Lange Wochen mussten sich die Aktionäre von Stadler Rail in Geduld üben. Nun liegt beim Zughersteller aus Bussnang das Ergebnis für die erste Jahreshälfte endlich vor.
Grund zum Feiern gibt es allerdings nicht. Mit 935 Millionen Franken liegt der Halbjahresumsatz um ganze 16 Prozent unter dem Vorjahreswert. Dabei werden die durchschnittlichen Analystenschätzungen von 1,05 Milliarden Franken klar verfehlt. Noch deutlicher liegt der operative Gewinn (EBIT) von 5 Millionen Franken hinter den Erwartungen zurück, waren Analysten im Vorfeld doch von einem operativen Halbjahresgewinn in Höhe von gut 27 Millionen Franken ausgegangen.
Das Unternehmen selber rechnet für das Gesamtjahr mit einem leichten Umsatzrückgang sowie mit einer operativen Marge von mehr als 5 Prozent. Auch das ist weniger, als Analysten erwartet hatten.
Beobachter sind sichtlich enttäuscht. Dem Firmenpatron Peter Spuhler sei es nach seiner Rückkehr an die Spitze der Geschäftsleitung nicht gelungen, das Ruder wieder herumzureissen, so lautet der Tenor. Damit zerstreuen sich die Hoffnungen auf einen raschen Turnaround.
Bessere zweite Jahreshälfte erwartet
Die Anleger scheinen diese Ansicht nur bedingt zu teilen. Die Stadler-Rail-Aktie schüttelt die vorbörslichen Kursverluste ab. Zur Stunde gewinnt sie gar 4,7 Prozent auf 39,50 Franken. Händler erklärten sich diese Reaktion damit, dass bereits im Vorfeld mit einem schwachen Zahlenkranz gerechnet wurde.
In einem Kommentar zeigt sich auch die Credit Suisse leicht enttäuscht von der Umsatz- und Gewinnentwicklung in der ersten Jahreshälfte. Nur gerade im besser als erwartet ausgefallenen Auftragseingang sieht die Grossbank einen Lichtblick. Sie stuft die Aktie wie bis anhin mit "Neutral" und einem Kursziel von 38 Franken ein.
Bei der UBS stösst man sich hingegen an der hohen Barmittelverbrennung, flossen in den ersten sechs Monaten unter dem Strich doch 295 Millionen Franken aus dem Unternehmen ab. Dadurch stieg die Nettoverschuldung auf 417 Millionen Franken. Die Grossbank macht weiterhin Probleme bei der Geschäftsumsetzung aus und bleibt für die Aktie bei "Neutral" mit einem 12-Monats-Kursziel von 42,50 Franken.
Steigt die RAG-Stiftung nun ganz aus?
Wie die Credit Suisse hebt auch die Zürcher Kantonalbank den widerstandsfähigen Auftragseingang hervor. Sie rechnet zwar mit einer deutlich besseren zweiten Jahreshälfte, sieht Stadler Rail den Einbruch vom ersten Halbjahr jedoch nicht vollständig aufholen. Wie die Zürcher Bank weiter schreibt, sollte das Unternehmen angesichts des rekordhohen Auftragsbestandes ab dem kommenden Jahr den Wachstumspfad wieder fortschreiten können. Das Anlageurteil lautet "Marktgewichten".
Neben der Ergebnisenttäuschung sorgt auch die in zwei Tagen auslaufende Sperrfrist auf den Titelbeständen des Grossaktionärs RAG-Stiftung für Gesprächsstoff (der cash Insider berichtete). Wie aus den Handelsräumen hiesiger Banken verlautet, könnten sich die Deutschen vom verbleibenden 4,5-Prozent-Paket trennen und sich ganz aus dem Aktionariat zurückziehen. Das wiederum ginge auf kurze Sicht vermutlich mit tieferen Kursen einher. Bereits Ende Mai trennte sich die RAG-Stiftung von etwas mehr als der Hälfte der damaligen Beteiligung.