cash: Herr Regali, ihre Konkurrenz von Bravofly hat enttäuschende Zahlen vorgelegt. Wie laufen bei Ihnen die Geschäfte?
Pierre-Alain Regali: Wir hatten bislang ein gutes Jahr. In der Schweiz hatten wir Wetterverhältnisse, welche die Reisefreudigkeit ins Ausland antrieb. Deshalb sind wir weiter gewachsen. Insbesondere unsere Paketangebote Flug plus Hotel sind beliebt. Diese Produkte fördern wir auch speziell. Ein weiterer Grund sind die tieferen Preise für Tickets, die im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozent gesunken sind. Das wurde möglich durch die zunehmende Bedeutung der Billigflug-Airlines in Europa. Auch für den asiatischen Raum sind die Tickets billiger geworden. Zudem haben die Flughäfen Zürich und Genf ihr Angebot diesbezüglich erweitert.
Sind diese tiefen Preise denn noch gesund?
Für die europäischen Fluggesellschaften ist es bestimmt nicht einfach. Denn die Anbieter aus dem Nahen Osten verändern den Wettbewerb. Für uns ist es zwar positiv, weil es die Nachfrage stimuliert. Etwas abgefedert wird dieser Effekt durch die sinkenden Ölpreise.
Wenn ich die Flugpreise auf ihrer Seite mit anderen Anbietern wie Skyscanner vergleiche, finde ich andernorts oft günstigere Angebote für dieselben Flüge. Was sind die Gründe dafür?
Manchmal ist das der Fall, aber meistens sind wir billiger als ausländische Anbieter. Die beste Preisgarantie sind unsere Dienstleistungen. In der Schweiz sind das in erster Linie: Preis, Treueprogramm und Kundenservice. Im Ausland findet man wahrscheinlich immer einen tieferen Preis, aber ich hinterfrage dann den Kundenservice für Annullationen oder Änderungen.
Haben Sie auch Kunden aus dem Ausland?
95 Prozent unserer Kunden sind aus der Schweiz. Ebookers.ch gibt es in Deutsch, Französisch und Englisch. Zudem planen wir eine italienische Version. 60 Prozent der Buchungen kommen über den deutschsprachigen Teil, 30 Prozent auf Französisch und 10 Prozent auf Englisch.
Können Sie erklären, wie Sie einen Ticketpreis berechnen?
Der Preis an sich wird von der Fluggesellschaft bestimmt. Und diese orientiert sich an Angebot und Nachfrage. Deshalb kostet ein Flug nach Barcelona in der Regel mehr als einer nach Osteuropa.
Und ihre Marge orientiert sich auch an Angebot und Nachfrage?
Ja. Aber auch am Wettbewerb. Wir beobachten die Preise der Konkurrenz und passen uns entsprechend an.
Im August lancierte ebookers.ch ein eigenes Treueprogramm. Geht es darum, Daten über die eigenen Kunden zu sammeln?
Nein. Es geht uns in erster Linie darum, unsere Kunden zu belohnen, wenn sie regelmässig über unsere Seite buchen. Wir möchten, dass die Kunden zu uns zurückkommen, um ihr gesammeltes Cash-Guthaben einzulösen. Diese können für Hotelbuchungen eingesetzt werden. Selbstverständlich sind auch die Kundendaten ein wichtiges Thema für uns. Indem wir das vergangene Kundenverhalten besser kennenlernen, sind wir in der Lage, ihnen in Zukunft gute Angebote zu machen. Wenn man beispielsweise einen Flug nach New York bucht, bekommt man sofortiges Cash-Guthaben auf sein ebookers-Konto geschrieben. Das Besondere an unserem Treueprogramm ist, dass man das verdiente Guthaben auf derselben Reise für ein Hotel einlösen kann.
Gibt es bei ebookers individuelle Preise? Bezahle ich gleich viel, wenn ich von der Zürcher Innenstadt oder von einem Vorort aus buche?
Das gibt es bei uns nicht. Überall gelten die gleichen Preise. Es kann aber sein, dass Sie an verschiedenen Tagen unterschiedliche Preise sehen, weil sich die Nachfrage verändert hat. Eine Ausnahme sind Handys. Denn bei Smartphone-Benutzern ist es wahrscheinlicher, dass sie auf unsere Seite zurückkommen. Deshalb gibt es Angebote, die für Mobile-Benutzer billiger sind als für Desktop-Benutzer.
Wo sehen Sie Potenzial für Wachstum?
Ganz generell wollen wir den Anteil mobiler Buchungen steigern. Vor 18 Monaten kamen erst drei Prozent der Buchungen über mobile Geräte, heute sind es 30 Prozent. In einem Jahr rechne ich mit einem Anteil von 50 Prozent. Wir investieren viel in die Funktionalität und das Marketing des Mobilebereichs.
Wo sehen Sie Konkurrenz?
Unsere Branche ist per se sehr kompetitiv. Es gibt viele internationale Player wie booking.com. Viele Kunden gehen auch direkt auf die Websites der Fluggesellschaften, die Partner und Konkurrenz zugleich sind.
Was halten Sie von Google als Konkurrent in Zukunft?
Ich glaube, in ein paar Jahren wird man über Google Flüge buchen können. Aber auch diese Herausforderung nehmen wir an. Wir sind uns das gewohnt. Auch hier gilt: Google ist Partner und Konkurrent in gleichzeitig. Deshalb sehe ich es eher als Stimulation denn als Konkurrenz.
Im Video-Interview mit cash sagt Pierre-Alain Regali, wohin Schweizerinnen und Schweizer derzeit am liebsten reisen und welche Ziel 2015 im Trend liegen.