Warren Buffetts Verachtung für Wall-Street-Banker ist legendär. In seinem jährlichen Brief an die Aktionäre seiner Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway schimpfte der heute 91-jährige 2015 einst über die "Geldverschwender" mit ihren "vielen Mäulern mit teuren Geschmäckern, die nach Futter verlangen".
Seine nun geplante 12 Milliarden Dollar schwere Übernahme der Versicherung Alleghany gab ihm Gelegenheit, dieser Verachtung subtil Ausdruck zu verleihen: mit einer symbolischen Preisgestaltung, die die Gebühren sichtbar macht.
Berkshire Hathaway bot in den Verhandlungen mit Alleghany nämlich 850 Dollar je Aktie, machte aber von Anfang an klar, dass das Honorar für einen Finanzberater von Alleghanys Aktionären bezahlt werden müsse. Abzüglich der 27 Millionen Dollar, die offenbar für Goldman fällig werden, belief sich das von Berkshire veröffentlichte Angebot deshalb nicht auf 850 Dollar, sondern auf genau 848,02 Dollar.
Warren Buffett, der auch als "Orakel von Omaha" bekannt ist, nutzt selten eine Investmentbank für seine Deals. Stattdessen verlässt er sich bei Akquisitionen auf die Anwaltskanzlei Munger, Tolles & Olson. Diese gehörte früher dem stellvertretenden Vorsitzenden von Berkshire Hathaway, Charlie Munger.
Es gab Ausnahmen. Byron Trott, ein ehemaliger Goldman-Sachs-Banker, der Buffett bei einem Deal mit Walmart geholfen hat, war einer der seltenen Banker, die widerwillig Respekt von Buffett gewannen. "Er versteht Berkshire viel besser als jeder andere Investmentbanker mit dem wir gesprochen haben und - es tut mir weh, das zu sagen - er verdient sein Honorar", sagte Buffett in seinem 2004 veröffentlichten Aktionärsbrief.
Buffett war auch ein langjähriger Investor bei Goldman Sachs. Er erwerb Vorzugsaktien und Optionsscheine an der Bank auf dem Höhepunkt der Finanzkrise. Im Jahr 2020 verkaufte Berkshire Hathaway seine letzten verbleibenden Anteile an Goldman Sachs.
(Bloomberg)