Die Handelsminister der sieben führenden westlichen Industrienationen (G7) wollen Wettbewerbsverzerrungen nicht einfach hinnehmen. Bei Bedarf würden Instrumente genutzt, die allerdings nicht näher spezifiziert wurden. Das G7-Abschlussdokument zu dem Treffen in Reggio di Calabria ist schärfer formuliert als im vergangenen Jahr. «Die G7-Länder haben grosse Entschlossenheit gezeigt, gegen marktverzerrende Praktiken und Überkapazitäten vorzugehen und sich dabei eng abzustimmen», sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, der Deutschland bei den Beratungen vertrat.

In dem sechs Seiten langen Papier der G7-Staaten heisst es, sollten Märkte in Mitleidenschaft gezogen werden, müsse dagegen vorgegangen werden. Gegenmassnahmen seien dann möglich, ausserdem sollten die Handelsregeln nachgeschärft werden. Die G7-Gruppe - bestehend aus den USA, Kanada, Japan, Deutschland, Frankreich, Italien und Grossbritannien - äusserte auch Bedenken wegen erzwungener Technologietransfers. Teilnehmern zufolge beziehen sich die kritischen Formulierungen auf China. Namentlich wird das Land allerdings nicht genannt.

WTO konstatiert Mangel an Transparenz

Die Welthandelsorganisation WTO teilte unterdessen in Genf mit, nicht ausreichend verlässliche Daten zu bekommen, um die Industriepolitik Chinas bewerten zu können. Es gebe überall einen Mangel an Transparenz, etwa bei Elektroautos sowie in der Aluminium- und Stahlbranche. Die USA und die EU werfen der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt vor, Schlüsselbranchen mit hohen staatlichen Subventionen zu stützen. Diese würden dann die Weltmärkte mit im Überfluss produzierten Billiggütern fluten.

Diese Überkapazitäten sind seit längerem ein Streitpunkt mit China. Die USA und die EU haben deswegen Sonderzölle auf den Weg gebracht, etwa auf E-Autos aus China. Manche Experten befürchten einen Handelskrieg - erst recht, wenn der Republikaner Donald Trump im November wieder zum US-Präsidenten gewählt werden sollte.