Ein Plus von 12 Prozent seit Anfang 2020, und 4 Prozent Kursgewinn seit Anfang dieses Jahres: Das ist der Kursverlauf des SPI Extra, der die Performance kleiner und mittelgross kaptialisierter Schweizer Unternehmen zusammenfasst. Der Gesamtmarkt gemessen am breiten Swiss Performance Index (SPI) kommt auf 5 Prozent Kursanstieg seit Anfang 2020, und gut 1 Prozent seit Anfang 2021. Aber dort drücken ja auch die nicht so gefragten defensiven Werte auf den Kurs. 

Der Schweizer Markt zählt bei den so genannten Small und Mid Caps viele qualitativ gute Unternehmen: Industriegruppen, Technologieentwickler oder hochspezialisierte Zulieferer grosser Konzerne. Doch Profis haben auch gut laufende Titel immer im Blick. Sie kaufen zu, wenn sie Gelegenheiten sehen, reduzieren aber auch bei gewissen Aktien.

cash.ch hat nachgefragt, wo Fondsmanagerinnen und Fondsmanager jüngst ihre Portfolios verändert haben. 

Birgitte Olsen, Bellevue Asset Management: Zur-Rose-Position halbiert

Angesichts einer weiter reflationären Situation legt Brigitte Olsen ihr Augenmerk weiterhin verstärkt auf Value-Titel und Zykliker. So hat sie jüngst ihre Position beim Flughafen Zürich ausgebaut. "Dank des Immobilien-Bestands gibt es hier einen Schutz nach unten." Zudem werde das Unternehmen besonders stark von einer Konjunkturerholung profitieren, sagt Olsen auf Anfrage von cash. Auch bei Sulzer, Arbonia und Burckhardt Compression habe sie zugekauft. "Viele Industrie-Firmen haben während Corona ihre Kostenstruktur gezwungenermassen noch weiter verbessert". Davon profitierten die Titel jetzt.

Gewinne mitgenommen hat Olsen mit ihrem Fonds "BB Entrepreneur Switzerland" hingegen bei stark wachsenden Unternehmen. Bei der Online-Apotheke Zur Rose hat sie ihre Position nahezu halbiert. "Die Wachstumserwartungen sind einfach zu steil geworden." Bei einem Kurs von 500 Franken "war es genug", so Olsen. Abgebaut hat sie zudem bei den ebenfalls gut gelaufenen Titeln von Partners Group und Sika sowie bei Schindler.  

Anderen Wachstumstitel hält sie aber weiterhin die Stange. "Titel wie Logitech, Pierer Mobility oder SoftwareOne sind weiterhin interessant bewertet." Auch lohne es sich, einen Blick auf sogenannte "Hyper-Growth"-Aktien zu werfen, also sehr stark wachsende Unternehmen. Hier setzt Olsen auf die Halbleiter-Werte Inficon und VAT. "Die Halbleiter- Branche dürfte strukturell weiter klar profitieren", so Olsen.

Simon Lutz, Baumann & Cie: Zukäufe bei Huber+Suhner, Stadler und Vetropack

Das Management des "Baumann Aktien Schweiz Small & Mid Caps" Fonds hat zuletzt insbesondere beim Elektronikunternehmen Huber+Suhner, dem Bahnbauer Stadler Rail und dem Verpackungsmaschinenhersteller Vetropack zugekauft. Diese Titel hätten noch höhere Bewertungen verdient, sagt Vermögensverwalter Simon Lutz auf Anfrage von cash. "Wir haben da eine langfristige Überzeugung."

Die 5G-Technolgie und die Elektrifizierung böten weiteres strukturelles Wachstum für Huber+Suhner. Die Unsicherheit nach dem Cyberangriff vom Dezember habe den Kurs belastet und Chancen für Zukäufe eröffnet. Die im Kurs etwas zurückgebliebene Aktie von Stadler Rail werde von steigenden Infrastrukturausgaben profitieren. Vetropack wiederum, so Lutz, profitiere von der steigenden Bedeutung von Glas als Verpackungsmaterial und biete gerade auch im Vergleich mit anderen Branchenvertretern wie SIG oder Aluflexpack noch Kurspotenzial.

Gewinne mitgenommen hat der Fonds hingegen nach der gestiegenen Bewertung beim Bauausrüster Zehnder. "Der Markt hat erkannt, dass das Lüftungsgeschäft gegenüber der älteren Division Heizkörper solide wächst."

