Am frühen Donnerstagmorgen fiel der Dollar zum Franken auf ein neues Jahrestief von 0,8401 Franken. Um 10 Uhr setzte der Dollar dann zum Kurssprung an und verteuerte sich innert Minuten auf 0,8460 Franken.
Chris Turner, Devisenstratege der ING Bank, hat zwar keine Beweise. Aber er vermutet, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) sowohl im Dollar als auch im Euro interveniert. Interessant ist vor allem, dass Turner seinen Kommentar am Dienstag um 08.46 Uhr vor dem Kurssprung um 10 Uhr publizierte. Er schrieb darin abschliessend: «Achten Sie auf etwaige Ausschläge beim Dollar zum Franken, sollte dieser unter 0,84 notieren.»
Die Schweizerische Nationalbank wollte auf Anfrage von cash.ch, ob sie am Devisenmarkt interveniert hatte, keinen Kommentar abgeben.
Claudio Wewel, Devisenstratege bei J. Safra Sarasin geht eher davon aus, dass die SNB für den Moment noch nicht am Markt aktiv ist - und wenn, dann nur in bescheidenem Mass. «Wir sprechen hier eher von Kurspflege für den Moment».
Insofern könnte es sich auch um eine freundliche Erinnerung der SNB an die Devisenmarktteilnehmer handeln, dass sie im Notfall bei einer zu raschen Frankenaufwertung bereitsteht.
Kurzfristiger Boden beim Dollar erreicht?
Ob der amerikanische Dollar tatsächlich den Boden erreicht hat, ist offen. Es gibt eine recht verbreitete Ansicht, dass der Dollar angesichts der bis zum Jahresende eingepreisten Zinssenkungen der US-Notenbank Fed um 100 Basispunkte und einem mittelfristig erwarteten Leitzins von drei Prozent - aktuell 5,25 bis 5,5 Prozent - nicht viel weiter fallen muss. «Wir sehen jedoch auch keine Notwendigkeit für eine allzu starke Dollar-Erholung», schreiben die Strategen der ING Bank.
Kit Juckes, Leiter Währungstrategie bei Société Générale CIG in London, empfiehlt taktisch Rallies oder zwischenzeitliche Kursanstiege des Dollars zu verkaufen. Was die Richtung des Dollars angeht, wird die Geschwindigkeit und Weite von den US-Arbeitsmarktdaten Anfang September abhängen. «Bei einem weiteren schwachen oder eher schwachen Bericht - alles unter dem Konsens von 160'000 neu geschaffenen Stellen - wird der Fokus viel stärker auf direkten Dollar-Verkäufen als auf Verkäufen in Dollar-Rallyes liegen», so die Konklusion von Juckes. Die Talfahrt der US-Währung könnte sich entsprechend akzentuieren.
Schweizer Inflationszahlen rücken in den Fokus
Die Zahlen zur Schweizer Teuerung werden nächste Woche am Dienstag kommuniziert. Die von Bloomberg befragten Ökonomen erwarten einen Rückgang von 1,3 auf 1,2 Prozent. Dies könnte die Tür für eine weitere Lockerung durch die SNB öffnen. Die meisten Marktteilnehmer erwarten noch eine weitere Senkung um einen Viertelprozentpunkt durch die Nationalbank an ihrer Sitzung zur geldpolitischen Lagebeurteilung am 19. September. Damit würde der Leitzins nächsten Monat auf ein Prozent sinken. Die Geldmarktpreise deuten jedoch auf eine weitere Senkung im Dezember hin.
5 Kommentare
Während des Bretton-Woods-Systems waren die Wechselkurse dank der Bindung ans Gold weitgehend stabil.
Mit dem Ende des Bretton-Woods-Systems wurde das Geld zur Ware und zum Spielball der Spekulanten.
Dies liesse sich auch heute wieder machen. Die SNB könnte den Schweizer Franken vom Geldmarkt nehmen und die Kurse so fixieren.
Jordan hat anscheinend noch nie etwas von festen Wechselkursen gehört, 1 CHF für 1 EUR. Das würde verhüten, dass noch weitere Firmen ins Ausland abwandern oder - wie die UBS vor Jahren - die Personalabteilung in den Osten transferierte.
PaulA
Die SNB hatte über Jahre den Wechselkurs CHF EUR defacto fixiert, der Vorwurf läuft also ins Leere.
Aber man kann den Wechselkurs nicht fixieren ohne die Inflation im Auge zu bezahlten. Es gibt da einen starken Zusammenhang, den Makroökonomen eben kennen. Und Inflation hängt wieder mit den Zinsniveau zusammen. Und, man staune, das Zinsniveau hängt mit dem Wachstum zusammen.
Und was die Verschiebung von Jobs in Länder mit tiefen Lohnkosten betrifft: Das nennt sich Globalisierung und Sie machen da auch mit, denn Sie kaufen jeden Tag Produkte und Dienstleistungen, die im Ausland günstiger gefertigt wurde.
Auf andere zeigen ist einfach.
Ein Leitzins von 3.0 % in Amerika seitens der FED ist Wunschdenken wenn USA mal in eine Rezession abgleiten wird.
Warum? Dann erst Recht, nicht?