Seit mehreren Jahren ist in der Schweiz ein regelrechter Boom bei kleinen und mittelgrossen Aktien feststellbar. Das Segment der Small und Mid Caps legt seit knapp zwei Jahren deutlich stärker zu als die grosskapitalisierten Firmen im Swiss Market Index (SMI). In diesem Zeitraum haben Aktien aus der zweiten und dritten Reihe 41 Prozent zugelegt. Der SMI hingegen bloss 3 Prozent, wie auch der folgende Chart zeigt.

Der SMI (rot) im Vergleich zum Index der kleinen (lila) und mittelgrossen (grünen) Schweizer Aktien in den letzten fünf Jahren.

Solche Kursanstiege stellen immer die Frage nach einer Korrektur, schliesslich sind auch die Bewertungen im Nebenwerte-Segment weit über ihren historischen Durchschnitt geklettert. Für Martin Lehmann, CEO und Fondsmanager bei 3V Asset Management, hat die Hausse aber gute Gründe. "Wir erleben eine konjunkturelle Erholung in vielen Regionen, und auch die zurückliegenden Quartalszahlen zeigen, dass der Anstieg gerechtfertigt ist", sagt er im cash-Börsen-Talk.

Auch die Bewertungen sieht er nicht als Alarmzeichen. Die Negativzinsen würden die herkömmlichen Massstäbe relativieren, weil sie Aktieninvestments gegenüber anderen Anlageklassen attraktiver machen. "Klar, Schnäppchen sind schwer zu finden, aber die Bewertungen sind auf einem gesunden Niveau." Auch den SMI sieht er weiter steigen, gar bis auf ein neues Rekordhoch im laufenden Jahr.

AMS und die Hoffnung auf das iPhone

Zu den besten Perfomern im Portfolio von Lehmann - sein Fonds steht im laufenden Jahr mehr als 20 Prozent im Plus - gehört AMS. Der Sensorhersteller konnte seinen Börsenwert seit Anfang Jahr mehr als verdoppeln. Hintergrund sind weniger die roten Erstquartalszahlen, sondern viel mehr die rosigen Wachstumsaussichten.

Die Produkte von AMS werden unter anderem im iPhone verbaut, auch im neuen Modell 8 sollen sie berücksichtigt werden. Durch den Kauf von Heptagon ist der Anteil in den Apple-Produkten jüngst sogar noch einmal gestiegen. Somit sind die Aussichten für die AMS-Aktie auch eine Art Countdown auf die iPhone-Lancierung im kommenden Herbst. "Ich hoffe, dass das iPhone 8 ein Verkaufsschlager wird. Dann würde die AMS-Aktie profitieren", sagt Lehmann.

Ebenfalls zu den Hoffnungsträgern zählt der Nebenwerte-Experte Vifor Pharma, der Pharma-Teil der ehemaligen Galenica. Nach der Abspaltung von Galenica Santé kam Vifor ziemlich unter Druck. Ein Rückschlag, der laut Lehmann nun sukzessive aufgeholt wird, weshalb er bei der Aktien unlängst aufgestockt hat: "Wir sind überzeugt von den Perspektiven, auch wenn es vielleicht noch Geduld braucht, bis man konkrete Resultate sieht."

Lonza geht zu den Grossen

Ebenfalls aus dem Bereich Gesundheit stammt Lehmanns zweiter "Top Pick": Cosmo Pharmaceuticals, ein Spezialist für Darmleiden. Der Titel hält Anleger immer wieder mit heftigen Kursschwankungen auf Trab, zuletzt aufgrund einer Aktienplatzierung. Solche Voltatilitäten sind für den Fondsmanager aber immer auch Einstiegschancen. Denn die Aussichten seien intakt, zum Beispiel aufgrund einer Vertriebsorganisation die in den USA ins Leben gerufen wurde: "Davon erhoffe ich mir mittelfristig positive Resultate."

Ein mittelgrosses Unternehmen kann aber zu erfolgreich werden. Nämlich dann, wenn es wegen seiner Grösse in den Leitindex SMI aufrückt und somit für Nebenwertefonds nicht mehr investierbar ist. Jüngst geschehen bei Lonza, aber auch Geberit war ein solches Beispiel. Der Fonds von Lehmann umgeht dieses Problem, indem er maximal 20 Prozent des Vermögens in "grosse" Aktien anlegen darf. So hat Lehmann in den letzten Tagen eine Position in Lonza aufgebaut - unter anderem mit dem Geld, das er aus dem Verkauf von Achtelion- und Syngenta-Aktien verdient hat.

Der Fonds von Martin Lehmann investiert in sehr kleine Firmen mit weniger als 300 Millionen Börsenkapitalisierung wie Goldbach oder Carlo Gavazzi. Im cash-Börsen-Talk sagt Lehmann auch, was beim Kauf solcher Aktien zu beachten ist.