Die Aktie des Hörgeräteherstellers Sonova hatte in den letzten Tagen über weite Strecken einen schweren Stand. Zu Unrecht, wie das Halbjahresergebnis nun zeigt.

Mit 1,07 Milliarden Franken bewegt sich der Umsatz zwar bloss im Rahmen der Erwartungen. Der eigentliche Lichtblick – so ist man sich in Expertenkreisen einig – ist allerdings vielmehr der operative Gewinn (EBITA) in Höhe von 174 Millionen Franken. Analysten waren durchschnittlich von 156 Millionen Franken ausgegangen, wobei die höchsten Schätzungen bei 164 Millionen Franken lagen. Mit anderen Worten: Die Margenentwicklung ist um einiges widerstandsfähiger als gedacht.

Nach einem Vorstoss auf etwas mehr als 240 Franken gewinnt die Sonova-Aktie zur Stunde noch 1,8 Prozent auf 238 Franken. Bis zum Rekordhoch vom Februar bei knapp 260 Franken ist es allerdings noch immer ein ziemliches Stück.

Schleppendes Geschäft mit Hörimplantaten

Die Bank Vontobel zeigt sich insgesamt positiv überrascht. Die neue Technologieplattform komme gut an und die Nachfrage habe sich nach Aufhebung der pandemiebedingten Restriktionen kontinuierlich erholt, so hält die Zürcher Bank fest. Ihres Erachtens sollte es Sonova trotz intensivem Wettbewerb möglich sein, die führende Marktstellung verteidigen zu können. Aufgrund der stolzen Bewertung lautet das Anlageurteil allerdings "Reduce" mit einem Kursziel von 193 Franken.

Wie die Zürcher Kantonalbank festhält, konnte sich Sonova in einem schwierigen Umfeld wacker schlagen. Das gilt vor allem für das Grosshandelsgeschäft, wo das Unternehmen weiterhin deutliche Marktanteile gewinnt. Einzig in Bezug auf das Geschäft mit Hörimplantaten äussert sich die Zürcher Kantonalbank eher vorsichtig. Sie stuft die Aktie wie bis anhin mit "Marktgewichten" ein.

Goldman Sachs wiederum begrüsst die Fortschritte auf der kostenseite. Die US-Investmentbank rät unverändert zum Verkauf der Aktie, wobei sie das 12-Monats-Kursziel von 124,17 Franken im Anschluss an die Halbjahresergebnisveröffentlichung vermutlich erhöhen wird.

Jahresvorgaben sorgen für Gesprächsstoff

Der Hörgerätehersteller geht von einer weiteren Belebung in der zweiten Jahreshälfte aus. Mit erneuten Einschränkungen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie scheint das Unternehmen nicht zu rechnen. Allerdings zeichnen die seit dem letzten Freitag bekannten Absatzstatistiken im Markt mit US-Kriegsveteranen allerdings ein weiterhin eher verhaltenes Bild.

Einige Beobachter fragen sich deshalb, ob Sonova für die zweite Jahreshälfte nicht von zu optimistischen Annahmen ausgeht. Dem widerspricht der Firmenchef Arnd Kaldowski höchst persönlich. Seines Erachtens beinhalten die Vorgaben für die zweite Jahreshälfte bereits einen Lockdown-Effekt von einigen Wochen. Dennoch schliesst Kepler Cheuvreux nicht aus, dass Sonova gegen Ende Januar über die Bücher gehen muss, sollten die Infektionszahlen weiter steigen. Kepler Cheuvreux stuft die Aktie mit "Reduce" und einem Kursziel von 200 Franken ein. Auch Morgan Stanley hegt gewisse Zweifel an der Erreichbarkeit der Zielvorgaben. Die US-Investmentbank ist für "Equal-weight" und veranschlagt ein Kursziel von 193 Franken.