Die Zukunft des Euro wird sich wahrscheinlich in diesem Jahr entscheiden, meint Richard Cookson, ehemals Leiter des Research und Fondsmanager bei Rubicon Fund Management. Die europäische Währung stehe gar vor einem "Make-or-Break Year", heisst, es gehe 2022 um alles oder nichts. Bei aller Aggressivität der Zentralbanken im Allgemeinen unterscheide sich die EZB durch ihr unausgesprochenes Ziel, das Euro-Projekt auf Kurs zu halten, indem sie verhindert, dass die Renditen der Staatsanleihen der schwächeren Mitglieder abrupt ansteigen.
Das starre Festhalten der EZB am Mantra der vorübergehenden Inflation sei Folge des Umstands, dass die Zentralbank in den letzten Jahren in keiner Weise unabhängig war, sondern unter der Fuchtel staatlicher Kreditnehmer stand. Wenn die EZB mit dem Liquiditätsentzug anfange, stelle sich die Frage, was mit den Anleiherenditen passiert.
Die Zentralbank habe erklärt, dass sie eingreifen werde, wenn sich die Renditespannen auf ungerechtfertigte Weise ausweiten. Aber womit? Und wie definiert sie ungerechtfertigt? Italien werde entweder in Zahlungsverzug geraten, den Euro verlassen oder im Rahmen einer Schuldenvergemeinschaftung gerettet werden, wie sie bereits von Draghi und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron gefordert wurde, so Cookson.
(Bloomberg)