Am 15. Januar sind die Negativzinsen in der Schweiz in das sechste Jahr gegangen. Die Schweizerische Nationalbank hatte den Zinssatz von minus 0,75 Prozent Anfang 2015 anstelle der Kursuntergrenze zum Euro eingeführt. Das Ziel des Massnahme ist bis heute, einer Aufwertung des Schweizer Franken entgegenzuwirken.

Was der Schweizer Exportwirtschaft und dem Tourismus hilft, stellt für die Banken allerdings ein Ärgernis dar. Die Negativzinsen beeinträchtigen das traditionelle Bankgeschäft. Sie verringern die Margen und somit die Gewinne.

Doch dermassen schlimm scheint die Lage nicht zu sein. Die Banken erleiden keinen systematischen Rückgang der Gewinne mit negativen Zinssätzen. Dies gilt insbesondere für die Schweiz. Zu diesem Schluss kommt Swiss Finance Institute-Professor Philippe Bacchetta von der Universität Lausanne in einem Diskussionspapier, das am Mittwoch veröffentlicht wurde. Die Banken haben sich längst auf die neue Situation eingestellt.

Die Finanzinstitute litten zwar auch unter einem Rückgang der langfristigen Zinssätze, wie Bacchetta eine wachsende Anzahl empirischer Studien zusammenfasst, welche die Auswirkungen von Negativzinsen auf Bankgewinne untersuchen. Das Gesamtergebnis sei aber, dass niedrigere Zinssätze insgesamt allenfalls einen geringen negativen Effekt auf Bankgewinne hätten. 

Hier ist zum Beispiel die UBS zu nennen. Im vergangenen Jahr steigerte die grösste Schweizer Bank auch wegen des Börsenbooms den Gewinn auf 6,6 Milliarden Dollar. Damit fuhr das Institut das beste Ergebnis seit 2015 ein, dem Jahr der Einführung der Negativzinsen in der Schweiz.

Die Gründe für die weiterhin hohen Bankgewinne

Es gibt laut Professor Bacchetta "zahlreiche Faktoren, welche die begrenzten Auswirkungen negativer Zinssätze auf Bankgewinne erklären". Die betreffen das Umfeld der Banken und Massnahmen, welche die BAnken selber getroffen haben. Die Faktoren:

• Die Banken erhalten nur auf einen Teil ihrer Aktiva negative Renditen, vor allem, wenn es wie in der Schweiz eine gestaffelte Reservevergütung gibt.

• Einlagen stellen nur einen Teil der Verbindlichkeiten der Banken dar (etwa die Hälfte im Durchschnitt der Schweizer Banken).

• Die Banken konnten Negativzinsen auf Unternehmenseinlagen erheben, so dass nur für Privatkundeneinlagen von begrenztem Umfang eine Untergrenze für Zinsen besteht.

• Die Banken haben ihre Gebühren für Einlagen erhöht.

• Banken setzen verstärkt auf Provisions- und Handelsgeschäfte.

• Die Banken haben von den Kapitalgewinnen profitiert.

• Niedrigere Zinssätze tragen zu einer stärkeren Wirtschaft und zu widerstandsfähigeren Kreditnehmern bei.

Es gibt laut Bacchetta zwar einige Hinweise darauf, dass kleinere Banken stärkere Auswirkungen der Negativzinsen zu verzeichnen hätten als andere Institute. Insbesondere solche, die stärker auf Privatkundeneinlagen angewiesen sind. "Aber dieses Ergebnis ist umstritten", so Bacchetta.

Ebenso könnten niedrige Zinsen zu einer Suche nach Rendite führen und das Risiko von Vermögenswerten erhöhen. "Doch hat sich ein Anstieg des Risikos bisher nicht auf die Gewinne ausgewirkt". Dies sei jedoch ein noch immer bestehendes Risiko, so Bacchetta.