Der am Mittwoch veröffentlichte CS-CFA-Indikator erholte sich im April etwas auf -33,3 Punkte von zuvor -41,3 Punkten. Im März war der Index vor allem wegen der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor abgestürzt, im Februar hatte er noch bei -12,3 Punkten gelegen. Das Stimmungsbarometer der Schweizer Finanzanalysten notiert damit den vierzehnten Monat unter null und steht damit seit über einem Jahr auf konjunkturellem Abschwung.
Allerdings gingen die befragen Analysten lediglich von einem schwachen Wachstum aus und nicht von einem Nullwachstum. Die Rezessionsängste schienen sogar eher zurückzugehen, schreibt die Credit Suisse in einer Mitteilung.
So hätten bei der letzten Umfrage noch 14 Prozent der Umfrageteilnehmer mit einer Kontraktion in diesem Jahr gerechnet, diese Sorge sei bei der jetzigen Umfrage aber verschwunden. Vielmehr sehe die Mehrheit ein schwaches Wachstum um 1 Prozent in diesem Jahr (Durchschnitt 1,2%) und eine Erholung mit einem Zuwachs des Bruttoinlandprodukts von 1 bis 3 Prozent (Durchschnitt 1,6%) im nächsten Jahr.
Derweil divergieren die Leitzinserwartungen für Europa und die USA gemäss der Umfrage zunehmend. In der Schweiz und der Eurozone rechnen 70 Prozent der befragten Analysten bis zum Herbst noch mit weiteren Zinsschritten der Notenbanken. In Bezug auf die USA ist der Anteil dagegen schon seit einigen Monaten rückläufig: Mittlerweile sehen mehr als die Hälfte der Befragten den Leitzins dort im Oktober auf einem tieferen Niveau als heute.
Die Analysten gehen aber nach wie vor von einer hohen Inflation in der Schweiz aus. So seien die Inflationserwartungen für die mittlere Frist im Vergleich zum vergangenen Quartal erneut angestiegen. Jeder vierte Analyst sieht die durchschnittliche Inflation selbst im Jahr 2024 noch ausserhalb des Zielbands der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von 0 bis 2 Prozent.
Für 2023 wird im Schnitt mit 2,6 Prozent gerechnet, für 2024 mit rund 2 Prozent. Positiv sei aber, dass kein Analyst eine derart starke Finanzkrise erwartet, dass es zu Deflation kommen könnte.
Angesichts der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor sowohl in den USA als auch in der Schweiz wurden die Finanzanalysten auch zum Bankensystem befragt. Trotz verschiedener Herausforderungen zeigte sich jedoch fast die Hälfte der Finanzanalysten gelassen und erwartet langfristig keine grosse Veränderung in der Bedeutung von Banken.
Es dürfte aber gemäss den Antworten wohl innerhalb des Sektors zu Verschiebungen kommen. Dabei rechnen die Teilnehmer nicht mit dem Zerschlagen von Grossbanken, sondern vielmehr mit einem Konsolidierungstrend hin zu wenigen besonders bedeutenden Banken - und einem "bunten Feld von Wettbewerben im Fintech-, Krypto- und Schattenbankbereich".
Für das Barometer der CFA Society Switzerland und der Credit Suisse wurden den Angaben zufolge zwischen dem 13. und 20. April 80 Analysten aus der Schweizer Finanzbranche befragt.
(AWP)