Martin Lehmann, 3V Asset Management: «Qualitätsprämie zahlen lohnt sich»

Martin Lehmann ist im Januar beim Bauausrüstungs- und Sensorikunternehmen Belimo eingestiegen. "Von der Bilanz, dem Margenprofil und dem Management her ist dies eine absolute Qualitätsaktie", sagt Lehmann. Als negativen Punkt könne man die hohe Bewertung (Kurs-Gewinn-Verhältnis 48) sehen: "Allerdings kann Belimo die Kapitalkosten nachhaltig verdienen, und das für mich ein Aspekt, der eine hohe Bewertung rechtfertigt." Eine "Qualitätsprämie" zu zahlen lohne sich derzeit, sagt Lehmann im Gespräch mit cash. 

Letzten Herbst schon eingestiegen ist Lehmann mit seinem "3V Invest Swiss Small + Mid Cap Fonds" bei SIG Combibloc. Die Position sei schrittweise erhöht worden: "Auch das ist eine Qualitätsaktie. Zudem ist SIG sogar noch vergleichsweise günstig bewertet." Einen Pandemieverlierer wie Dufry würde Lehmann nach zwei Kaptialerhöhungen nicht kaufen – dafür interessiert ihn Swatch wieder mehr. Sein Fonds hielt die Aktie bereits einmal. Jetzt, mit einem stark verbesserten Kostenmanagement in einem Aufschwung in China, ist für ihn der Uhrenkonzern wieder eine attraktive Möglichkeit.

Patrik Jäger, IFS Zürich: «Taktisch bei Comet und Inficon reduziert»

Patrik Jäger war mit seinem "IFS Swiss Small & Mid Cap Equity Fund" lange bei Technologie-Aktien übergewichtet. Angesichts der Rally in diesem Segment sah er sich zuletzt dazu veranlasst, hier "taktisch zu reduzieren". Da gelte etwa für Comet oder Inficon. "Das sind noch immer gute Unternehmen, doch die Bewertungen sind mittlerweile doch relativ hoch", so Jäger. Bei Comet sei etwa die sehr gute Entwicklung in der Division Plasma Control Technologies (PCT) mittlerweile im Aktienkurs eingepreist. Bei Tech-Titeln wie Logitech hingegen bleibt Jäger trotz des guten Laufes weiter dabei.

Zugekauft hat der Portfoliomanager hingegen beim Apothekenbetreiber Galenica. "Das Unternehmen schafft es, mit kleinen Akquisitionen geschickt zu wachsen und seine Profitabilität zu steigern." Für Jäger ist Galenica derzeit eine Qualitätsaktie zum günstigen Preis. Auch beim Medizintechniker Ypsomed hat er zugeschlagen. Zudem erscheint ihm AMS interessant. "Mittelfristig sieht es auf der technologischen Front sehr gut aus", sagt Jäger. Auch weil Tochter Osram im zukunftsträchtigen Micro-LED-Geschäft führend sei.

Marc Possa, VV Vermögensverwaltung: «Core-Convictions» unverändert

Marc Possa, der den Fonds Sara Select leitet, ist derzeit eher etwas an der Seitenlinie: "Ich kann bis zu zehn Prozent als Barquote halten, und ich habe im Moment rund 7 Prozent Cash". Jetzt kämen die Jahresresultate und Ausblicke der Unternehmen, doch weitere Lockdownmassnahmen relativierten diese Ausblicke. Dazu komme: "Im Moment sind wir in einem Umfeld, wo der Markt wegen der Geldpolitik als Resultat der Preisbildung völlig verzerrt ist."

Bei seinen "Core-Conviction"-Investments hat Possa wenig verändert: Seine grossen Positionen wie Bachem, Logitech, Also hätten den gleichen Rückenwind wie bisher, seinen weiter gut geführt, klar auch teurer geworden. "Aber das Umfeld schreit danach, wie beim Homeoffice, von dem Logitech profitiert. VAT im Chip-Geschäft ist nicht schlechter, sondern noch fitter geworden."

Im vergangenen Jahr etwas zugekauft hat Possa bei Titeln wie Phoenix Mecano, Stadler Rail oder Klingelnberg: "Kleine Unternehmen, die noch Potential haben – operativ und als Aktien."