Zwei britische Diplomaten wegen Spionagevorwürfen ausgewiesen, Russlands Auslandsgeheimdienst bezeichnet Grossbritannien als «Kriegstreiber», ein enger Verbündeter von Wladimir Putin droht, britische Vermögenswerte in Russland zu beschlagnahmen. Während die USA unter Donald Trump eine Neuausrichtung der Beziehungen zu Moskau anstreben und zwischen Russland und der Ukraine vermitteln wollen, gilt Grossbritannien mittlerweile als Russlands Staatsfeind Nummer eins.

Nach Auffassung des russischen Auslandsgeheimdienstes SVR torpediert die Regierung in London Trumps Friedensbemühungen in der Ukraine. «Die Zeit ist gekommen, sie zu entlarven und dem 'perfiden Albion' und seinen Eliten eine klare Botschaft zu senden: Ihr werdet keinen Erfolg haben», hiess es in einer ungewöhnlich scharf formulierten Erklärung. In russischen Regierungskreisen heisst es, Grossbritannien werde nun als Moskaus Hauptfeind angesehen. Ein Insider sagte, Grossbritannien schüre «Chaos und Krieg» in der Ukraine.

Für Verärgerung in Moskau sorgten vor allem Äusserungen von Premierminister Keir Starmer in diesem Monat, britische Soldaten und Flugzeuge als Teil einer möglichen Friedenstruppe in die Ukraine zu entsenden. Gleiches gelte für ein Treffen Starmers mit der «Koalition der Willigen» sowie seine persönliche und telefonische Lobbyarbeit bei Trump zur Unterstützung der Ukraine. Russlands Aussenminister Sergej Lawrow hat Starmer vorgeworfen, die Spannungen anzuheizen, während Trump versuche, sie abzubauen.

Gegenseitige Ausweisung von Diplomaten

Der russische Inlandsgeheimdienst FSB beschuldigte am Montag einen britischen Diplomaten und den Ehepartner eines anderen Diplomaten der Spionage und wies sie aus - Vorwürfe, die London als «haltlos» bezeichnete. Grossbritannien bestellte am Mittwoch den russischen Botschafter in London ein und wies aus Vergeltung einen russischen Diplomaten und einen Diplomaten-Ehepartner aus. «Es ist klar, dass der russische Staat aktiv darauf hinarbeitet, die britische Botschaft in Moskau zur Schliessung zu zwingen», erklärte das britische Aussenministerium am Mittwoch.

Einige russische Politiker haben angedeutet, Grossbritannien habe der Ukraine geholfen, Sabotageaktionen gegen russische Ziele durchzuführen, etwa gegen die Brücke, die die Krim mit dem russischen Festland verbindet. Dabei waren 2023 zwei Menschen getötet worden. Beweise für diese Behauptung legten sie aber nicht vor. Nationalistische Kommentatoren im russischen Staatsfernsehen verbreiten mittlerweile das Narrativ, Grossbritannien versuche Russland seit Jahrhunderten zu untergraben.

Wjatscheslaw Wolodin, ein enger Verbündeter Putins, sprach diese Woche von der Notwendigkeit, Geld von Grossbritannien zurückzuholen - ein Hinweis auf die Zinsen, die auf eingefrorene russische Vermögenswerte in Grossbritannien in Höhe von rund 26 Milliarden Dollar aufgelaufen sind und die London an die Ukraine überwiesen hat. Der britisch-russische Handel ist nach Angaben der britischen Regierung zugleich von über 16 Milliarden Pfund im Jahr 2021 auf etwas über zwei Milliarden Pfund im Jahr 2023 geschrumpft.

«Sie sind die Lokomotive»

In Russland wird das Vereinigte Königreich mittlerweile als treibende Kraft in der Unterstützung der Ukraine gesehen. «Sie sind die Lokomotive und ziehen andere mit sich», sagte ein Insider. Grossbritannien bilde ukrainische Soldaten aus und sei das erste Land gewesen, das der Ukraine westliche Kampfpanzer zugesagt und als erstes Langstrecken-Marschflugkörper geliefert habe, wird in Moskau kritisiert. Das habe Russland zutiefst verärgert.

«Wenn Grossbritannien heute unser Territorium mit seinen Raketen aus der Ukraine beschiesst, halte ich das für einen guten Grund, dass Grossbritannien aufhört zu existieren», sagte der Putin-treue Abgeordnete und frühere Militärkommandeur Andrej Gurulew im Januar im Staatsfernsehen. Russische Politiker und Kommentatoren weisen zudem auf das schrumpfende britische Militär hin, das derzeit weniger als 75.000 Vollzeitsoldaten hat. Russland verfügt schätzungsweise über 1,1 Millionen aktive Soldaten. Der Moderator des Staatsfernsehens Jewgeni Kisseljow witzelte in seiner Flaggschiffsendung in diesem Monat, die gesamte britische Armee passe in Londons Wembley-Fussballstadion.

(Reuters)