«Der gesamte Sektor - Solar, Wind, Wasserstoff, Brennstoffzellen - alles, was sauber ist, ist im Moment tot», sagt Nishant Gupta, Gründer und Chief Investment Officer bei Kanou Capital in London. Der politische Gegenwind in den USA, die Energiekrise im Zuge des Ukraine-Kriegs und das noch immer erhöhte Zinsniveau lähmen weite Teile der Branche für saubere Energien.

Da die US-Regierung unter Präsident Donald Trump den Klimaschutz in der grössten Volkswirtschaft der Welt zurückfährt, nehmen viele grüne Investoren eine Auszeit. Auf Jahressicht hat der S&P Global Clean Energy Index 20 Prozent verloren, während das US-Börsenbarometer S&P 500 um 16 Prozent zulegte.

«Die Fundamentaldaten sind sehr schlecht», sagt Gupta. «Ich spreche nicht von der langfristigen Sicht. Ich spreche davon, wo ich im Moment Schwächen sehe.» Bevor er sich letztes Jahr selbständig machte, war er für Clean Energy Transition tätig, einen Hedgefonds mit einem verwalteten Vermögen von rund 2,7 Milliarden Dollar.

Langfristig hält Gupta den Übergang zu sauberer Energie weiterhin für notwendig. Sein Hedgefonds, der ein Vermögen von rund 100 Millionen Dollar verwaltet, konzentriert sich deshalb auf Marktbereiche, in denen die Dynamik von Angebot und Nachfrage unweigerlich zu steigenden Preisen führen wird. «Die Investitionen in die Energiewende dürften von etwa 1,8 Billionen Dollar pro Jahr bis zum Ende des Jahrzehnts auf 5 bis 6 Billionen Dollar ansteigen», sagt Gupta. «Da etwa ein Drittel dieser Ausgaben in die Versorgungskette fliesst, konzentrieren wir uns sehr darauf, Engpässe in der Lieferkette als zentrale Investitionsmöglichkeiten zu identifizieren.»

Zu den von Gupta hervorgehobenen Gelegenheiten gehört Ingersoll Rand, ein in North Carolina ansässiges Unternehmen, das Geräte zur Steuerung des Energieflusses wie Luft- und Gaskompressoren sowie Vakuumsysteme und Pumpen herstellt. Die Aktien des Unternehmens haben auf 3-Jahres-Sicht um rund 80 Prozent zugelegt. In diesem Jahr sind sie 7 Prozent gefallen. Zu dessen grössten Aktionären gehören Capital Group, Vanguard und BlackRock.

«Da die Stromkosten während der Lebensdauer eines Kompressors den ursprünglichen Anschaffungspreis leicht übersteigen können, kann die Investition in effiziente Geräte und kontinuierliche Leistungsverbesserungen langfristig zu erheblichen Einsparungen führen», so Gupta.

Gefallen findet der Hedgefondsmanager auch an Legrand. Der französische Hersteller von Sicherungen und Leistungsschaltern ist in diesem Jahr an der Börse rund 12 Prozent vorangekommen. «Wenn ein Haus mit einer Wärmepumpe und einem Ladegerät für Elektrofahrzeuge ausgestattet wird, kann sich der Stromverbrauch fast verdreifachen», so Gupta. Dieser Nachfrageschub komme Legrand zugute. Grösste Investoren des Unternehmens sind Sun Life Financial, Massachusetts Financial Services und BlackRock, wie von Bloomberg zusammengestellte Daten zeigen.

Gupta setzt bei Investments nur auf Unternehmen mit steigenden Margen und starkem Wachstum. In den letzten Jahren haben sich diese Leistungskennzahlen jedoch in wichtigen Bereichen des Segment verflüchtigt. Traditionelle grüne Aktien wie Orsted erlitten grosse Rückschläge.

Unternehmen, die ihre Hoffnungen auf sauberen Wasserstoff setzen, mussten mit ansehen, wie ihre Wachstumsaussichten angesichts der anhaltend hohen Kosten schwanden. Zu den Erfolgsgeschichten indessen zählt Siemens Energy. Hier hat sich der Börsenkurs im vergangenen Jahr mehr als vervierfacht, was zum grossen Teil auf den weltweit notwendigen Netzausbau zurückzuführen ist.

Die Aktie der GE Vernova Inc., die im vergangenen Jahr aus dem Energiegeschäft von General Electric Co. ausgegliedert wurde, ist seitdem um mehr als 150 Prozent gestiegen. «Insgesamt werden die Netzinvestitionen zunehmen», sagte Gupta. «Und die Lieferkette wird davon profitieren.» 

(Bloomberg)