Die Valoren des Hautpflegekonzerns Galderma verlieren am Dienstagmorgen 5,4 Prozent auf 90,97 Franken. Die Ankeraktionäre EQT, die Abu Dhabi Investment Authority und Auba Investment trennen sich von Titeln im Umfang von 1,3 Milliarden Franken, wie am Montagabend bekannt wurde. Das sogenannte Bookbuilding-Verfahren zur Aktienplatzierung soll gemäss der Nachrichtenagentur Bloomberg mehrfach überzeichnet sein und um 18.20 Uhr am Dienstag abgeschlossen werden. 

In vielen Fällen geht es beim Abstossen von grossen Aktienblöcken durch namhafte Investoren in einer ersten Börsenreaktion mit dem Kurs der betroffenen Firma in den Keller. Das war auch vor zwei Wochen so, als sich die Sandoz-Stiftung von einem Novartis-Aktienpaket im Wert von 2,3 Milliarden Franken verabschiedete und die Aktie rund 3,5 Prozent an Wert verlor.

Ein weiteres Beispiel ist erneut Galderma Anfang August 2024, als dieselben Grossaktionäre ein Zehn-Prozent-Paket bei L'Oréal platzierten. Oder 2019, als sich die Jacobs-Stiftung von einem Zehn-Prozent-Aktienpaket bei Barry Callebaut trennte. Galderma verloren im Tageslauf bis zu 5 Prozent, Barry Callebaut gar 10 Prozent. 

Allerdings waren diese Kurstaucher nur von vorübergehender Dauer, die Aktien konnten die Verluste wieder wettmachen: Bei Galderma ging es ab dem 6. August 2025 innerhalb zweier Wochen von 68 auf 84 Franken hoch. Beim Verkauf der Novartis-Valoren durch die Sandoz-Stiftung vor zwei Wochen wurden die Kursverluste innerhalb der nächsten vier Handelstage wettgemacht (mehr hier). Barry Callebaut wiederum zündete im November 2011 nach der Aktienplatzierung den Turbo und legte innert vier Wochen um mehr als 15 Prozent zu (mehr hier).

Wiederholt sich die Geschichte, könnte dies ein guter Zeitpunkt für einen Einstieg bei Galderma für bisher nicht engagierte Anlegerinnen und Anleger sein.

Ärgerliche Lecks

Im Falle von Novartis hat die Nachrichtenagentur Reuters über den beabsichtigten Verkauf durch die Sandoz-Stiftung am Tag vor der Platzierung berichtet. Gestern war die Reihe an der Nachrichtenagentur Bloomberg, die Transaktionsdetails zu «leaken». Dies ist ärgerlich, weil es am Markt für Verunsicherung sorgt. 

Trennen sich Grossaktionäre oder auch Insider von Aktien des Unternehmens im grossen Stil, wirft dies generell Fragen auf. Es steigt die Angst, weitere Titelverkäufe könnten folgen, weil das Vertrauen in die Firma gesunken respektive der Ausblick weniger gut ist.

Ein weiteres potenzielles Problem liegt bei den mit der Platzierung vertrauten Banken. Können diese im Bookbuilding-Verfahren nicht alle Aktien bei Drittparteien loswerden, so bleiben diese auf den Aktien sitzen. Über kurz oder lang landen diese dann auf dem Markt. Es entsteht ein sogenannter Verkaufsüberhang - sprich mehr Verkäufer treffen auf weniger Käufer an der Börse. Wenn alle Kaufwillige nun um die vollen Bücher der Banken wissen, halten sich diese vornehmen mit Käufen zurück und hoffen auf weiter sinkende Kurse. 

Die Kenngrösse, wie hoch die Nachfrage von Drittinvestoren bei einer Aktienplatzierung ist, wird mit der Kennzahl überzeichnetes oder unterzeichnetes Angebot gemessen. Stehen zum Beispiel doppelt so viele Interessenten dem Angebot gegenüber, so wird von einer Überzeichnung des Angebots im Verhältnis von 2:1 gesprochen. Entsprechend gering sollte der Kursrückfall in so einem Fall ausfallen. Umgekehrt führt eine geringere Nachfrage als das Angebot zu einem tieferen Platzierungspreis. 

In der Vergangenheit wurde das Angebot von Galderma durch L'Oréal vollständig absorbiert. Es scheint sogar ein höherer Preis als die anvisierten 89 Franken pro Aktie realistisch. Dies könnte der Aktie am Mittwoch und in den nachfolgenden Tagen Schub verleihen, wenn nicht die allgemein negative Börsenstimmung Kursavancen im Keime erstickt. 

Mehr Volatilität - Fundamentaldaten unverändert

Aktienplatzierung führen kurzfristig zu deutlich mehr Volatilität oder Kursschwankungen. Dies ist umso mehr der Fall, wenn eine Platzierung in einem ungünstigen Umfeld wie dem aktuellen stattfindet. Sinken die Kurse auf breiter Front, nimmt das Risiko zu, dass eine Platzierung den Kurszerfall in einem Titel noch verstärken kann. 

Die Galderma-Valoren befinden sich bereits seit vier Wochen nach einer Kursverdoppelung im letzten Jahr in einer Konsolidierungsphase. Anlegerinnen und Anleger haben Gewinne mitgenommen, ebenso jetzt erneut die drei Hauptaktionäre, deren Anteil nun unter 50 Prozent sinkt. 

Andererseits ändert sich an den Fundamentaldaten nichts, es kommt lediglich zu einer Verschiebung im Aktionariat. Entsprechend ist die Einschätzung der Analysten weiterhin gleich relevant.

Fazit: Kursrückschläge bei Aktienplatzierung können für Interessierte Investoren, welche noch keine Titel besitzen und den richtigen Kaufzeitpunkt abwarten, eine Gelegenheit für den Einstieg sein. Dies trifft auch für Investoren zu, welche Kursgewinne in der Vergangenheit bereits realisiert haben und das Exposure wieder erhöhen wollen.

Es muss hernach nicht zwar immer wie in den oben erwähnten Beispielen gleich danach mit den Kursen wieder nach oben gehen. An einer soliden Fundamentalanalyse kommt keine Investorin oder kein Investor vorbei. Aber der Abschlag beim Aktienkurs ist auf jeden Fall eine Überlegung wert. 

Thomas Daniel Marti
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