-Strategie war jedoch nicht immer erfolgreich. Da verschiedene Firmen den Ansatz unterschiedlich umsetzen, werden die Ergebnisse variieren. Als enttäuschend wurden vor allem die Entwicklungen während der Covid-Krise und in den Jahren danach gewertet, woraufhin einige Investoren, darunter grosse Pensionsfonds, ihre Allokationen in diese Strategien reduziert haben.
Trotzdem könnte ALLW von der steigenden Nachfrage nach anspruchsvolleren Investmentlösungen in der 10,5 Billionen US-Dollar schweren ETF-Branche profitieren. Die Einführung folgt kurz auf den Start des SPDR SSGA Apollo IG Public & Private Credit ETF (PRIV), eines Private-Credit-Produkts, das von State Street und Apollo Global Management Inc. entwickelt wurde.
Nachdem die US-Börsenaufsicht SEC Bedenken geäussert hatte, wird der Name Apollo aus diesem Fonds entfernt werden. ALLW hingegen bekräftigt State Streets Strategie, mit bedeutenden Akteuren zusammenzuarbeiten, die bislang keine eigene ETF-Präsenz aufgebaut haben.
Laut einer Veröffentlichung sind die Bridgewater Co-Anlagechefs Karen Karniol-Tambour und Christopher Ward für das Modellportfolio verantwortlich. Ein von James Kramer geleitetes Team bei State Street übernimmt das tägliche Management.
Bob Prince, Co-CIO bei Bridgewater, betont, dass diese Partnerschaft den nächsten Schritt darstellt, um Anlegern Strategien für mehr Stabilität und Diversifizierung in einer sich ständig verändernden Welt zu bieten.
(Bloomberg)