Von den 3,7 Billionen Dollar Gewinn, welche die Branche seit 1969 erwirtschaftet hat, wurde fast die Hälfte - 1,8 Billionen Dollar - als Gebühren eingenommen. Und angesichts der steigenden Vermögenswerte haben die Hedgefonds ihre Gebühren auf 50,4 Prozent der Gewinne erhöht. Bis Anfang der 2000er-Jahre waren es noch rund 30 Prozent. Das zeigen Daten von LCH Investments.
Dies ist das erste Mal, dass LCH die hohen Kosten beziffert, die offensichtlich zum Fundament von Hedgefonds-Unternehmen geworden sind und im Laufe der Jahre dazu beigetragen haben, mehrere Milliardäre hervorzubringen. Warren Buffett beschrieb diese Gebühren einst als «ein unglaubliches Vergütungssystem», während Bill Gross, Mitbegründer von Pacific Investment Management, sie als «riesige Abzocke» bezeichnete.
Solche Kritikpunkte wurden von einer Branche, die laut dem Analysten HFR in diesem Jahrhundert um das Siebenfache gewachsen ist und nun ein Rekordvermögen von 4,5 Billionen Dollar verwaltet, weitgehend abgetan.
«Die grosse Finanzkrise von 2008 bot die Gelegenheit, die Gebührenerhebung bei Hedgefonds neu zu gestalten», sagte Rick Sopher, Vorsitzender von LCH, gegenüber Bloomberg News. «Diese Gelegenheit wurde weitgehend verpasst.» Die Gebühren seien nun teilweise darauf zurückzuführen, dass Anleger bereits gezahlte Gebühren nicht zurückerhalten, wenn sie ihre Anteile zurückgeben oder Fonds nach Verlusten schliessen, sagte Sopher.
«Dieser Faktor wird besonders in Zeiten bedeutsam, in denen Hedgefonds erhebliche Verluste erleiden, wie beispielsweise während der globalen Finanzkrise 2008 und in einigen darauffolgenden Jahren», fügte er hinzu.
Hedgefonds erheben eine feste Verwaltungsgebühr, wobei die grössten von ihnen zunehmend sogenannte Durchlaufkosten einführen. Diese ermöglichen es ihnen, ihren Kunden von Boni über Einstellungskosten bis hin zu Recherche und anderen Ausgaben alles in Rechnung zu stellen. Wenn Hedgefonds Geld verdienen, behalten sie in der Regel auch 20 Prozent der Gewinne als Performancegebühr ein. Wenn sie Verluste machen, müssen die Kunden zusätzlich zu den festen oder Durchlaufkosten den gesamten Verlust tragen.
D.E. Shaw & Co. ist profitabelster Hedgefonds 2024
LCH untersuchte im Rahmen seiner jährlichen Rangliste der profitabelsten Hedgefonds der Welt die Gebühren. D.E. Shaw & Co. führte die Tabelle als profitabelster Hedgefonds für 2024 an, gefolgt von Izzy Englanders Millennium Management. Ken Griffins Citadel, der unter den Hedgefonds mit den höchsten Erträgen seit seiner Auflegung die Nase vorn hat, belegte den dritten Platz.
Die jährliche Umfrage konzentriert sich auf die Vermögensverwalter mit den höchsten Gesamtgewinnen in absoluten Dollarbeträgen seit ihrer Gründung. Daher schneiden die grössten und ältesten Hedgefonds in der Regel am besten ab. Die Top-20-Unternehmen, die etwa ein Fünftel der Vermögenswerte der Branche verwalten, erwirtschafteten im vergangenen Jahr 93,7 Milliarden Dollar oder rund ein Drittel der branchenweiten Gewinne.
Gemessen an einer traditionelleren Methode zur Bewertung der Renditen erzielte die Top-20-Gruppe auf vermögensgewichteter Basis einen Zuwachs von 13,1 Prozent und übertraf damit die Renditen aller Fonds von 8,3 Prozent.
(Bloomberg)
2 Kommentare
Ich bin immer wieder überrascht wie sich unwisssende Kunden von Bankberatern sehr, sehr schlechte Lösungen wie Hedgefonds, Private Equity-Lösungen, Währungsabsicherungen, überdiversifizierte Aktienportfolios etc. aufschwatzen lassen.
Ganz speziell finde ich die Situation von sehr vermögenden Kunden, die sich von Kundenberatern - die Monat für Monat für ein Gehalt zur Arbeit gehen und selber kein Vermögensdepot verfügen - beraten lassen. Da kann m.E. sicherlich in den wenigsten Fällen ein erfolgreiches Ergebnis resultieren.
Meine Empfehlung: Weiterbildung durch Lesen wichtiger Finanzbücher, um Zusammenhänge zu erkennen und sich selber ein eigenes Urteil bilden. Und dann erst gezielt investieren.
Das kann man selbst bei so trivialen Fonds wie Gold-ETF die in CHF hedgen sehen. Man vergleiche zum Beispiel mal die beiden UBS Gold ETFs in CHF und in CHF hedged und wird feststellen, dass, trotz massiver Aufwärtsbewegung des Dollars, die Kosten für die Währungsabsicherung, die ja nur kurzzeitig und rollierend ist, in den letzten 6 Monaten rund 25% des Upsides gefressen hat. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Natürlich kostet die Währungsabsicherung gegen unten (und nur gegen unten erfolgt sie) auch bei steigendem Dollar etwas, aber die Kosten gehen gegen 0 je mehr der Dollar steigt. Waren wir vor 6 Monaten bei rund 84 Rappen pro USD, stehen wir heute 7% höher. Das ist quasi die perfekte Situation zum Hedgen, günstiger geht es kaum. Und dennoch hat das 25% der Rendite gefressen.