Ereignisse oder auch Saisonalitäten haben einen Einfluss auf die Entwicklung von Aktien und Branchen. Auch der Herbst scheint in gewisser Weise ein solches Muster aufzuweisen. Dies verrät ein Blick auf die Top Performer im Swiss Market Index während den Monaten Oktober und November in den vergangenen fünf Jahren auf Basis der Daten von Bloomberg. Darunter finden sich zwar von Jahr zu Jahr unterschiedliche Unternehmen. Aber UBS und Partners Group waren zwischen 2019 und 2023 im Oktober und November jeweils unter den Top Ten im Swiss Market Index, ABB und Swiss Re waren in vier von fünf Jahren darunter. Ist das bloss Zufall? Oder steckt eine Logik dahinter? Der Blick auf die Einzelfirmen:
UBS
Die Grossbank befindet sich in den vergangenen fünf Jahren jedes Mal unter den Top Ten während der Herbstmonate. Auffällig auch: Die Aktie der UBS lag in den fünf Jahren nicht immer unter den Top Ten des SMI übers ganze Jahr hinweg. Die jeweilige Rendite schwankt allerdings: In drei Fällen lag sie um 8 Prozent, 2022 gar bei 19 Prozent, 2020 mit dem Höchstwert von über 25 Prozent.
Dies mag erstaunen, da üblicherweise das erste Quartal saisonal das stärkste und das dritte das schwächste Quartal bei Banken ist. Somit könnte man folgern, dass sich die Anleger im Herbst bereits auf eine Verbesserung auf Grund der Saisonalität in Stellung bringen, meint Research-Chef Christian Gattiker von Julius Bär. Im bisherigen Jahr lässt die Aktienperformance der UBS eher zu wünschen übrig. Mit einem Minus von 0,5 Prozent gibt es noch Luft nach oben. Seit einem Monat hat die Aktie jedoch um beinahe 5 Prozent zugelegt.
Research-Chef Omar Brem von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) dämpft allerdings zu hohe Erwartungen für die UBS-Aktie im vierten Quartal: "Für das Quartals-Update der UBS Ende Oktober erwarten wir keine grossen Überraschungen. Unserer Einschätzung nach befindet sich die Bank mitten in Phase 2 der Integration: Die harte Arbeit steht im Vordergrund und einfache Erfolge werden in den kommenden Monaten schwieriger."
Partners Group
Ebenfalls unter den Herbstfavoriten ist die Partners Group. Auch sie befindet sich zwischen 2019 und 2023 unter den Top Ten SMI-Aktien zwischen Oktober und November. Die Rendite schwankt dabei zwischen 10 und 14 Prozent. 14,9 Prozent im Jahr 2022 markiert dabei den Höchstwert.
Im bisherigen Jahresverlauf präsentiert sich die Aktie sehr volatil, hat im September aber bereits um 17 Prozent zugelegt. Seit Januar sind es nun 6 Prozent plus. Das Unternehmen profitiert dabei hauptsächlich von sinkenden Leitzinsen, aber auch von neuen Impulsen wegen einer künftigen Kooperation mit dem weltgrössten Vermögensverwalter Blackrock.
Darüber hinaus sei in den letzten Monaten eine zunehmende Deal-Aktivität im Markt zu beobachten, sagt Brem weiter. So gab unter anderem auch Partners Group den Verkauf der Mehrheitsbeteiligung an Techem sowie den Einstieg bei Gateway Fleets bekannt.
ABB
Vier Mal erschien die Aktie von ABB zwischen 2019 und 2023 unter den Top Ten SMI-Aktien zwischen Oktober und November. Oft zwar nur mit niedrigen Renditen im Bereich von 1 bis 4 Prozent, zwei mal sticht die Aktie jedoch heraus mit 13 Prozent (2019) beziehungsweise 17 Prozent (2022).
Dies könnte bedingt sein durch eine saisonale Nachfragesteigerung, da der Herbst oft den Höhepunkt von Investitionen in Infrastruktur, Energie, und Bauprojekte markiert. Aber auch positive Quartalsberichte oder die bereits im Herbst startende Jahresend-Rallye können zur verbesserten Marktstimmung und einer stärkeren Nachfrage nach ABB-Aktien im Herbst führen.
Die ZKB sieht für das dritte Quartal eine Fortsetzung des robusten Wachstums. Dies rühre daher, dass der Electrification-Trend die Schwäche im Robotics & Discrete Automation Bereich sowie weiter hohe eMobility-Verluste mehr als kompensieren sollte, so Brem.
Die Titel haben seit Anfang des Jahres um 31 Prozent gewonnen, davon rund 6 Prozent in den letzten vier Wochen nach einer Schwächephase im August.
Swiss Re
Auch die Aktie von Swiss Re stand zwischen 2019 und 2023 unter den Top Ten der SMI-Aktien im Herbst. Die Rendite schwankt dabei zwischen 4 bis 21 Prozent.
Der saisonale Effekt dürfte hier einen Einfluss haben: Versicherungs- und Rückversicherungsunternehmen wie Swiss Re erleben in den letzten Monaten des Jahres Prämienerhöhungen und Neubeurteilungen von Risikopositionen. Auch Portfolio-Rebalancing, also die Anpassung der Investoren ihrer Portfolios zum Jahresende, könnte eine Ursache dafür sein. Diese resultieren oftmals in einer erhöhten Nachfrage nach defensiven Titeln wie Swiss Re. Gattiker fügt an: "Im Falle der Rückversicherer könnte das Ende der US Hurrikansaison im Oktober eine Rolle spielen."
Beinahe 22 Prozent beträgt der Kursgewinn in diesem Jahr mit einem Jahreshoch von 118 Franken Ende September. Ob die Aktie nahe einem Jahreshoch den Schwung in die nächsten zwei Monate mitnehmen kann, bleibt abzuwarten.
Logik oder Zufall?
Ob diese guten Leistungen der Aktien im Herbst einem Muster entsprechen oder bloss Zufall sind, kann man nicht abschliessend beantworten. Bei der UBS-Aktie sprechen einige Indizien sicher für eine gewisse Logik. Es hängt auch sehr davon ab, ob man daran glaubt, dass Aktien gewissen Mustern der Saisonalität folgen. Wie zum Beispiel der Glaube, dass man Aktien im Mai verkaufen und im September wieder an die Börsen zurückkehren soll.
Einer, der nicht an diese Grundsätze glaubt, ist Julius-Bär Experte Gattiker: "Saisonalitätsanalyse an der Börse ist etwa wie eine Wettervorhersage auf Grund der Jahreszeiten. Natürlich kann man im Juli wärmeres Wetter erwarten, aber das kann sich als wenig präzise im einzelnen Jahr erweisen." Er empfiehlt stattdessen, auf fundamentale Faktoren zu schauen.