Die niederländischen Institute ABN Amro, ING, Rabobank und die italienische UniCredit sowie zahlreiche kleinere Geldhäuser im Euro-Raum schütten vorerst kein Geld an Aktionäre aus. Die Schweizer Banken UBS und Credit Suisse halten dagegen an ihren Dividendenplänen fest, wie sie am Montag mitteilten.

Die EZB hatte Banken vergangene Woche aufgefordert, wegen der Virus-Pandemie bis mindestens zum 1. Oktober keine Dividenden für die Jahre 2019 und 2020 zu zahlen. Von den Schweizer Behörden kam eine ähnliche Aufforderung. Sie rieten den Banken zu einer "sorgfältigen Abwägung" darüber, wie hoch die Dividenden im aktuellen Umfeld ausfallen sollten. Die EZB hat keine Aufsichtsbefugnis über die Schweizer Banken.

"Obwohl wir gut kapitalisiert und finanziert sind, halten wir es für klug, die Empfehlungen der EZB zu befolgen", sagte ING-Chef Ralph Hamers, der im Jahresverlauf CEO der UBS werden soll. Die Bank habe dadurch mehr Flexibiliät, um Kunden und die Gesellschaft bei der Bekämpfung der Corona-Krise zu unterstützen. "Dies sind außergewöhnliche Zeiten für uns alle."

Nach dem 1. Oktober werde ING weitere Entscheidungen über ihre Dividendenpolitik fällen. Bei ABN Amro hieß es, die Folgen der Virus-Krise für Kunden, die Qualität des Kreditportfolios und die gesamte Wirtschaft seien noch nicht abschätzbar. Im ersten Quartal erwarte die Bank einen Verlust, auch weil sich ein Kunde in den USA mit riskanten Wertpapieren verzockt hatte. Daher werde ABN Amro den Rat der EZB befolgen und die Dividendenpläne zunächst auf Eis legen.

Die UBS will dagegen nach wie vor 0,73 Dollar je Aktie an Aktionäre auszahlen. Das Institut verfüge über eine starke Kapitalbasis und sei strategisch gut positioniert, sagte eine Sprecherin des Geldhauses, das während der globalen Finanzkrise 2008/09 vom Staat gestützt werden musste. "UBS ist als größte Schweizer Bank in der Lage, die Wirtschaft zu unterstützen und gleichzeitig eine angemessene Dividendenpolitik zu verfolgen." Auch die Credit Suisse erklärte, sie verfolge eine nachhaltige Dividendenpolitik und werde dies auch weiterhin tun. "Es ist nicht geplant, die bestehende Politik zu ändern."

UBS-Aktie sinkt trotzdem

UniCredit kündigte bereits am Wochenende an, keine Gewinnausschüttung zu machen und auch die Aktienrückkäufe auszusetzen. Die Münchner HypoVereinsbank, die zur UniCredit gehört, darf dagegen wie geplant eine Dividende von knapp 3,3 Milliarden Euro an den italienischen Mutterkonzern überweisen, wie Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling dem "Handelsblatt" sagte. "Wir wollen mit der Empfehlung verhindern, dass in der aktuell unsicheren Lage durch Ausschüttungen womöglich später dringend benötigtes Kapital aus dem Bankensystem abfließt. Bei Zahlungen zwischen Mutter- und Tochterunternehmen innerhalb von Bankkonzernen ist das aber nicht der Fall."

Die Deutsche Bank trifft der Dividenden-Rat der EZB nicht, da sie wegen ihres Konzernumbaus bereits angekündigt hatte, auf Gewinnausschüttungen für 2019 und 2020 zu verzichten. Die Aareal Bank und die Commerzbank machten Fragezeichen hinter ihre Dividendenpläne, trafen aber noch keine entgültige Entscheidung.

Investoren gingen auf Abstand zu Bankaktien. Der europäische Bankenindex verlor 3,3 Prozent. UniCredit-Titel gaben 2,3 Prozent nach, Aktien von ING und ABN Amro verloren je rund sechs Prozent, die Papiere der UBS gaben gut zwei Prozent nach. 

(Reuters)