Die Tesla-Aktien verzeichneten am Dienstag nach der Bekanntgabe der Auslieferungszahlen für das zweite Quartal einen Anstieg um bis zu 10 Prozent. Am Mittwoch legten sie weitere 6 Prozent zu und schlossen bei rund 246 Dollar. Mit diesem jüngsten Kursanstieg hat die Aktie fast alle Verluste des Jahres 2024 wettgemacht.
Die Auslieferungen von Tesla sind im zweiten Quartal zwar erneut zurückgegangen, lagen aber mit 443'956 Fahrzeugen über den Analystenschätzungen von 436'000 Fahrzeugen. Diese Zahlen könnten ein Hinweis darauf sein, dass dem Autobauer möglicherweise bessere Zeiten bevorstehen, insbesondere da Elon Musk die Seifenoper um sein Boni-Paket abgeschlossen hat und Investoren das Potenzial der Künstlichen Intelligenz bei Tesla in den Vordergrund stellen.
Am Dienstag warnte Elon Musk den Microsoft-Übervater Bill Gates davor, sich nicht mit ihm anzulegen. Gates könnte seiner «Vernichtung» entgegensehen, wenn er weiterhin gegen Tesla wette. Musk glaubt, dass er den E-Autobauer in einen KI-Giganten im Wert von 30 Billionen Dollar verwandeln wird, sobald Tesla den Übergang vom Verkauf von Elektroautos zum Betrieb einer profitablen Flotte von Robotaxis und humanoiden Robotern vollzogen hat.
Nach einer turbulenten Zeit für die Tesla-Aktie und einer Menge Drama rund um die juristischen Auseinandersetzungen von Elon Musk könnte der Elektroautohersteller endlich vor einem Comeback stehen, prognostizieren Wall Street-Analysten. Die Anleger warten seit über einem Jahr auf eine mögliche Erholung der Aktie, da die Tesla-Verkäufe in den letzten zwölf Monaten um 15 Prozent zurückgegangen sind.
Als Folge des Umsatzrückgangs sind auch die Analysten vorsichtiger geworden und haben ihre Einschätzung deutlich reduziert. Das Durchschnittskursziel liegt laut Bloomberg-Daten bei 191 Dollar, was ein Abwärtspotenzial von 22 Prozent impliziert. Es gibt 26 «Buy»-Ratings, 21 «Hold»-Ratings und 13 «Sell»-Ratings.
Auch Tesla Energy bietet Potenzial
«Bekommt Tesla sein Mojo zurück?», fragten die Strategen von Morgan Stanley in einer Notiz am Dienstag. Sie berichten, dass ihre Kunden sich zuvor auf die Ablehnung von Elon Musks Vergütungspaket für 2018 vorbereitet hätten, was möglicherweise zu einem Management- und Strategiewechsel geführt und die negative Berichterstattung verstärkt hätte. Heute hingegen erkundigen sich die Kunden nach positiven Katalysatoren für das zweite Quartal und darüber hinaus.
Tesla hat im zweiten Quartal seine Lagerbestände reduziert und seine Energiespeicher auf ein Allzeithoch gesteigert. Die Strategen bezeichneten die gesteigerte Energiespeicherung als ein bemerkenswertes Update, das darauf hindeutet, dass Tesla von der gestiegenen Energienachfrage im Zusammenhang mit dem Boom der Künstlichen Intelligenz profitieren könnte.
Morgan Stanley bewertet Tesla Energy mit 36 Dollar pro Tesla-Aktie (Gesamtwert 130 Milliarden Dollar) und ist der Meinung, dass das Unternehmen einmalig positioniert sei, um von den Investitionen in das US-Stromnetz zu profitieren, die durch den Boom der künstlichen Intelligenz beschleunigt werden. Das «Übergewichten»-Rating für die Tesla-Aktie wurde bekräftigt, mit einem Kursziel von 310 Dollar, was ein weiteres Kurspotenzial von 30 Prozent bedeutet.
Grosse Erwartungen an Robotaxi
Es gibt grosse Erwartungen an das Robotaxi von Tesla. Garrett Nelson, Aktienstratege bei CFRA Research, sagte: «Die Aktie setzt ihren Aufwärtstrend nach der Hauptversammlung Mitte Juni fort.» Er fügte hinzu: «Wir glauben, dass Musk die Aufmerksamkeit der Anleger erfolgreich auf langfristige Chancen in Bereichen wie KI, Robotik und Energiespeicherung gelenkt hat und damit von kurzfristigen Herausforderungen ablenkt.» Nelson betonte, dass die Wall Street ihre Aufmerksamkeit auf das Robotaxi von Tesla richtet, einen vollständig autonom betriebenen Service, den Musk seit Monaten ankündigt und der laut ihm ein «massiver Treiber» für zukünftiges Wachstum sein könnte. Tesla wird wohl am 8. August das Robotaxi vorstellen.
Andere Strategen äusserten sich nach den besser als erwarteten Auslieferungszahlen sogar äusserst positiv. Der Analyst Dan Ives von Wedbush Securities sagte, dass Tesla in der zweiten Jahreshälfte eine starke Erholung erleben könnte, da das Debüt des Robotaxi einen Wendepunkt für das Unternehmen darstellt. Wedbush bestätigte sein «Outperform»-Rating für Tesla und erhöhte sein Kursziel auf 300 Dollar pro Aktie. Ives sagte, dass die Tesla-Aktie im optimistischsten Szenario bis zum Jahresende auf 400 Dollar steigen könnte, was einem Aufwärtspotenzial von 63 Prozent gegenüber dem aktuellen Niveau entspricht.
