Professionelle Anleger sind zunehmend skeptisch gegenüber den Lieblingsaktien des US-Aktienmarktes. Laut einem aktuellen UBS-Bericht beginnen die Manager von Large-Cap-Fonds, sich von einigen der grössten Unternehmen im S&P 500 zu distanzieren. Die Stimmung für Mega-Cap-Technologieunternehmen wie Microsoft, Alphabet und Apple verschlechtert sich am schnellsten, so die UBS.
Indem sie sich von diesen drei Namen und Top-Performern wie Nvidia trennen, schwimmen die Geldmanager gegen den Strom. Grosse Wachstumswerte haben den Markt im letzten Jahr nach oben getrieben, so dass eine Abkehr von ihnen jetzt darauf hindeutet, dass die Nachzügler von gestern die Marktführer von morgen sein könnten. Dies berichtet die Finanznachrichtenplattform "Markets Insider".
Wenn diese Wette verfrüht ist oder völlig daneben liegt, werden aktive Manager mit Sicherheit in den kommenden Monaten hinter dem Markt zurückbleiben. Aber bei der grossen Auswahl an Investmentfonds ist die erfolgreiche Auswahl von unangekündigten Aktien eine gute Möglichkeit, sich von der Masse abzuheben. Aus diesem Grund neigen die Stock-Picker von Large-Cap-Aktien derzeit dazu, die grössten Unternehmen auszublenden, so die UBS.
Fondsmanager setzen auf REITs
So haben im Vergleich zum S&P 500 Large-Cap-Portfoliomanager die geringste Gewichtung in Apple, Nvidia und Tesla, schreiben die UBS-Strategen um Patrick Palfrey in der Mitteilung von Ende Februar. Im Gegensatz dazu sind die grössten relativen Übergewichtungen der Fondsmanager in Sektoren wie Industrie-, Finanz-, Gesundheits- und Rohstoffwerten zu finden, so Palfrey.
Allerdings gibt es innerhalb dieser Gruppen erhebliche Unterschiede. So glauben die Geldmanager, dass Unternehmen aus Branchen wie Finanzdienstleistungen, Versicherungen, Gesundheitsausrüstungen und Gesundheitsdienstleistungen überdurchschnittlich abschneiden werden, während sie Banken, Biotechnologie und Pharmazeutika untergewichten.
Nachfolgend sind die zehn Unternehmen aufgeführt, bei denen sich die Stimmung der Large-Cap-Fondsmanager am stärksten verbessert hat. Gemessen wurde dies an der Nettozahl der Fonds, die ihre Positionen aufgestockt haben. Gleichzeitig ist in der Tabelle die Kursperformance seit Jahresbeginn und das durchschnittliche Kurspotenzial der von Bloomberg befragten Analysten ersichtlich.
Auffallend dabei ist, dass mit Regency Centers, Federal Realty Investment, Camden Property Trust, Realty Income und Digital Realty Trust gleich die Hälfte der Titel sogenannte REIT sind. Die Abkürzung REIT steht für "Real Estate Investment Trust" und für eine spezielle Form von Aktiengesellschaften, die im Immobilienbereich investieren und in der Regel hohe Dividenden ausschütten - 5,9 Prozent bei Realty Income.
Am optimistischen sind die von Bloomberg befragten Analysten bei Regency Centers. Der aus Florida stammende Betreiber von Einkaufszentren mit Lebensmittelgeschäften als Ankermieter, kommt aber an der Börse derzeit nicht vom Fleck. Diesbezüglich schneidet Digital Realty Trust mit einem Kursanstieg von 12 Prozent seit Jahresbeginn oder plus 43 Prozent auf Jahressicht besser ab. Der Verwalter von Rechenzentren profitiert dabei vom Hype von der Künstlichen Intelligenz - das Training von Sprachmodellen benötigt grosse Rechenpower.
Titel | Kursentwicklung seit Jahresbeginn | Durchschnittliches Kurspotenzial |
DXC Technology | -5 Prozent | +2 Prozent |
Regency Centers | -8 Prozent | +15 Prozent |
Organon | 22 Prozent | +22 Prozent |
Federal Realty Investment | -3 Prozent | +14 Prozent |
Camden Property Trust | -3 Prozent | +7 Prozent |
Realty Income | 0 Prozent | +18 Prozent |
Digital Realty Trust | 12 Prozent | -5 Prozent |
Jabil | 16 Prozent | +2 Prozent |
Tyler Technologies | 5 Prozent | +10 Prozent |
Brown & Brown | 18 Prozent | 1 Prozent |
Daten: Bloomberg, Stand 4. März Vormittag.
Brown & Brown mit starker Kursrendite
Organon ist ein Spin-off des US-Pharmakonzerns Merck und ist seit 2021 an der Börse. Das Unternehmen ist auf Frauengesundheitsprodukte, Anästhetika und Antidepressiva spezialisiert und plant, in Zukunft Generika stärker in den Fokus zu rücken. Trotz einer Dividendenrendite von 6,4 Prozent und einem vorwärtsgerichteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist die Aktie aufgrund der hohen Verschuldung und operativen Schwächen eher etwas für mutige Gemüter.
Brown & Brown wiederum entwickelt sich dank guten Ergebnissen im vierten Quartal zu einem der führenden Unternehmen in der Versicherungsmaklerbranche. Innerhalb der letzten zehn Jahre haben die Aktien dank einem starken Gewinnwachstum 456 Prozent zugelegt, was einer jährlichen Rendite von knapp 19 Prozent entspricht. Das durchschnittliche Aufwärtspotenzial der von Bloomberg befragten Analysten beträgt zwar nur 1 Prozent, dies ist aber mehr dem starken diesjährigen Anstieg geschuldet. Denn die Aktienexperten heben ihre Zielwerte seit letztem März in der Tendenz an.
Mit DXC Technology und Tyler Technology sind auch zwei Techwerte in der Tabelle vertreten. Ersterer ist ein IT-Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen, das aus der Fusion von Computer Sciences Corporation mit der Dienstleistungssparte Enterprise Services von Hewlett Packard Enterprise 2017 entstand. Tyler Technologies ist ein führender Anbieter von Software für den öffentlichen Sektor in den USA. Marktexperten gestehen dem Unternehmen aus dem US-Bundesstaat Texas ein jährliches Wachstum von 10 Prozent in den nächsten zehn Jahren zu.