Am Montag wartete Zweirad-Hersteller Pierer Mobility mit einer Gewinnwarnung auf, am Dienstag folgte die Kabelverarbeitung-Gruppe Komax. Die Aktien von Pierer Mobility verloren am Montag fast 20 Prozent an Wert und notieren auf dem tiefsten Stand seit etwas mehr als vier Jahren. Seit dem IPO im Oktober 2019 hat sich der Titel halbiert.
Bei Komax sind die Kursverluste etwas weniger stark ausgeprägt. Die Valoren verlieren am Dienstag lediglich 3,8 Prozent. Allerdings scheint ein Teil der schlechten Nachrichten schon eingepreist. Seit Jahresbeginn verliert der Titel 33 Prozent und notiert auf dem tiefsten Stand seit dreieinhalb Jahren.
Bei Pierer Mobility senkte Research Partners am Montag das Kursziel auf 45,70 von 84 Franken - fast eine Halbierung. Die Einstufung lautet aber weiterhin «Kaufen». Das Unternehmen habe seine finanziellen Erwartungen vor allem wegen der hohen Zinsen nicht erfüllen können, schreibt der zuständige Analyst. Obwohl der weltweite Markt für Motorräder wachse, seien die Verkaufszahlen zurückgegangen. Pierer Mobility stehe vor erheblichen Herausforderungen in der Lieferkette. Nach dem Kursrückgang in den letzten zwölf Monaten sieht der Experte dennoch weiterhin ein signifikantes Aufwärtspotenzial.
Der Analyst der Zürcher Kantonalbank bezeichnet in einer Notiz die reduzierten Prognosen von Komax als eine weitere herbe Enttäuschung. Auch wenn das zweite Halbjahr 2024 leicht besser als das erste Halbjahr ausfallen dürfte, ist in den kommenden Jahren nicht mit einer raschen Rückkehr auf das Ausgangsniveau zu rechnen. Die Mittelfristziele sind obsolet und die ZKB befürchtet, der Aktienkurs von Komax werde seinen Boden erst im Bereich von 100 bis 120 Franken finden. Die Einstufung der Aktie lautet «Untergewichten».
Die zwei Firmen sind nicht die einzigen, welche in diesem Jahr mit Gewinnwarnungen oder enttäuschen Zahlen aufwarteten. AMS Osram sprach eine im April aus, Sensirion im März und Vontobel im Februar 2024. Je nach Unternehmen kann zudem keine klare Trennlinie zwischen Gewinnwarnung und enttäuschenden Quartals- oder Jahreszahlen gezogen werden.
Die Kursverluste sind in vielen Fällen für den einen oder anderen Schnäppchenjäger ein Signal, sich mit diesen Titeln einzudecken. Dieser Schritt sollte aber wohl überlegt sein. Im zweiten Halbjahr 2023 hatten vier Unternehmen Mettler-Toledo, Forbo, Meyer Burger und Nestlé - letzterer mit einer kleinen Gewinnwarnung - vor möglichen Enttäuschungen gewarnt. Die Analyse ergibt: Alle vier Valoren notieren am Dienstag tiefer als vor der Bekanntgabe der schlechten Nachrichten.
Gewinnwarnungen können aber durchaus eine Chance sein. Zu bevorzugen sind Unternehmen mit einer soliden Bilanz, einem fähigen Management sowie attraktiven Zukunftsperspektiven. Die altbekannte Börsenweisheit, nicht in ein fallendes Messer zu greifen, sollten Anlegerinnen und Anleger immer vor Augen haben.
Interessante Kaufgelegenheiten könnten sich demnach bei Pierer Mobility, Vontobel und Nestlé ergeben. Alle drei Unternehmen sind fundamental gut aufgestellt. Zudem warten Vontobel und Nestlé mit einer attraktiven Dividendenrendite auf. Geduld bleibt allerdings wichtig, denn es muss nach einer Gewinnwarnung mit den Kursen nicht zwingend schnell nach oben gehen. Vielmehr besteht in vielen Fällen das Risiko, dass die Talsohle erst später erreicht wird. Ein gestaffelter Einstieg reduziert das Verlustrisiko zusätzlich.