US-Papierhersteller warnen die Europäische Union vor der Umsetzung des neuen Gesetzes zur Rückverfolgung des Holzes bis hin zu seinem Ursprung. Dabei könnte es zu einer Störung eines Handelsvolumen von 3,5 Milliarden Dollar und daraus resultierenden Preiserhöhungen für Windeln, Damenbinden und andere Hygieneprodukte führen.
Laut der American Forest and Paper Association ist es unmöglich, die anstehende EU-Verordnung zur Entwaldung einzuhalten. Die Lieferketten für Zellstoff sind zu unübersichtlich, um jeden einzelnen Bäume zu verfolgen zu können, und zwischen dem Zeitpunkt des Holzeinschlags und der Verarbeitung zu Fasern liegen oft Jahre.
Die US-Industrie ist ein wichtiger Exporteur von "Fluff Pulp", einem saugfähigen Material, das von Unternehmen wie Procter & Gamble und Kimberly-Clark zur Herstellung von Hygieneartikeln verwendet wird. Amerikanische Lieferanten decken etwa 60 Prozent des EU-Bedarfs ab. Eine Unterbrechung der Lieferketten hätte somit in der gesamten EU-27 einen Nachhall.
"Die EUDR in ihrer jetzigen Fassung wird die Kosten für die US-Hersteller erheblich erhöhen, was sich in einem Inflationsdruck in der EU niederschlagen wird", sagte Mark Pitts, Geschäftsführer des Papierverbandes. Seine Gruppe möchte, dass die für Ende des Jahres geplante Umsetzung des Gesetzes verschoben wird, während der Sektor als geringes Risiko für die globale Entwaldung eingestuft wird.
Mit diesem Schritt wären die Erzeuger von der Rückverfolgbarkeitspflicht befreit. US-Regierungsbeamte baten ebenfalls um einen Aufschub und erklärten in einem Schreiben an die EU, dass die Vorschrift für die einheimischen Erzeuger eine "kritische Herausforderung" darstelle.
Ein Gesetz mit hohen Anforderungen
Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, die 10 Prozent der weltweiten Entwaldung im Zusammenhang mit dem Verbrauch von Rohstoffen wie Holz, Rindfleisch, Kaffee und Kakao zu verringern. Dem damit verbundenen Verlust an biologischer Vielfalt soll so entgegengewirkt werden. Das noch umzusetzende Gesetz schreibt vor, dass jeder Baumstamm, jede Kuh und jede Bohne, die in die Region eingeführt wird, bis zu ihrem Ursprung zurückverfolgt werden muss. Andernfalls folgen saftige Strafen.
"Die EUDR schreibt vor, dass Unternehmen die geografische Lage aller relevanten Grundstücke für Rohstoffe, die in grossen Mengen gehandelt werden, dokumentieren müssen", sagte Adalbert Jahnz, ein Sprecher der Europäischen Kommission. "Bei dieser Anforderung geht es nicht darum, jede einzelne Holzfaser zu einer einzelnen Parzelle zurückzuverfolgen."
Nach Angaben von Euromonitor sind der Pampers-Hersteller Procter & Gamble und der Huggies-Hersteller Kimberly-Clark die grössten Anbieter von Windeln in Europa, während P&G der grösste Anbieter von Menstruationspflegeprodukten ist. Ein Sprecher von P&G sagte, das Unternehmen halte sich an die geltenden Gesetze und Vorschriften und werde dies auch bei der EUDR tun. P&G erwartet auch von seinen Lieferanten, dass sie dies im Rahmen seiner Beschaffungsrichtlinien ebenfalls tun. Kimberly-Clark lehnte eine Stellungnahme ab.
Das Gesetz hat bereits vor Inkrafttreten einige Auswirkungen. Gemäss Pitts wurden bei mehreren Verbandsmitgliedern Lieferverträge schon gekündigt. "Es wirkt sich bereits auf die Lieferkettenverträge für den Herbst aus", sagte er und lehnte es ab, die betroffenen Unternehmen zu nennen.
(Bloomberg)