Der wiederkehrende operative Gewinn dürfte gegenüber dem Vorjahreswert von gut 2,7 Milliarden Euro nun um 40 bis 45 Prozent sinken, teilte der Konzern hinter Marken wie Gucci, Yves Saint Laurent und Balenciaga am Dienstagabend in Paris mit. An der Börse sorgte das am Mittwoch für einen Kursrutsch.
Die Kering-Aktie fiel zeitweise mit fast zehn Prozent Abschlag auf den tiefsten Stand seit 2017, womit sich der Abwärtstrend der vergangenen Monate und Jahre fortsetzte. 2024 hat das Papier bislang ein Fünftel an Wert eingebüsst, in den vergangenen drei Jahren hat der Aktienkurs sich halbiert. In deren Sog gaben auch Richemont und Swatch an der hiesigen Börse vorerst nach, ehe sich die Titel erholten und am späten Mittwoch Morgen unverändert notieren.
Zahlreiche Analysten senkten zudem ihre Kursziele, darunter James Grzinic vom Analysehaus Jefferies. Er kommentierte: Es bleibe eine herausfordernde Angelegenheit, die Renaissance von Gucci zu verstehen. In den Studien anderer Häuser war von einer «harten Phase der Trendwende» und einem noch grösser werdenden Drama bei Kering die Rede.
In den ersten drei Monaten hatten vor allem wohlhabende Käufer in China Kering den Rücken gekehrt - der Umsatz der mit Abstand wichtigsten Marke Gucci brach wegen der schwachen Nachfrage um gut ein Fünftel auf knapp 2,1 Milliarden Euro ein. Der Konzern hatte zuletzt versucht, Gucci wieder auf Vordermann zu bringen und unter anderem einen neuen Kreativdirektor ernannt. Insgesamt rutschte der Konzernerlös um gut ein Zehntel auf 4,5 Milliarden Euro ab.
Analystin Louise Singlehurst von der US-Investmentbank Goldman Sachs verwies auf Aussagen des Managements in einer Telefonkonferenz, dass für das zweite Quartal keine deutliche Erholung im Vergleich zum Vorquartal zu erwarten sei. Allerdings habe sich der Luxusgüterkonzern für das zweite Halbjahr zuversichtlich gezeigt.
Und auch Piral Dadhania von der kanadischen Bank RBC richtete den Blick nach vorn: Die längst erwartete Margenzielsenkung für die Kernmarke Gucci sei erst einmal eine schlechte Nachricht, doch im Kurs schon weitgehend eingepreist. Er sieht die Chance, dass Investoren auf ein bald wieder verbessertes Wachstum durch neue Produkte setzen.
Im Vergleich zum französische Konkurrent LVMH mit Marken wie Louis Vuitton und Christian Dior schnitt Kering damit im ersten Quartal deutlich schlechter ab. Dieser war aus eigener Kraft im ersten Quartal um drei Prozent gewachsen, bekam allerdings ebenfalls die schwächere Luxus-Nachfrage zu spüren.
Insbesondere in Asien läuft das Geschäft für die Konzerne momentan schwierig, weil dort viele Reiche die Wirtschaftsflaute in der Volksrepublik zu spüren bekommen. Und auch in anderen Regionen hat sich der Nachfrage-Boom aus der Zeit nach der Corona-Pandemie mittlerweile abgekühlt. Der vor allem für seine Handtaschen und Lederwaren bekannte Hersteller Hermes will an diesem Donnerstag seine Umsatzahlen vorlegen./lew/ngu/mne/jha/
(AWP)