Der Schweizer Uhrenindustrie weht nach rekordhoher Exportzahlen im Jahr 2023 nun ein rauer Wind entgegen. Das dürfte auch im Halbjahresbericht des schweizweit wichtigsten Uhrenkonzerns Swatch zum Ausdruck kommen. Analysten gehen nach sechs Monaten von rückläufigen Verkäufen und klar tieferen Margen aus. Der AWP-Konsens geht von einem Nettoumsatz von 3,7 Milliarden Franken (Vorjahr: 4,0 Milliarden Franken) aus. Der Reingewinn dürfte gegenüber der Vorjahresperiode von 498 Millionen auf 354 Millionen Franken fallen. Swatch gibt wie üblich als einziges grosses börsenkotiertes Unternehmen der Schweiz den Zeitpunkt der Bekanntgabe von Unternehmenszahlen nicht bekannt.

Ins Gewicht fällt bei der Swatch Group, dass ein Grossteil des Umsatzes im tiefen und mittleren Preissegment generiert wird, wo zuletzt deutlich weniger Uhren ins Ausland exportiert wurden. Demgegenüber steuert das nach wie vor gut laufende Luxussegment mit Marken wie Breguet oder Blancpain Schätzungen zufolge nur knapp ein Fünftel zum Gruppenumsatz bei.

Hinzu kommt, dass Swatch im Vergleich etwa mit Branchennachbar Richemont stärker unter der Nachfrageschwäche in China leidet. Denn hier ist Swatch mit rund einem Drittel der erzielten Umsätze sehr stark exponiert. Zum Vergleich: In dem in den vergangenen Jahren stark gewachsenen und immer noch stabilen US- Markt erzielte der Konzern im 2023 15 Prozent des Umsatzes.

Aussichten im Fokus

Ein Augenmerk legen Analysten und Anleger stark darauf, wie Swatch- Chef Nick Hayek die Aussichten zum weiteren Geschäftsverlauf im Jahr 2024 beurteilt. Bereits an der Bilanzmedienkonferenz im März hatte Hayek konstatiert, dass chinesische Kundinnen und Kunden beim Kauf von Luxusgütern vorsichtiger geworden seien.

Das habe in China dazu geführt, dass sich das sehr starke Wachstum des Jahres 2023 zu Beginn des Folgejahres spürbar abgeschwächt habe, so Hayek weiter. Diese Schwächephase werde noch einige Monate anhalten. Mit Blick auf das Gesamtjahr 2024 wollte Hayek derweil keine Wachstumsprognosen für den Konzern abgeben.

 An der Börse hat die Swatch-Aktie im laufenden Jahr einen schweren Stand. Seit Jahresbeginn sank der Wert der Inhaberaktie um 19 Prozent und gilt als tief bewertet. Als Gründe für das schwache Interesse an der Aktie gelten am Markt Faktoren wie eine tiefe Kapitalrentabilität oder die fehlende Investorenfreundlichkeit. Eine positive positive Überraschung bei den Halbjahreszahlen könnte der Aktie wieder etwas auf die Sprünge helfen.

Kursverlauf der Swatch-Aktie

Im Monat Mai sind die Schweizer Uhrenexporte um 2,2 Prozent auf 2,29 Milliarden Franken gesunken. Damit hatte sich der in den ersten vier Monaten des Jahres festgestellte rückläufige Trend fortgesetzt. Nach fünf Monaten lagen die Ausfuhren um 2,5 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres.

In einem Interview mit der "NZZ" erklärte Nick Hayek, dass er noch nicht an Rücktritt denkt. "Solange es Spass macht, sehe ich keinen Grund, aufzuhören." Betreffend Nachfolgeregelung sei die Firma aber "auf alle Eventualitäten vorbereitet", sagte er weiter. Ob der als Kronfavorit geltende Neffe Marc Hayek, heute Chef von Luxusmarken wie Breguet oder Blancpain, einst Konzernchef wird, liess Nick Hayek offen.

(AWP/cash)