Die Erwartungen für Zinssenkungen waren bereits im Vorfeld hoch. Die meisten Inflationsindikatoren befinden sich schon in der Nähe der Vor-Covid-Niveaus. Die Debatte dreht sich deshalb nicht darum, ob die Fed die Zinsen senken wird, sondern um wie viel - und ohne dass sie dabei den Eindruck erweckt, dass sie einen Fehler gemacht hat.
Nach Ansicht der Strategen der Bank of America werden die Auswirkungen auf die Aktien von zwei Fragen abhängen: «Wird die Fed die Geldpolitik aus freien Stücken oder aus der Not heraus lockern - das heisst aufgrund einer nachlassenden Inflation oder eines sich abschwächenden Arbeitsmarktes - und wird die Fed die Zinssenkungen im Einklang mit den Markterwartungen vornehmen?»
Im Falle einer unerwarteten Abschwächung des Arbeitsmarktes werden Zinssenkungen wahrscheinlich von einer Aktienschwäche begleitet werden, so die Bank. Da die Anleiherenditen sinken, bevorzugen die Strategen im Vergleich zum Markt Qualitätsaktien, Wachstum gegenüber Value und defensive gegenüber zyklischen Werten. Gemäss Bank of America bieten auch einige zyklische Wetten Chancen: Halbleiter, Luxusgüter und Chemikalien. Nach deutlichen Kursverlusten kann eine Erholungsrallye in diesen Bereichen nicht ausgeschlossen werden.
Fehlende Überzeugung
Dem jüngsten Aufschwung der Aktienmärkte fehlt hingegen die volle Überzeugung. Der bisherige Höchststand des S&P 500 ist noch ein ganzes Stück entfernt - aus technischer Sicht stellt dies eine grosse Herausforderung dar. Nachdem der Nasdaq 100 am Donnerstag um 1,7 Prozent fiel und ein schwacher Candle-Stick-Chart hinterliess, mehrten sich die vorsichtigen Stimmen.
Die Volatilitätswerte steigen wieder an. Zwar ist das nicht wirklich besorgniserregend, spricht aber auch nicht von einem völlig ruhigen und entspannten Markt. Die Positionierung der Anleger ist weiterhin hoch und gebündelt, weshalb eine Wiederholung der Korrekturbewegung vom 5. August erneut möglich macht, sollte ein Ereignis die Anleger aufschrecken.
Investoren werden die Arbeitsmarktdaten sowie andere Messgrössen genau beobachten. Mit einer erhöhten Marktnervosität bis zur Publikation der nächsten Arbeitsmarktdaten kann durchaus gerechnet werden. Die anhaltende Schrumpfung der Produktion im verarbeitenden Gewerbe auf beiden Seiten des Atlantiks ist zudem kein gutes Omen für die Beschäftigungszahlen.
Diese Sektoren empfehlen Analysten
Unterdessen verstärkt sich die Debatte über die Geldströme. Etwa 6,2 Billionen Dollar werden in Geldmarktfonds und 2,5 Billionen Dollar in Private-Equity-Fonds gehalten, schreiben die Strategen der Bank of America in ihrer Notiz. Dennoch dürften die Zinssenkungen zu keiner Rotation in Aktien führen. «Die Geschichte hat gezeigt, dass die erste Zinssenkung der Fed bei einer sanften Landung zu mehr Kapitalzuflüssen führt», während Anleihen bei einer harten Landung die wahrscheinlichen Gewinner sind, so die Analysten.
Die UBS-Strategen empfehlen den Fokus auf Qualität und Defensive, während auf eine zyklische Klarheit gewartet wird. Sie bevorzugen Versorger, Versicherungen, gewerbliche/professionelle Dienstleistungen, Banken, Transport und Bergbau. Luxusgüter, Energie, Software, Basiskonsumgüter und den Vertrieb von Basiskonsumgütern sollten gemäss der UBS gemieden werden.
(Bloomberg)