Der künftige US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, als erste Amtshandlung Zölle von 25 Prozent auf Importe aus den Nachbarländern Kanada und Mexiko zu erheben. Auf chinesische Waren soll es einen zusätzlichen zehnprozentigen Aufschlag geben. Was das für die Wirtschaft in Deutschland und anderswo bedeuten könnte:
Warum will Trump überhaupt die Zölle?
Der Republikaner hat «Zölle» wiederholt als sein Lieblingswort bezeichnet. Er sieht sie auch als Einnahmequelle, die die Staatskassen füllen soll. Damit könnte er zumindest einen Teil der geplanten Steuersenkungen für Unternehmen finanzieren. Trump will den Körperschaftssteuersatz von 21 auf 15 Prozent drücken. Schon in seiner ersten Amtszeit von 2017 bis 2021 wollte er mit Zöllen zudem das chronische Handelsdefizit beseitigen. Das entsteht dadurch, dass die Vereinigten Staaten traditionell mehr importieren als exportieren: Im vergangenen Jahr lag die Lücke bei gut 773 Milliarden Dollar. Auch will der Republikaner mit seinen Zolldrohungen wohl ein härteres Vorgehen von Mexiko und Kanada gegen Einwanderung und Drogenschmuggel erreichen.
Welche Nebenwirkungen haben Zölle für die US-Wirtschaft?
Die Zölle werden von den US-Unternehmen bezahlt, die Waren aus dem Ausland bestellen - und nicht von den Exporteuren. Am Ende dürften die US-Verbraucher einen grossen Teil der Zeche zahlen. «Importe werden teurer, die Inflation steigt, was wiederum das reale Haushaltseinkommen belastet», sagt der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel.
Hat das Folgen für die Notenbank?
Ja. Steigt die Inflation, kann die Federal Reserve ihre Zinspolitik wohl nicht wie geplant lockern. Sie hat im September erstmals seit Jahren ihren Leitzins gesenkt und Anfang November einen zweiten Schritt folgen lassen. Aktuell liegt er damit in einer Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent. Investoren stellen sich darauf ein, dass die Zinssenkungen bereits Mitte nächsten Jahres enden und der Schlüsselsatz dann bei 3,75 bis 4,00 Prozent landen dürfte.
Was bedeutet das für den Euro?
Bleibt der US-Zins deutlich höher, macht das den Dollar für Anleger attraktiver. Die weltweite Leitwährung hat seit Trumps Wahlsieg Anfang November bereits deutlich aufgewertet. Aktuell liegt der Euro bei knapp unter 1,05 Dollar, nach 1,09 Dollar Anfang November. Manche Experten erwarten, dass der Dollar bald mehr Wert sein könnte als der Euro. Da viele Waren auf den Weltmärkten in Dollar gehandelt werden, könnte das Importe teurer machen und die Inflation in der Euro-Zone befeuern.
Wie sollte Europa reagieren?
«Europa muss sich auf einen Handelskonflikt vorbereiten und darf sich nicht auseinanderdividieren lassen», rät IfW-Präsident Schularick. Die Europäische Union ist ein riesiger Markt für die US-Wirtschaft, die unter möglichen Gegenzöllen leiden dürfte. Der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, hält einen Deal mit Trump für machbar. «Wenn Europa ihm in einigen Punkten entgegenkommt, beispielsweise mehr Militärausgaben, mehr Käufe von Rüstungsgütern in den USA, mehr Flüssiggas aus den USA, könnte sich ein echter Handelskrieg USA-EU noch vermeiden lassen», sagt Schmieding.
(Reuters)
1 Kommentar
Wenn also auf Druck der USA mehr Waffen und teures LNG in den USA gekauft werden muss, dann entfällt ein Handelskrieg. Aha. Ich sehe das aber so, dass die USA nur von Sanktionen absehen, wenn getand wird, was die USA diktieren. Ist nicht gerade Krieg aber auch nicht besser.