In den letzten Tagen hat der Palladiumpreis stark zugelegt und sich von Werten um 950 Dollar pro Unze entfernt, wenn auch nur vorübergehend. Am 11. September sagte der russische Präsident Wladimir Putin, dass das Land als Vergeltung für westliche Sanktionen eine Beschränkung der Exporte von Uran, Titan und Nickel in Betracht ziehen solle.

Auch wenn Palladium nicht direkt erwähnt wurde, konnte die Sorge um ein geringeres Nickelangebot aus Russland – einem Land, das für rund 40 Prozent des weltweiten Minenangebots an Palladium verantwortlich ist – den Preis wohl dennoch beeinflussen, da Palladium ein Nebenprodukt der Nickelproduktion ist.

Darüber hinaus kündigte am 13. September das weltweit viertgrösste palladiumproduzierende Unternehmen, das einen Anteil von 14 Prozent hält, an, aufgrund des niedrigen Preisniveaus eine Umstrukturierung der Geschäftstätigkeit in den USA zu planen. Dies würde zu einer Verringerung der Produktion von Platingruppenmetallen um etwa 200'000 Unzen führen, wobei der Hauptanteil auf Palladium entfällt. Das Unternehmen hält einen Anteil von fast 2,5 Prozent am weltweiten Minenangebot für 2023.

Palladium-Kursziel von 900 Dollar bis September 2024 

Diese Nachrichten unterstützten wahrscheinlich die Eindeckung von Leerverkäufen und führten aufgrund der geringen Marktliquidität des weissen Metalls zu einem schnellen Preisanstieg. Seit Jahresbeginn hat Palladium jedoch um 4 Prozent auf 1050 Dollar pro Unze nachgegeben, während Gold im selben Zeitraum um 27 Prozent zulegen konnte – ein Unterschied von 31 Prozentpunkten. Im Vergleich zum Allzeithoch von rund 3000 Dollar im Mai 2021 beträgt der Rückgang sogar 65 Prozent.

Kursentwicklung des Palladiums.

«Die Umstrukturierung der US-Palladiumproduktion deutet darauf hin, dass 900 Dollar pro Unze eine Untergrenze für das weisse Metall darstellen dürften», schreibt die UBS in einem Bericht. Dennoch halten die zuständigen Analysten an einem negativen Ausblick für Palladium fest, da sie abwarten möchten, ob die Pläne zur Produktionskürzung bei den derzeit höheren Preisen unverändert bleiben. Zudem könnten einige Produktionskürzungen in den USA durch eine höhere Produktion in Südafrika ausgeglichen werden, da dort die Energiebeschränkungen nachlassen.

Auf der Nachfrageseite werden in diesem Jahr weniger Autos produziert als im letzten Jahr, und die laufende Substitution von Palladium durch Platin in Autokatalysatoren bleibt ein Hemmschuh für die Nachfrage nach dem weissen Metall. Im Jahr 2023 machte diese Nachfrage 83 Prozent der Gesamtnachfrage aus. Die UBS prognostiziert daher, dass Palladium im Jahresverlauf bei 900 Dollar verharren wird. Palladium-Aktien wie Zimplats Holdings sollten daher trotz überdeutlicher Korrektur links liegen gelassen werden. Der Einstiegszeitpunkt scheint noch verfrüht.

Gold bietet noch Chancen

Viel optimistischer ist man hingegen bei Gold, das Mitte 2025 bei 2700 Dollar gesehen wird - ein Kurspotenzial von 2,5 Prozent. «Trotz der Rallye halten wir die Absicherungseigenschaften von Gold weiterhin für attraktiv. Neben physischem Gold können Anleger ein Engagement über strukturierte Strategien, ETFs oder Goldminenaktien in Betracht ziehen», schreibt Mark Haefele, Anlagechef von UBS Global Wealth Management, am Dienstag.

Bereits vor einer Woche hatten Analysten der UBS optimistischere Töne bei den Goldminenbetreibern angeschlagen: Goldminenunternehmen bieten eine operative Hebelwirkung auf den Goldpreis, potenzielles Wachstum und Dividendenrenditen. Daher sollten sie in einem Aufschwung theoretisch besser abschneiden als Gold. Allerdings kämpfen Goldminenunternehmen auch mit Gegenwind durch Kosteninflation und den anhaltenden Druck, erschöpfte Vorkommen zu ersetzen beziehungsweise die Produktion zu steigern.

In den letzten zehn Jahren war die Erfolgsbilanz des Goldsektors bei der Erzielung wertsteigernder Renditen durch Wachstum und M&A dürftig, und die Inflation hat den Anstieg des Goldpreises im Allgemeinen ausgeglichen, was zu einer anhaltenden Underperformance des Goldminen-Index (GDX) gegenüber Gold geführt hat. Dies war in den letzten 4-5 Jahren (nach COVID) mit einer Underperformance des GDX gegenüber Gold von etwa 30 Prozent besonders bemerkenswert. 

Und die Goldminenwerte haben 2024 im Grossen und Ganzen mit dem Goldpreis gleichgezogen. «Unserer Ansicht nach haben die Goldminenwerte jedoch noch einen langen Weg vor sich, um das Vertrauen der Anleger (und die Bewertungsmultiplikatoren) zurückzugewinnen», so der Bericht der UBS. Mit einer positiven Sicht auf Gold, Aufwärtskorrekturen des Konsensus und «günstigen» Bewertungen im Vergleich zu historischen Multiplikatoren empfiehlt die UBS dabei den Kauf von drei nordamerikanischen Schwergewichten: Newmont Mining, Agnico Eagle Mines und Barrick Gold. Die relative Präferenz liegt dabei jedoch bei Newmont Mining.

«Newmont Mining bietet unserer Ansicht nach das attraktivste Risiko-Ertrags-Verhältnis unter den nordamerikanischen Goldkonzernen», schreiben die Analysten der UBS. Die Prognose für 2024 sei erreichbar, auch wenn die Anleger skeptisch bleiben. Zudem seien Katalysatoren durch geplante Desinvestitionen von 2 bis 4 Milliarden Dollar in den nächsten zwölf Monaten zu erwarten, die Schuldenabbau und Cash-Rückflüsse beschleunigen könnten.

Kursentwicklung der Aktien von Newmont.

Nach den Desinvestitionen werde Newmont Mining über ein erstklassiges Portfolio verfügen, das überwiegend aus grossen, langlebigen Vermögenswerten in risikoarmen Rechtsordnungen sowie attraktiven Brownfield-Wachstumsprojekten (bestehende Minen) bestehe. Dies sollte bescheidenes Wachstum und nachhaltige Cash-Renditen ermöglichen. Sollte es gelingen, das Vertrauen der Anleger wiederherzustellen, könne Newmont Mining eine Bewertungsprämie zurückerlangen.

ManuelBoeck
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