Die Bilanzsaison neigt sich dem Ende zu, die Ergebnisse können sich bei den Large Caps sehen lassen. Im Swiss Market Index (SMI) gaben Nestlé (+17 Prozent seit Jahresbeginn), Novartis (+12 Prozent) und Roche (+18 Prozent) die positive Richtung vor. Der SMI legt trotz Kursrücksetzer in der laufenden Börsenwoche seit Anfang 2025 12,3 Prozent zu.
Die Ausgangslage bei den drei Schwergewichten könnte nicht unterschiedlicher sein. Während Novartis seit einigen Jahren mit einem Gewinnwachstum von 5 bis 10 Prozent pro Jahr aufwartet, mussten Nestlé und Roche unten durch. Roche ist bei Neuausrichtung weiter als Nestlé, welche die den eingeschlagenen Pfad in den kommenden Quartalen bestätigen muss. Nur so lässt sich bei Nestlé der jüngsten Kursanstieg rechtfertigen.
Einer der Hauptgründe für die Kursverwerfungen bei Roche in den letzten drei Jahren ist im Jahr 2020 zu suchen. Der Basler Pharmakonzern profitierte zuerst von der boomenden Nachfrage nach Diagnose-Tools während der Corona-Pandemie. Mit dem Ende bildeten sich diese Umsätze zwischen 2022 und 2024 deutlich zurück. Die Aktie dürfte nun den Boden durchschritten haben, nachdem die Aktie am 30. April 2024 auf ein Mehrjahrestief von 217 Franken gefallen war. Aktuell notiert der Titel bei 300 Franken.
Die Forschungsabteilung von Roche kann jüngst wieder mehr Erfolgsmeldungen vorweisen. Ein wesentlicher Beitrag zu einem stabilen Cashflow könnte der Durchbruch bei einer neuen Sequenzierungsmethode im Diagnostikbereich sein. Die auf einem komplexen biochemischen Prozess basierende Methode ermöglicht eine extrem schnelle und flexible Bestimmung der DNA-Sequenz eines Moleküls. Die Technologie ist für eine Vielzahl von Anwendungen geeignet, welche es Roche gemäss Analysten ermöglicht, mittelfristig Marktführer im Bereich zu werden. Das weltweite Marktvolumen der Gen-Sequenzierung belief sich 2024 auf mehr als sechs Milliarden Dollar. Das jährliche Wachstum wird bis 2030 auf 8 und 12 Prozent pro Jahr veranschlagt.
Mid Caps zwischen Licht und Schatten
Höhere Kursausschläge bei den Mid Caps sind bei Firmennachrichten nicht nur in den USA, sondern auch am hiesigen Aktienmarkt gang und gäbe. Dies hat mehrere Gründe. Einerseits ist die Liquidität in diesen Titeln gering, weshalb diese Aktien bei positiven oder negativen Zahlenüberraschungen entsprechend kräftig ausschlagen. Oftmals ist auch die Investorenbasis nicht breit genug, um höhere Volumen abzufangen oder die Aktie wird nur von wenigen Analysten abgedeckt, so dass die Konsensschätzungen im Vorfeld dünn gesät sind.
Nur sechs Analysten verfolgen das Geschehen beim Backwarenhersteller Aryzta. Nach dem erfolgreich eingeleiteten Turnaround 2020, als die Aktie ein Allzeittief von 0,30 Franken erreichte, ging es mit den Aktien bis im Sommer 2024 auf 1,82 Franken hoch. Die nachfolgende Konsolidierungsphase, als der Kurs sich wieder auf 1,50 Franken zurückbildete, hat zu manch einem Verleiderverkauf geführt. Wer allerdings durchgehalten hat, wurde am Montag mit einem neuen Fünf-Jahreshoch von 1,97 Franken beschenkt.
Der Anfang Woche veröffentlichte Zahlenkranz von Aryzta bezeichnete Vontobel-Analyst Arben Hasanaj als «makellose Ausführung in einem schwierigen Konsumumfeld». Dies bestätigt, wonach einem eher langweiligen und den Erwartungen entsprechenden Jahresabschluss in einer Turnaround-Situation durchaus Positives abgewonnen werden kann. Der Vontobel-Experte erhofft sich nun neue Impulse vom Kapitalmarkttag im Mai. Er belässt das Rating auf «Buy» und setzt ein neues Kursziel von 2,50 nach 2,30 Franken.
Ebenfalls weit fortgeschritten ist die Restrukturierung bei AMS Osram. Die Titel fallen mit einem Kursplus von 49 Prozent über die letzten drei Monate auf. Goldrichtig lag der Jefferies-Analyst Janardan Menon. Er hat Anfang Jahr das Kursziel auf 10 von 16 Franken zurückgenommen, aber an seiner Kaufbestätigung festgehalten. Der Experte rechnete damit, dass Halbleitertitel aus dem Automobil- und Industriebereich besser abschneiden werden als die Branche insgesamt. Dabei dürften Titel wie AMS Osram davon profitieren, das Lagerbestandskorrekturen im vollen Gange seien und nach einer Talsohle in den kommenden Quartalen 2026 eine Erholung einsetze. Stellt sich die Frage, ob der Analyst in den nächsten Wochen das Kursziel wieder erhöhen wird, nachdem der Valor am Freitag Mittag mit 9,40 Franken gut 5 Prozent unter dem Kursziel des Jefferies-Experten notiert.
Keinen Fuss vor den anderen bringen Orior (--39 Prozent), DocMorris (-28 Prozent) und Comet (-17 Prozent). Das auf Convenience-Food, Fleischveredelung und biologische Gemüse- und Fruchtsäfte spezialisierte Unternehmen erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Umsatz von rund 642 Millionen Franken und ein organisches Wachstum von 0,5 Prozent, wie es jüngst in einer Mitteilung heisst. Wegen Bewertungsproblemen und der finanziellen Lage verzichtet das Unternehmen auf eine Dividende. Im Vergleich zu Aryzta, welche mit dem Schuldenabbau vorankommt, entwickelt sich diese bei Orior in die umgekehrte Richtung. Die Nettoverschuldung per Ende 2025 dürfte bei rund 182 Millionen Franken liegen gegenüber 116,9 Millionen im Jahr davor.
Bei DocMorris lastet die erwartete Kapitalerhöhung sowie das unterdurchschnittliche Umsatzwachstum im Vergleich zum Konkurrenten Redcare nach wie vor auf dem Titel. Erst nach der Kapitalerhöhung wird sich zeigen, ob die Online-Apotheke erfolgreich aufgestellt ist, um einen neuen Anlauf zu nehmen, um Redcare das Wasser abzugraben. Ebenfalls unter die Räder kamen in den letzten Tagen Galderma und Sandoz (je minus 16 Prozent über drei Monate). Die zu hohen Erwartungen der Analysten bei den Jahresergebnissen und beim Ausblick konnten beide Unternehmen nicht erfüllen. Nach den starken Kursgewinnen in den letzten Monaten kam es zu Gewinnmitnahmen, welche beide Titel wieder auf ein vernünftigeres Bewertungsniveau zurückgeführt haben.