«Donald Trump will keine Rezession. Kein US-Präsident will eine Rezession. Aber Trump ist eindeutig willens, ein gröseres Risiko auf sich zu nehmen», sagte Jan Hatzius, Chefökonom der US-Investmentbank Goldman Sachs, am Dienstag an einer Diskussionsrunde am Institutional Money Kongress in Frankfurt.
Hatzius machte in seinen Wortmeldungen keinen Hehl daraus, dass er die Entwicklung für die US-Wirtschaft nun deutlich pessimistischer sieht als nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten im vergangenen November. Positive Nebeneffekte seiner Wirtschaftspolitik, im Slang von Hatzius «Tailswinds» (Rückenwind), sieht er nun weitgehend nicht mehr vorhanden. Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA in den nächsten zwölf Monaten sieht er nun bei 35 Prozent, Tendenz steigend. Ende des letztes Jahres stufte Hatzius diese Wahrscheinlichkeit noch bei 15 Prozent ein.
Donald Trump will am Mittwoch, 2. April, anlässlich des von ihm ausgerufenen «Liberation Day» (Befreiungstag) für die Vereinigten Staaten ein grosses Zollpaket verhängen. Für den Tag kündigte Trump kürzlich auch Zusatzzölle in der Höhe von 25 Prozent auf alle Autoimporte an. Ökonomen befürchten als Folge der rigiden Wirtschafts- und Zollpolitik Trumps eine steigende Inflation, ein gedämpfteres Wirtschaftswachstum und eine steigende Arbeitslosigkeit. Die Spekulationen an den Märkten gingen in den letzten Wochen gar so weit, wonach Trump die USA absichtlich in eine Rezession laufen lasse, um die US-Notenbank Fed zu Leitzinssenkungen zu zwingen.
Hatzius wollte sich in Frankfurt nicht auf eine Prognose bezüglich der US-Geldpolitik festlegen. Sein Basisszenario geht nach wie vor von weiteren Lockerungen der US-Geldpolitik aus. Je nach Wirtschaftsverlauf könne es auch zu keinen Zinsveränderungen kommen - oder aber zu «ganz aggressiven Zinssenkungen».
Goldman Sachs schwächt zuversichtliche Haltung für die US-Wirtschaft ab
Goldman Sachs, die lange Zeit eine zuversichtliche Haltung für die US-Wirtschaft hatte, schlug zuletzt deutlich pessimistischere Töne an. Hatzius selber senkte zuletzt die Wachstumserwartung für die nächsten vier Quartale von 2,4 auf 1,7 Prozent - ein drastischer Schritt. Grund dafür seien nicht die schwachen Konjunkturdaten, sondern die steigenden Zölle der US-Regierung.
Goldman Sachs erwartet wegen Trumps Zollpolitik eine höhere Inflation, eine steigende Arbeitslosigkeit und eine erhebliche Abschwächung des Wirtschaftswachstums in den USA, wie Analysten der Bank laut Bloomberg am Montag schrieben. Das hat Folgen für Aktien: «Sollten sich die Wachstumsaussichten und das Anlegervertrauen noch weiter verschlechtern, könnten die Bewertungen deutlich stärker fallen als von uns prognostiziert», schrieb David Kostin, Chefstratege für US-Aktien bei Goldman Sachs. «Wir empfehlen Anlegern weiterhin, auf eine Verbesserung der Wachstumsaussichten, eine stärkere Asymmetrie der Marktpreise oder eine schwächere Positionierung zu achten, bevor sie versuchen, einen Markttiefpunkt zu erreichen.»
Kostin erwartet nun, dass der S&P 500 am Jahresende bei 5'700 Punkten schliessen wird. Schon am 11. März hatte er sein Ziel auf 6'500 Punkten gesenkt.
Laut Chefökonom Hatzius lässt sich die Outperformance der europäischen Börsen gegenüber den US-Aktienmärkten in diesem Jahr mit zwei Punkten erklären: Zum einen habe in Europa zu Jahresbeginn eine «extrem pessimistische Ausgangssituation» geherrscht. Zum andern verbesserte sich der Newsflow in Europa, wenn auch «nicht dramatisch positiv».
1 Kommentar
Wenn sich die Wirtschaftsmacht Nr. 1 den Welthandel massiv stört dann ist eine globale Rezession wahrscheinlich. Wahrscheinlich sind die US-Konsumenten die Hauptleidtragenden hoher Importzölle. Staaten die ihre Wirtschaft absichtlich schwächen, wie Deutschland, folgen.
Meines Erachtens ist es nicht sinnvoll mit Gegenzöllen zu antworten. Sinnvoller ist es eigene Schwachpunkte - teure Energie, Lieferkettengesetz, LKW Maut, zu beseitigen und die Handelsbeziehungen zu anderen Zollopfern wie Kanada u. Mexiko, ggf. China, auszubauen.