Nein, es ist keiner der üblichen Verdächtigen, die in den letzten Monaten als Nachfolger von UBS-CEO Sergio Ermotti gehandelt wurden. Es ist kein Schweizer oder Schweizerin, und es ist auch niemand, der zuvor in der UBS beschäftigt war. Offensichtlich genügte niemand von den Nachfolge-Favoriten den Anforderungen des Verwaltungsrates unter der Leitung von Axel Weber.
Es ist Ralph Hamers, der Ermotti nachfolgen wird. Die Frage nach «Ralph who?» sollte man sich verkneifen. Hamers ist seit fast drei Dekaden beim holländischen Finanzriesen ING tätig und seit fast sieben Jahre dessen Chef. Der Holländer gehört damit zwar nicht zum inneren Kreis der internationalen Bankgrössen, macht aber seit langem solide Arbeit in einem äusserst schwierigen Branchenumfeld.
ING ist ein Allfinanzdienstleister. Und Hamers hat, wie die UBS selber ankündigt, eine ausgewiesene Expertise in der digitalen Transformation. Damit ist in aller Kürze bereits gesagt, wohin die Reise bei der UBS gehen soll: Noch gezieltere Ausrichtung auf die Vermögensverwaltung, Integration der Geschäftsmodelle, und, wichtiger noch: Investitionen in die Digitalisierung. Weg von den Filiale, hin zu Online-Angeboten.
Und Hamers wird dabei bei der UBS das tun, was er bei ING erreichte: Reduktion der Kosten und Steigerung der Profitabilität. Bei der UBS-Belegschaft wird dies zuallererst Unruhe auslösen. Im Oktober 2018 zum Beispiel gab ING den Abbau von 7000 Stellen bekannt. Eine Folge des Hamers-Kurses: ING hat eines der tiefsten Kosten-Ertrags-Verhältnisse unter europäischen Finanzinstituten.
Hamers wird zugute kommen, dass die UBS und ING viele Ähnlichkeiten haben: Beide sind in den 90er Jahren aus einer Grossfusion entstanden. Beide mussten in der Finanzkrise Staatshilfe in Anspruch nehmen. Und beide machten schmerzhafte "Erfahrung" in Rechtsfällen. ING legte 2018 gegen die Zahlung von 775 Millionen Euro ein Geldwäschereiverfahren bei. Hamers überlebte den Skandal, sein Finanzchef musste gehen.
Einen wesentlichen Unterschied gibt es zwischen ING und der UBS aber: Der Aktienkurs von ING hat seit dem 1. Oktober 2013, als Hamers bei der ING das CEO-Amt übernahm, rund 18 Prozent zugelegt. Die UBS-Aktie hat im selben Zeitraum 30 Prozent verloren. Der europäische Bloomberg-Banken-Index gab 22 Prozent nach.