Auf Schlusskursbasis wäre dies der höchste jemals erreichte Wert. Untertägig stammt der Rekordwert aus dem März, in dem die Notierung im Zuge von Russlands Invasion in der Ukraine bis auf 345 Euro hochgeschnellt war.

"Die Energiepreise in Europa zeigen kaum Anzeichen einer Abkühlung", heisst es in einer Analyse von BMO Capital Markets. "Bei verschiedenen Rohstoffen hat die sich verschärfende globale Energiekrise bereits zu Produktionskürzungen geführt." Am deutschen Strom-Terminmarkt ging es am Donnerstag ganze 17 Prozent aufwärts. Die Megawatt-Stunde kostete damit beispiellose 750 Euro.

Am Morgen hat der Düngemittelproduzent Yara International angekündigt, infolge der Gasteuerung seine Ammoniakproduktion auf rund 35Prozent der Kapazitäten zu senken. Der Aluminiumhersteller Speira erwägt, die Produktion in seiner Hütte im nordrhein-westfälischen Neuss auf die Hälfte der Gesamtkapazität zu drosseln. Der Zinkproduzent Nyrstar schliesst ab September seine Hütte im niederländischen Budel.

Am 31. August stoppt die russische Gazprom die Gaspipeline Nord Stream für dreitägige Wartungsarbeiten. Die europäischen Behörden befürchten, dass die Lieferungen danach nicht wieder aufgenommen werden.

Gasanlagen in Norwegen indessen werden einer saisonalen Wartung unterzogen, die im nächsten Monat fortgesetzt wird. In den USA wurde die Wiederinbetriebnahme eines grossen LNG-Terminals, das Anfang des Jahres bei einer Explosion beschädigt wurde, auf November verschoben.

Engpass bei der Wiederverdampfung von LNG-Importen

"Die LNG-Importe stossen bereits auf Engpässe bei der Wiederverdampfung, andere Pipeline-Lieferungen, etwa aus Norwegen, Grossbritannien oder Nordafrika, sind weitgehend ausgeschöpft", erklärte Morgan Stanley. "Dies wirft die Frage auf, ob die Nachfrage schnell genug sinken kann."

Die Bundesnetzagentur stellte bei den deutschen Gasspeichern bis 1. Oktober einen Füllstand von 85Prozent in Aussicht, wie es in einem CNBC-Tweet hiess. 

Netzagentur-Chef Klaus Müller warnte indessen in einem Interview mit dem Merkur davor, die Speicherstände im Winter "sehr tief herunterzufahren, weil wir auch an den Winter 2023/2024 denken müssen". Zur Gasverstromung verwies er darauf, dass Frankreich durch Mängel an seinen Atomkraftwerken "signifikante Probleme" mit der Stromversorgung habe. "Deshalb werden dort so hohe Preise bezahlt, dass es sich für deutsche Kraftwerke trotz der horrenden Kosten lohnt, Gas zu verstromen", so Müller. 

(Bloomberg)