«Es klingt paradox, aber der Trump-Trade an der Börse lebt wieder auf», kommentierte Jürgen Molnar, Stratege bei RoboMarkets. Viele Investoren setzten darauf, dass Trumps Chancen beim Urnengang im November durch das Attentat gestiegen sind und griffen bei Risikowerten zu. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte und der breiter gefasste S&P 500 sprangen auf frische Allzeithochs und stiegen jeweils um bis zu knapp ein Prozent auf 40.351 und 5667 Punkte. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann in der Spitze 1,3 Prozent auf 18.642 Stellen.
«Eine republikanische Regierung kommt mit niedrigeren Steuern und weniger Regulierung einher. Das ist normalerweise gut für Aktien», kommentierte Chris Zaccarelli, Chefanleger bei Independent Advisor Alliance. Unter Trump erwarten die Märkte eine harte Handelspolitik und eine lockerere Regulierung in allen Bereichen – von der Energiepolitik bis hin zu Kryptowährungen. «Das Tagesthema dreht sich um den 'Trump-Trade'», betonte auch Bob Savage, Stratege bei BNY Mellon.
Da Anleger zugleich davon ausgingen, dass Trumps Politik den Inflationsdruck und die Staatsverschuldung erhöhen könnten, gaben US-Anleihen nach. Im Gegenzug zogen die Rendite zunächst an. Dies drehte sich aber nach einer Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell, der sich trotz der jüngsten Fortschritte im Kampf gegen die Inflation noch nicht auf einen Zeitpunkt für eine Zinswende festlegen will. Er werde mit Blick auf die künftigen geldpolitischen Sitzungen dafür noch kein Signal senden, sagte Powell am Montagabend (MESZ) auf einer Veranstaltung des Economic Club of Washington.
Trump-Aktien heben ab
Bei den Einzelwerten zogen mit Trump verbundene Aktien sprunghaft an. So schossen die Papiere seiner Medienfirma TMTG um rund 35 Prozent in die Höhe. Die Aktie des Softwareentwicklers Phunware, der 2020 bei Trumps Wahlkampagne beauftragt wurde, eine Handy-App zu entwickeln, gewann gut 20 Prozent. Gefragt waren auch die Anteilsscheine der Gefängnisbetreiber GEO und CoreCivic mit Kursgewinnen von neun und fünf Prozent. Trump hat in Aussicht gestellt, als nächster US-Präsident hart gegen illegale Einwanderung vorzugehen und die Verbrechensbekämpfung zu verschärfen.
Auch andere Aktien, die von einer zweiten Amtszeit Trumps profitieren dürften, legten zu. So zogen die Titel des Waffenherstellers Smith & Wesson rund zehn Prozent an. Für Zuversicht bei den Händlern sorgte auch nach wie vor die anhaltende Hoffnung auf Zinssenkungen durch die US-Notenbank.
Nach oben ging es weiter am Kryptomarkt. Die umsatzstärkste Cyberdevise, der Bitcoin, kletterte um mehr als zehn Prozent auf 63.520 Dollar. Auch andere digitale Währungen zogen an, da Trump sich als Verfechter von Kryptowährungen präsentiert hat. Die Kryptobörse Coinbase Global, die Bitcoin-Miner Riot Platforms und Marathon Digital legten zwischen fünf und 8,5 Prozent zu. «Der Republikaner Trump ist offen gegenüber digitalen Währungen, Bitcoin sind als Spenden im Wahlkampf willkommen, im Lager der Demokraten ist man da deutlich zurückhaltender», konstatierte Molnar.
Dagegen gaben Aktien aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien nach, da Trump gesagt hat, dass er im Falle eines Wahlsiegs viele der wichtigsten klimapolitischen Massnahmen der Regierung von US-Präsident Biden wie etwa Steueranreize rückgängig machen würde. Der Invesco Solar ETF fiel um 5,6 Prozent und der iShares Global Clean Energy ETF fiel um 3,7 Prozent. Auch in den USA börsennotierte chinesische Unternehmen gaben wegen der Aussicht nach, dass eine zweite Trump-Präsidentschaft die Spannungen zwischen Peking und den Vereinigten Staaten bei Handelsfragen anheizen würde.
Aus den Depots flogen auch die Aktien von Macy's, die nach einer geplatzten Übernahme gut 14 Prozent einbüssten. Die traditionsreiche Kaufhauskette hatte die Verhandlungen mit den möglichen Käufern abgebrochen. Auch ihr überarbeitetes Angebot sei nicht überzeugend, hiess es.
(Reuters)