Der Goldpreis jagt von Rekord zu Rekord. Suchen Anleger sichere Häfen?
Die geopolitischen Unruhen, die rund um den Globus stattfinden, sind ein Faktor. Hinzu kommt, dass die Zentralbanken Gold in einem historischen Ausmass kaufen. Drittens werden die Zinsen sukzessive gesenkt – der Zins ist ja der Erzfeind des Goldes. Jeder Punkt für sich wäre schon ein Grund für einen steigenden Goldpreis, als Triumvirat haben die Faktoren eine sehr starke Wirkung.
Nun kommen weitere Gründe hinzu, wie die Angst vor Zöllen.
Ja, Präsident Trump hat Zölle von 25 Prozent auf alles angekündigt. Das könnte natürlich auch Gold betreffen.
Führt das zu Vorratskäufen?
Wenn man sich die Exportstatistik der Schweiz anschaut, kann man das schon meinen. Allein in den vergangenen drei Monaten wurden 414 Tonnen Gold in die USA exportiert.
Wie bitte?
Ja, das ist eine ganz schöne Hausnummer. 2024 wurden zwischen Januar und November 80 Tonnen ausgeführt. Die globale Gesamtnachfrage lag im vergangenen Jahr bei rund 4500 Tonnen.
Wer profitiert von den hohen Exporten?
Die Goldbranche mag klein wirken, aber es profitieren auch andere Branchen, allen voran die Edelmetallraffinerien. Die Schweizer Player Argor, Metalor, Pamp und Valcambi sind für 50 Prozent der globalen Goldproduktion verantwortlich. Jeder zweite Goldbarren, der weltweit produziert wird, kommt aus der Schweiz. Aber auch Logistikfirmen, die das Gold transportieren, und Banken, die das Ganze finanzieren, zählen zu den Profiteuren.
Viele Banken haben ihre Prognosen für den Goldpreis nach oben korrigiert. Wie lautet Ihre Schätzung?
Seit Anfang des Jahrtausends ist der Goldpreis in Franken im Schnitt um sieben Prozent pro Jahr gestiegen – in Dollar waren es sogar mehr als neun Prozent. Wenn das so weitergeht, dann steht der Preis am Ende der Dekade bei 4000 bis 4500 Dollar.
Und auf kurze Sicht?
Das lässt sich ohne eine Glaskugel schwer sagen. Im Ernst: Wenn einer der erwähnten drei Preistreiber verschwindet, kann es eine Korrektur geben. Solange der Markt das nicht erwartet, gehe ich weiter von einem steigenden Preis aus.
Dieses Interview ist zuerst in der Bilanz erschienen.