Es bestehe ein klarer Anfangsverdacht, sagte der Experte Jürgen Matthes vom Forschungsinstitut IW am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Er hat für das "Handelsblatt" Daten der Bundesbank analysiert. Diese deuten daraufhin, dass China zuletzt deutlich stärker auf technologisches Wissen aus Deutschland zugreift als früher.

Die Volksrepublik umgeht die strengeren Kontrollen dabei offenbar, indem sie vermehrt auf Lizenzmodelle setzt. Der Daten-Analyse zufolge haben sich die deutschen Lizenzeinnahmen aus China im Jahr 2022 im Vergleich zu 2014 mehr als verdreifacht - allein von 2020 auf 2022 stiegen sie um rund die Hälfte, wie das "Handelsblatt" berichtete.

"Wir wissen, dass China das klare Ziel hat, in vielen Bereichen zum Technologieführer zu werden", sagte IW-Forscher Matthes. Wenn gezielt europäische Technologien im Fokus stünden und auf diese Art und Weise Technologie abwandere, müsse dies Sorge bereiten: "Wir haben nicht umsonst die Investitionsüberprüfungsmechanismen in Deutschland und Europa geschärft." Wenn es um militärische Forschung gehe, stehe auch die nationale Sicherheit auf dem Spiel. "Wenn wir den Durchgang durch die eine Tür stärker kontrollieren, scheint es so zu sein, dass das Bestreben aus China heraus an deutsche Technologien zu kommen, weiter da ist und andere Wege gesucht werden."

Also letztlich versuche China es durch die Hintertür: "Der Zugang zu technologischen Lizenzen ist eine solche Tür, die man nutzen kann. Dass die Zahlen hier so deutlich steigen, ist zumindest ein starkes Indiz dafür, dass China einen neuen Weg sucht, weil der Durchgang durch die vordere Tür schwieriger geworden ist und genauer hingeschaut wird", sagte Matthes.

(Reuters)