OpenAI habe sich im Juli 2023 an Google gewandt, nachdem es Probleme mit dem damaligen Suchpartner gegeben habe, sagte OpenAI-Produktchef Nick Turley am Dienstag im Kartellverfahren gegen den US-Konzern in Washington. In einer vor Gericht gezeigten E-Mail schrieb OpenAI an Google, dass man über eine Zusammenarbeit mit mehreren Partnern und insbesondere mit der API von Google die Qualität für Nutzer verbessern könne. Doch Google lehnte das Ansinnen im August mit dem Hinweis ab, dass damit zu viele Wettbewerber beteiligt wären. «Wir haben heute keine Partnerschaft mit Google», sagte Turley.
Das US-Justizministerium und mehrere Bundesstaaten wollen in dem Verfahren erreichen, dass Google zum Verkauf seines Chrome-Browsers gezwungen wird – sowie zu weiteren Massnahmen, um seine marktbeherrschende Stellung bei der Online-Suche und der damit verbundenen Werbung zu brechen. Turley sagte, ein von der Regierung vorgeschlagenes Mittel zur Wiederherstellung des Wettbewerbs – nämlich die Öffnung von Googles Suchdaten für Konkurrenten – könne die Entwicklung von ChatGPT beschleunigen. Die Suche sei ein wichtiger Bestandteil von ChatGPT, um aktuelle und sachliche Antworten auf Nutzeranfragen zu liefern, erklärte Turley. Bis ChatGPT mit eigener Suche 80 Prozent der Anfragen abdecken könne, werde es noch Jahre dauern. ChatGPT nutzt derzeit Suchtechnologie von Microsofts Suchmaschine Bing.
Die Staatsanwaltschaft äusserte in ihren Eröffnungsplädoyers am Montag Bedenken, dass Googles Suchmonopol dem Unternehmen Vorteile im Bereich KI verschaffen könnte und dass seine KI-Produkte eine weitere Möglichkeit seien, Nutzer zu seiner Suchmaschine zu führen. Google weist die Vorwürfe zurück und betont, die Klage sei nicht auf KI ausgerichtet. Das Unternehmen sehe sich starker Konkurrenz durch Firmen wie Meta und Microsoft ausgesetzt.
Wie aus einem am Dienstag in dem Prozess veröffentlichten Dokument hervorgeht, hat Google im vergangenen Jahr exklusive Deals mit Android-Smartphoneherstellern für seine KI-App Gemini und den Chrome-Browser erwogen. Der US-Konzern verhandelte mit Smartphone-Herstellern wie Samsung über exklusive Vorinstallationen. Statt weitere Exklusivverträge abzuschliessen, hat Google seine Vereinbarungen mit Samsung, Motorola sowie den Netzbetreibern AT&T und Verizon laut den Prozessunterlagen zuletzt jedoch gelockert und ihnen erlaubt, konkurrierende Suchangebote vorzuinstallieren.
Diese nicht-exklusiven Abkommen entsprechen Googles Vorstellung davon, wie die vom Gericht geforderten Änderungen umgesetzt werden könnten. Dem Justizministerium geht das aber nicht weit genug – es fordert, dass Google künftig keine Zahlungen mehr leisten darf, um die bevorzugte Vorinstallation seiner Dienste zu sichern. Ein Google-Manager erklärte vor Gericht, man habe den Partnern zuletzt schriftlich bestätigt, dass sie auch andere KI-Produkte auf neuen Geräten installieren dürften.
(Reuters)