Nachdem die Erdgaslieferungen von der Alpenrepublik Richtung Süden und Südosten unterbrochen wurden, schnellten die Gaspreise auf breiter Front in die Höhe. Das südliche Nachbarland Italien, das stark von Gaslieferungen aus Österreich abhängig ist, rief den Notstand bei der Energieversorgung aus. Für Österreich wurde Entwarnung gegeben. Und auch in Deutschland muss niemand einen Engpass befürchten.
Die seit 1959 bestehende Station in Baumgarten östlich von Wien zählt zu den wichtigsten Gasknotenpunkten in Mitteleuropa. Mit einer Jahreskapazität von 40 Milliarden Kubikmeter verteilt sie Erdgas aus Russland und Norwegen auch nach Norditalien und Süddeutschland. An den Energiemärkten machte sich wegen der Explosion Nervosität breit: Der Preis für britisches Gas zur sofortigen Lieferung stieg um bis zu 45 Prozent. In Italien stieg der Grosshandelspreis um gut 150 Prozent auf 60 Euro je Megawattstunde.
Freude löste der Anstieg der Gaspreise hingegen bei den Anlegern der grossen Öl- und Gaskonzerne wie BP, Shell oder Statoil. aus. Die Papiere der Unternehmen legten kräftig zu. Der europäische Branchenindex steuert mit einem Kursplus von 1,5 Prozent auf den grössten Tagesgewinn seit einem halben Jahr zu.
Mitten im Wintereinbruch
Die Lieferunterbrechung nach Italien kommt genau zu jener Zeit, in der das Land von einem Wintereinbruch und heftigen Schneefällen heimgesucht wurde - und damit wohl mehr Gas zum Heizen benötigt wird. Wann das Erdgas wieder durch die Pipelines Richtung Süden strömen wird sowie das genaue Ausmass des Schadens sind bislang unklar, sagte ein Sprecher der Betreibergesellschaft Gasconnect, an dem der Wiener Ölkonzern OMV einen Mehrheitsanteil hält. Laut einer ersten Einschätzung sei nur ein kleiner Teil der Anlage betroffen, hiess es. Die Anlage sei kontrolliert heruntergefahren worden und stehe derzeit still. Der Brand wurde inzwischen gelöscht.
Italiens Gasnetzbetreiber Snam, der neben dem Versicherungskonzern Allianz ebenfalls an Gasconnect beteiligt ist, hofft auf einen rasche Rückkehr zur Normalität. "Auf Grundlage der vorliegenden Informationen könnte die Versorgung heute noch zurückkommen, wenn die ersten Einschätzungen über den Schaden bestätigt sind."
Der genaue Unfallhergang ist noch unklar. Die Polizei geht von einem technischen Defekt aus. Zunächst hatte es eine Explosion gegeben. Anschliessend kam es zu einem Brand, der sich auf Nachbargebäude ausgebreitet hatte. Die Rauchwolke war bis ins rund 30 Kilometer entfernte Wien zu sehen. Insgesamt waren 22 Feuerwehren und 250 Einsatzkräfte im Einsatz. Bei dem Unfall wurden nach offiziellen Angaben eine Person getötet und 21 Menschen verletzt, einer davon schwer.
(Reuters)