Während die Aktien der beiden Rivalen UBS und Julius Bär in den letzten Wochen deutlich Boden gutmachen konnten, verharrte jene der Credit Suisse hartnäckig in der Nähe der langjährigen Tiefstkurse. Seit dem frühen Mittwochmorgen steht denn auch fest, weshalb die Börsenerholung spurlos an der Aktie der Grossbank vorübergegangen ist: Im Vorfeld der ausserordentlichen Generalversammlung für die geplante Kapitalerhöhung informiert die Credit Suisse nämlich darüber, dass sie auch das vierte Quartal mit einem Verlust in Milliardenhöhe abschliessen wird.
Aktienkurs fällt auf unter 3,82 Franken
Nach dem milliardenschweren Verlust für das dritte Quartal habe sich auch für das Schlussquartal zwar bereits ein Ergebnis mit negativen Vorzeichen abgezeichnet, wie aus Analystenkreisen verlautet. Allerdings dürfte der Vorsteuerverlust mit bis zu 1,5 Milliarden Franken höher ausfallen als befürchtet worden war.
Davon zeugt auch die Börsenreaktion. Denn obschon die Credit-Suisse-Aktie ihre Verluste nach einem Rücksetzer auf 3,62 Franken eingrenzt, verliert sie zur Stunde noch immer 2 Prozent auf 3,77 Franken. Das wiederum liegt unter den 3,82 Franken, für welche die Saudi National Bank und andere Grossinvestoren neue Aktien beziehen werden. In Gefahr sei die geplante Kapitalerhöhung damit aber nicht, so der Tenor.
Nicht gut kommt in Expertenkreisen insbesondere die Aussage an, dass die Grossbank bis zum 11. November rund 6 Prozent der verwalteten Kundenvermögen verloren habe. Analysten zufolge muss das Unternehmen nun wohl noch stärker auf die Kostenbremse treten.
Die Bank Vontobel zeigt sich zu tiefst besorgt über den Abfluss von Kundengeldern. Im Wealth Management seien der Grossbank fast 10 Prozent der verwalteten Vermögen verloren gegangen. Die Credit Suisse müsse nun möglichst schnell das Vertrauen wiederherstellen, was einfacher gesagt als getan sei. Die Zürcher Bank stuft die Aktie vorerst mit "Hold" und einem Kursziel von 4 Franken ein.
Auch bei der Bank Julius Bär zeigt man sich wenig erfreut über den Zwischenbericht zum vierten Quartal. Ihres Erachtens zerstreuen der Abfluss von Kundengeldern und der hohe Vorsteuerverlust jegliche Hoffnung auf eine rasche Stabilisierung des Tagesgeschäfts. Dennoch stuft die Zürcher Bank die Aktie unverändert mit "Hold" und einem Kursziel von 4,50 Franken ein. Ähnlich äussert sich die UBS, wobei sie zusehends negative Nebenwirkungen der strategischen Neuausrichtung auf die Geschäftsaktivitäten ausserhalb des Investment Bankings befürchtet. Sie bleibt bei "Neutral" mit einem 12-Monats-Kursziel von 4,40 Franken.
Credit Suisse das diesjährige SMI-Schlusslicht
Für die Zürcher Kantonalbank birgt die Medienmitteilung hingegen keine grösseren Überraschungen. Wie sie schreibt, haben sich die Abflüsse im Vergleich zum Oktober verbessert, auch wenn sie noch keine positive Zeichen vorweisen. Dennoch hält die Zürcher Kantonalbank wie bis anhin an ihrem "Marktgewichten" lautenden Anlageurteil für die Aktie fest.
Mit einem Minus von knapp 60 Prozent seit Jahresbeginn wird der Credit-Suisse-Aktie die undankbare Rolle des diesjährigen SMI-Schlusslichts zuteil. Zum Vergleich: Die Aktie von Julius Bär hat seit Januar knapp 12 Prozent an Kurswert eingebüsst. Jene der UBS notiert sogar mit 6 Prozent im Plus.
1 Kommentar
Schweizer Banken müssten man verstaatlichen. So viel Mist haben die gebaut in den letzten Jahren.... das wird immer schlimmer....