«Der Schlüssel für die Tesla-Aktie liegt darin, dass die Börse erkennt, dass Tesla unserer Meinung nach das am meisten unterbewertete KI-Unternehmen auf dem Markt ist», so Ives in einer Notiz. Später fügte er hinzu: «Kurz gesagt, das Schlimmste ist für Tesla im Rückspiegel zu sehen, da wir glauben, dass die EV-Nachfrage vor dem historischen Robotaxi-Tag am 8. August zu dem disruptiven Technologieunternehmen zurückkehrt.»
Cathie Wood nutzt Kurssprung zum Verkaufen
Eine völlig andere Meinung vertritt wohl Tech-Investorin Cathie Wood, die am Mittwoch als Verkäuferin von Tesla-Aktien in Erscheinung trat. Das von ihr gegründete und geleitete Ark Invest verkaufte am Dienstag und Mittwoch Aktien im Wert von knapp 18 Millionen Dollar. Offensichtlich ist die hohe Bewertung des Unternehmens wohl nur durch die Fantasie des Robotaxis gerechtfertigt. Das vorwärtsgerichtete Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei 100.
Nach einem Umsatzwachstum von 1,9 Prozent in 2024 wird für das darauffolgende Jahr ein Anstieg auf 17,9 Prozent erwartet. Auch die Bruttogewinnmarge soll von 17,6 auf 18,8 Prozent steigen. Diese Prognose scheint angesichts der aktuellen Bewertung für das Unternehmen notwendig zu sein.
1 Kommentar
Interessant, wie schnell sich die Meinungen der Medien und «Aktienstrategen» an der Höhe es Aktienkurses anpassen.
Ein bisschen KI dazu, disruptiv natürlich, und es geht weiter.
Dass die Aktie ungesplittet schon wieder beinahe bei irrwitzigen USD 4'000 wäre, was solls.
Elon Musk hat sich grosse Verdienste erworben, die Untergrabung der Meinungsfreiheit bei X/Twitter abgestellt zu haben.
Seine Firma kann vorzügliche Autos bauen (mit miserablem bis katastrophalem Service, bei Problemen, welche die Tesla-Techniker überfordern, die oftmals reine «Modul»Techniker sind und z.t. unter kindergartenähnlichen Vorgaben der Tesla Company arbeiten müssen).
Seine wahre Kunst ist jedoch die Finanzakrobatik, auf allerhöchstem Niveau.
Früher mit seinen Kapitalerhöhungen, ohne den Kurs zu belasten, im Gegenteil.
Seiner Selbstbedienungs-Milliarden-Verschiebungen, alles abgesegnet von seinen Fans.
Seine Mitarbeiter-Aktien-Lohn-Programme, ohne dass die Verwässerung seine Fans stört.
Wie es ihm immer wieder gelingt, den Tesla-Kurs, vermutlich mit konzertierten Options-Strategien, inkl. grossartiger Unterstützung seiner Milliardärs-Kumpanen, in die Höhe zu treiben und dort oben zu lassen, unterfüttert mit den gerade jeweils angesagten Visionen, Hypes.
Wenn diese nicht so richtig hinhauen, kommt die nächste.
Solarzellen, Autopilot, Robotaxi, Dog-Coins, jedenfalls keine Autofabrik, und nun natürlich KI, und alles immer wieder mal kombiniert miteinander...
Keine Angst, wenn's auch damit nichts wird, es gibt noch unendliche weitere Varianten.
Sicher bald mal Robo-Drohnen-Taxis, oder sonst was mit Drohnen, wundert mich schon lange, dass da nichts kommt, Kopfsalat-Zuchtanlagen auf dem Mars, Energiegewinnung aus dem Weltall, und, und, unendlich.
Was alleine zählt, dass nicht nur seine Fanboys, sondern auch wenigstens ein Teil der Finanzwelt ihm glaubt.
Und es gelingt, die Spirale am Leben zu erhalten.
Wenn die Spirale jedoch mal richtig abwärts geht, dann... ...sah man bereits ansatzweise.
Die Fanboys werden glücklicherweise immer weniger, vor neun Jahren war es mir jeweils noch peinlich, in meinem schönen Model S, ihre Grüsse nicht zu erwidern, heute hat sich dies vollständig normalisiert, vielleicht noch ein paar wenige Hardcore-Fanboys, die in Motorrad Manier weiter grüssen.
Immerhin ist es dem Missionar (der selber gerne innerstädtisch in der Luft unterwegs ist und auch ein paar automotive Boliden besitzt) scheinbar egal, dass sich einige seiner Anhänger durch seine politischen Sprüche und Hinterfragungen abwenden, das ist für mich das grosse Rätsel, warum er derlei riskiert.
Was ich ihm wiederum hoch anrechne, im Sinne der Meinungsvielfalt, die bei uns im Westen bei den grossen Medien arg unter die Räder gekommen ist.
Die Welt ist nicht schwarz/weiss, wozu der Missionar der lebende Beweis ist...
Längerfristige Kursprognose ungesplittet weiterhin USD 300 bis 500, mit dem Missionars-Bonus vielleicht verdoppeln, ohne Inflation, 15fach gesplittet, wie aktuell, USD 20 bis 70 😯
Aber keine Angst, nicht nur Cathie Wood, auch der Missionar und seine Milliardärskumpanen, werden den grössten Teil ihrer Gewinne bis dann schon längst sichergestellt haben, bis auf ein paar symbolische Milliarden, um das Gesicht zu wahren.
Und keine Angst, der nächste Split kommt bestimmt, sollte es dem Missionar und Kumpanen gelingen, den Kurs nochmals gegen USD 1'000 zu treiben.
Dann aber am besten 1:100 oder wenigstens 1:20, damit die Aktie mit USD 10-50 eine Volksaktie wird, die sich jedermann/frau/es leisten kann 🙂